Warum Vater UND Mutter als Eltern immer wichtiger werden
Christiane Jurczik
Es gibt drei Parameter von Armut, die mit den Familien zu tun haben und über die wir in Deutschland mehr diskutieren sollten als bisher: Das sind, als häufigster Armutsgrund nach Arbeitslosigkeit, die Trennungen. Das ist die Kommunikation, das Sprechen in den Familien. Und das ist das Innenleben, die Familienähnlichkeit oder -unähnlichkeit der Kitas. Alle drei Punkte haben mit Werten zu tun, berichtet Die Welt am 07.04.15.
So werden Kinder immer mehr zu Opfern unserer Ich-Optimierung in unserer Unverbindlichkeitswelt. Dies beweisen ein paar einfache Tatsachen, die viele nicht wahrhaben wollen. Zum Beispiel, dass Scheidungskinder später beinahe doppelt so häufig geschieden werden wie Nicht-Scheidungskinder. Dass sie stärker zu Depressionen und Schizophrenie neigen und häufiger kriminell werden. Sie haben Probleme, Nähe aufzubauen und Menschen zu vertrauen. Sie wissen nicht, wie sich Familie anfühlt, sie haben es nie gespürt. Eine Scheidung ist eine Selbstverständlichkeit und kein Schicksalsschlag mehr. Für ein Kind aber ist sie eine Tragödie!
Der amerikanische Politikwissenschaftler und Soziologe Robert Putnam setzt sich in seinem neuen Buch “Our Kids” mit der dramatischen Bedeutung auseinander, die Klassenzugehörigkeit in den USA für die Bildungsbiografien von Kindern erlangt – während ihr ethnischer Hintergrund immer unwichtiger wird.
Deutschland ist nicht Amerika, aber amerikanische Trends erreichen uns in der Regel früher oder später. Das funktionierende, stabile Beziehungen, die auch eine gelegentliche Enttäuschung überstehen, von entscheidender Bedeutung für das Glück der Erwachsenen wie für das Glück der Kinder sind, ist unumstritten und sollte in der öffentlichen Auseinandersetzung eine stärkere Bedeutung bekommen. Eine stärkere Bedeutung jedenfalls als die sehr folgenreiche Freiheit, sich alle paar Lebensabschnitte neu zu entscheiden.
Dabei spielen geradezu reaktionär anmutende Kriterien eine Rolle: Kinder von verheirateten Eltern haben wesentlich bessere Chancen, einen College-Abschluss zu machen, als die Kinder von Nichtverheirateten oder Alleinerziehenden.
Auch in Deutschland sind nicht Kinder das Armutsrisiko, sondern auseinanderbrechende Elternpaare, mit all den materiellen und immateriellen Folgen der Trennung: weniger Einkommen, weil nicht beide Partner voll arbeiten können; doppelte Haushaltsführung; fehlende männliche Vorbilder; Erschöpfung, weil sich zwei Erwachsene besser als einer gegen den Kinderstress feien können, Einsamkeit usw.
Bürgerliche Traditionen sind wertvoll und unverzichtbar
Für das soziale Fortkommen sind unverzichtbar die bürgerlichen Gewohnheiten und Tugenden wie Lesen, Musizieren, Konversation, Manieren und Bedürfnisaufschub. Sie fördern den Zusammenhalt von Familie, Freundschaft Liebe, Geborgenheit und Zugehörigkeit. Diese Gewohnheiten müssten auch in die Kitas übernommen werden. Beispielhafte Ziele wie gesunde Ernährung und Sport sind ja schon angekommen. Auch vorgelesen wird in vielen Kindergärten bereits liebevoll.
Aber eine systematische Debatte darüber, wie nah das Innenleben der Kita der bildungsbürgerlichen Familie kommen darf, werden wir noch führen müssen. Jedenfalls dann, wenn wir der anderen Armut – und damit vielleicht der Armut insgesamt – ernsthaft den Kampf ansagen wollen. Dazu gehört eben mehr, als die Kaufkraft aller Menschen in die Nähe des aktuellen Warenkorbs zu bringen.
Es gibt drei Parameter von Armut, die mit den Familien zu tun haben und über die wir in Deutschland mehr diskutieren sollten als bisher: Das sind, als häufigster Armutsgrund nach Arbeitslosigkeit, die Trennungen. Das ist die Kommunikation, das Sprechen in den Familien. Und das ist das Innenleben, die Familienähnlichkeit oder -unähnlichkeit der Kitas. Alle drei Punkte haben mit Werten zu tun, berichtet Die Welt am 07.04.15.
So werden Kinder immer mehr zu Opfern unserer Ich-Optimierung in unserer Unverbindlichkeitswelt. Dies beweisen ein paar einfache Tatsachen, die viele nicht wahrhaben wollen. Zum Beispiel, dass Scheidungskinder später beinahe doppelt so häufig geschieden werden wie Nicht-Scheidungskinder. Dass sie stärker zu Depressionen und Schizophrenie neigen und häufiger kriminell werden. Sie haben Probleme, Nähe aufzubauen und Menschen zu vertrauen. Sie wissen nicht, wie sich Familie anfühlt, sie haben es nie gespürt. Eine Scheidung ist eine Selbstverständlichkeit und kein Schicksalsschlag mehr. Für ein Kind aber ist sie eine Tragödie!
Der amerikanische Politikwissenschaftler und Soziologe Robert Putnam setzt sich in seinem neuen Buch “Our Kids” mit der dramatischen Bedeutung auseinander, die Klassenzugehörigkeit in den USA für die Bildungsbiografien von Kindern erlangt – während ihr ethnischer Hintergrund immer unwichtiger wird.
Deutschland ist nicht Amerika, aber amerikanische Trends erreichen uns in der Regel früher oder später. Das funktionierende, stabile Beziehungen, die auch eine gelegentliche Enttäuschung überstehen, von entscheidender Bedeutung für das Glück der Erwachsenen wie für das Glück der Kinder sind, ist unumstritten und sollte in der öffentlichen Auseinandersetzung eine stärkere Bedeutung bekommen. Eine stärkere Bedeutung jedenfalls als die sehr folgenreiche Freiheit, sich alle paar Lebensabschnitte neu zu entscheiden.
Dabei spielen geradezu reaktionär anmutende Kriterien eine Rolle: Kinder von verheirateten Eltern haben wesentlich bessere Chancen, einen College-Abschluss zu machen, als die Kinder von Nichtverheirateten oder Alleinerziehenden.
Auch in Deutschland sind nicht Kinder das Armutsrisiko, sondern auseinanderbrechende Elternpaare, mit all den materiellen und immateriellen Folgen der Trennung: weniger Einkommen, weil nicht beide Partner voll arbeiten können; doppelte Haushaltsführung; fehlende männliche Vorbilder; Erschöpfung, weil sich zwei Erwachsene besser als einer gegen den Kinderstress feien können, Einsamkeit usw.
Bürgerliche Traditionen sind wertvoll und unverzichtbar
Für das soziale Fortkommen sind unverzichtbar die bürgerlichen Gewohnheiten und Tugenden wie Lesen, Musizieren, Konversation, Manieren und Bedürfnisaufschub. Sie fördern den Zusammenhalt von Familie, Freundschaft Liebe, Geborgenheit und Zugehörigkeit. Diese Gewohnheiten müssten auch in die Kitas übernommen werden. Beispielhafte Ziele wie gesunde Ernährung und Sport sind ja schon angekommen. Auch vorgelesen wird in vielen Kindergärten bereits liebevoll.
Aber eine systematische Debatte darüber, wie nah das Innenleben der Kita der bildungsbürgerlichen Familie kommen darf, werden wir noch führen müssen. Jedenfalls dann, wenn wir der anderen Armut – und damit vielleicht der Armut insgesamt – ernsthaft den Kampf ansagen wollen. Dazu gehört eben mehr, als die Kaufkraft aller Menschen in die Nähe des aktuellen Warenkorbs zu bringen.