Weiteres Medienopfer rehabilitiert/Ermittlungen gegen Pater Damian Mai eingestellt
Felizitas Küble, Leiterin des kath. KOMM-MIT-JugendverlagsNicht zum ersten Mal erweist sich eine Medienkampagne gegen einen katholischen Priester als unberechtigt: Nach 5 Monaten hat die Staatsanwaltschaft Würzburg das Ermittlungsverfahren gegen den Franziskanerpater Damian Mai eingestellt, wie Staatsanwalt Burkhard Pöpperl am 18.8.2010 bekanntgab: Die gegen den Geistlichen erhobenen Vorwürfe seien teils ohnehin verjährt, teils strafrechtlich nicht relevant.
Dem 76-jährigen Ordenspriester war im Februar 2010 in zahlreichen Zeitungsartikeln von der „Frankfurter Rundschau“ über den Bonner „Generalanzeiger“ bis zur Würzburger „Mainpost“ wochenlang sexueller Mißbrauch von Schutzbefohlenen vorgeworfen worden, wobei anonyme „Zeugen“ zitiert wurden.
Der „Generalanzeiger“ verunglimpfte den Geistlichen in seinem Bericht vom 23.3.2010 sogar im Titel als „Seelenverderber“. Pater Damian Mai hatte die Anschuldigungen stets als „absurd“ bestritten und als „Intrige“ bezeichnet.
Das jetzige Verfahren der Würzburger Staatsanwaltschaft betraf zunächst den Zeitraum von 1963 bis 1977: damals war der Ordensmann als Rektor und Pädagoge im St.-Ludwig-Kolleg in Bonn tätig. Vier ehem. Schüler, die Vorwürfe erhoben hatten, wurden von den Ermittlern befragt.
Allerdings wurden die Anschuldigungen bereits Mitte der 70er Jahre staatsanwaltschaftlich untersucht: Pater Damian Mai hatte sich aus formalen Gründen bzw. zwecks juristischer Klärung der Vorwürfe selbst angezeigt.
Nach langwierigen Ermittlungen wurde er vollständig entlastet - nicht „nur“ mangels Beweisen, sondern „mangels Tatbestand“ (fehlender Tatverdacht). Darauf wies Pater Leo Beck, der Franziskaner-Provinzialminister von Würzburg, in einer öffentlichen Erklärung vom 22.2.2010 ausdrücklich hin.
Gegenüber der „Mainpost“ stellte der Provinzial außerdem klar: „Pater Damian Mai hat sich 1976 genauso verhalten, wie es die Leitlinien der deutschen Ordenskonferenzen festlegen. Als ihm die Vorwürfe bekannt wurden, hat er sich selbst angezeigt und ist dann vom Kolleg weggeblieben, damit die Mitarbeiter und Schüler des Internats unbeeinflußt befragt werden konnten.“
Provinzial Leo Beck zeigte sich erstaunt darüber, daß die Bistumsleitung den beschuldigten Priester sofort beurlaubte und diese Entscheidung veröffentlichte, ohne mit dem Geistlichen gesprochen zu haben. „An diesem Tag ist sein Lebenswerk zusammengestürzt“, erklärte der Provinzial und fügte hinzu, es handle sich bei Pater Mai „um einen der Engagiertesten von uns“.
Dieser eindeutige Sachverhalt hinderte die linksgerichtete „Frankfurter Rundschau“ (FR) im Zuge der damals aktuellen Mißbrauchshysterie nicht daran, am 20. Februar 2010 einen reißerischen Artikel gegen Pater Damian Mai zu veröffentlichen, in dem die alten, seit Jahrzehnten widerlegten Anschuldigungen wieder neu aufgewärmt und von anonymen „Betroffenen“ ausgewalzt wurden.
Wenn Ungnade vor Recht ergeht
Die Würzburger Kirchenleitung reagierte auf den Sensationsbericht der FR exakt nach der von Erzbischof Reinhard Marx (München) ausgegebenen Parole einer„Null-Toleranz-Strategie“: Sobald ein Mißbrauchs-Vorwurf auftaucht, sei er berechtigt oder nicht, wird der Angeschuldigte zumindest beurlaubt, wenn nicht gar zum Amtsrücktritt gedrängt (z.B. in der Causa des Internats Ettal).
Das bischöfliche Vorgehen erscheint in diesem Fall freilich besonders merkwürdig, weil die von der „Frankfurter Rundschau“ erhobenen Vorwürfe bereits juristisch widerlegt waren. Obwohl dieser Sachverhalt dem Ordinariat durch den Würzburger Franziskaner-Provinzial zuvor mitgeteilt wurde, ist Pater Damian Mai am 22. Februar 2010 vom Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann „mit sofortiger Wirkung“ von allen seelsorglichen Tätigkeiten beurlaubt worden.
Demgegenüber hatte sich der katholische Sportverband DJK (Deutsche Jugendkraft)
in Würzburg mit dem Ordensgeistlichen solidarisiert, der ihnen als „Geistlicher Beirat“ gut bekannt war. Hierüber berichtete das online-Nachrichtenportal „www.katholisch.de“ am 1. März 2010:
„So hatte sich die DJK Würzburg bereits vergangenen Donnerstag hinter den Pater gestellt. Auch aktive und ehem. Mitglieder der KSJ (Katholischen Studierenden Jugend) sind empört, wie Medien und Bistumsleitung mit ihrem derzeit beurlaubten Diözesan-Kaplan umgingen. Es ist von „Rufmord“ die Rede. Die Mitglieder fordern seine Rehabilitation.“
Während die Würzburger Bistumsleitung stur ihre „Null-Toleranz-Strategie“ einer de-facto-Vorverurteilung durchzog, meldeten sich viele Menschen mit Leserbriefen öffentlich zu Wort, die den attackierten Geistlichen aus ihrer Jugendzeit kennen.
So schrieb der kath. Pädagoge Josef Zellner aus Würzburg in der „Mainpost“ vom 12.3.2010:
„Aus meiner persönlichen Erfahrung mit Pater Damian in Rahmen seiner Arbeit als Gruppenkaplan der KSJ bis hin zu Jugendsegelwochen in den achtziger Jahren kann ich nur sagen: Pater Damian Mai eignet eine mannhafte Herzlichkeit, die von manchen als autoritär empfunden werden mag, die mich als Heranwachsenden aber schlicht stolz gemacht hat, wenn er Gruppenleiter und Mitglieder zum Geburtstag bei den Eltern zuhause besuchte, um dem Geburtstagskind wuchtig-anerkennend seine Hand auf die Schulter zu schlagen.
Einem Mann, der so stark seine Berufung als Ordensmann wie die auf tiefen Sinn zielende katholische Jugendarbeit lebt, sexuelle Interessen zu unterstellen, ist nach meinem Urteil seines Charakters absurd. Wie leicht jemand in Verdacht geraten kann, weiß ich - seit 13 Jahren Gymnasiallehrer - selbst sehr gut.“
Auch Frank Brennfleck kennt Pater Damian Mai seit seiner Jugend: „Er hat mich durch Höhen und Tiefen begleitet. Seine Schulter war da, wenn ich sie gebraucht habe. Daraus ist eine Freundschaft entstanden, die bis heute hält“, erklärte der 36-Jährige gegenüber der „Mainpost“.
Die Würzburger KSJ-Gruppenleiterin Daniela Eckardt stellte sich ebenfalls auf die Seite des vorverurteilten Geistlichen und verlangte bereits Anfang März 2010 seine Rehabilitation: „Wir hängen am Pater und wollen ihn als Kaplan behalten“, erklärte sie frank und frei.
Ähnlich äußerte sich DJK-Mitglied Susanne Kestler gegenüber der „Mainpost“: „Er war sich seiner Vorbildwirkung bewußt und hat die gebotene Distanz nie vermissen lassen“, versicherte sie.
Besonders deutlich fiel die Pressemitteilung des Würzburger kath. DJK-Jugend-Sportverbands aus. Deren Vorsitzender Wolfgang Faust bezeichnete die anonym vorgebrachten Anschuldigungen gegen Pater Mai bereits am 25. Februar 2010 als „feige und unerträglich“.
Außerdem erklärte er: „Die Vorwürfe einerseits sowie die Wucht der Reaktionen andererseits trafen den betagten Mann wie einen Blitz aus heiterem Himmel. Wenn diese Praxis Schule macht, können wir uns auf eine Welle der Denunziation einstellen, die das Klima unserer Gesellschaft vergiftet... Hier hat man über Nacht das Lebenswerk eines Mannes, gegen den es keine aktuellen Anschuldigungen gibt, nachhaltig beschädigt.“
Der Würzburger DKJ-Chef wies zudem darauf hin, daß sich Pater Damian Mai um Jugendarbeit und Sport seit langem verdient gemacht hat. Wegen seines idealistischen Einsatzes sei der Priester Träger des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sowie des Goldenen Ehrenabzeichens der Caritas.
Während sich aktive Sportler, katholische Familienväter und -mütter, ehemalige Weggefährten des Geistlichen und junge Gruppenleiterinnen aus Würzburg öffentlich hinter Pater Damian Mai stellten, als die Medienwogen im Februar und März 2010 hochgingen, betrieb das bischöfliche Ordinariat eine feige Strategie der Entsolidarisierung und de-facto-Vorverurteilung.
Nachdem die Ermittlungen gegen Pater Mai - wie bereits in den 70er Jahren - nun erneut eingestellt wurden, sollte die Bistumsleitung jetzt endlich in sich gehen, statt in ähnlichen Situationen weiter vorschnell außer sich zu geraten.