Nina Stec
Nach einer diesjährigen Schätzung des Kinderschutzbundes sind etwa 4,4 Millionen Kinder in Deutschland von Armut betroffen. Als arm gelten qua Definition Kinder aus Familien, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltsnettoeinkommens auskommen müssen oder Hartz IV beziehen. Es könnten allerdings noch mehr sein, da von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen wird. Offiziell bekannt sind allerdings „nur“ 3 Millionen Fälle von Kinderarmut, die in den offiziellen Sozialhilfe-Statistiken erfasst wurden.
Die weiteren, schätzungsweise 1,4 Millionen von Armut betroffenen Kinder bleiben unerkannt, weil ihre Eltern keine staatlichen Leistungen annehmen, obwohl sie dazu berechtigt wären. Gründe dafür sind vor allem Scham und bürokratische Hindernisse. Der Kinderschutzbund fordert deshalb die Einführung einer unkomplizierten Kindergrundsicherung, mit deren Hilfe jedes Kind nach Bedarf mit dem Nötigsten ausgestattet werden soll.
Als besonders von Armut betroffen gelten Kinder von Zuwanderern und alleinerziehenden Müttern, aber auch Kinder aus Familien, in denen die Mutter nicht arbeiten geht, weisen ein erhöhtes Armutsrisiko auf. In den letzten drei Jahren ist die Zahl der Kinder in Hartz IV beziehenden Familien zudem angestiegen. Im Dezember 2017 lebten 621.357 Kinder von Hartz IV, knapp 23 Prozent mehr als 2016. Diese Zunahme bezieht sich auf Kinder ohne deutsche Staatsbürgerschaft, Flüchtlinge und Zugezogene, bei Kindern mit deutscher Staatsbürgerschaft dagegen sind die Zahlen rückläufig.
In den vergangenen drei Jahren nahm die offizielle Zahl der Kinder in Deutschland laut Spiegel „ausschließlich durch die Zuwanderung zu“. Zuletzt veröffentlichte die Bundesagentur für Arbeit im April Zahlen. Demnach ist die Zahl der Hartz-IV-Empfänger bei Kindern ohne deutsche Staatsbürgerschaft gestiegen – die meisten davon sind Geflüchtete oder aus dem EU-Ausland zugezogen. Im Dezember 2017 waren es mit fast 23 Prozent mehr Kinder als ein Jahr zuvor. 2017 lebten 1,406 Millionen Kinder mit deutscher Staatsbürgerschaft von der Grundsicherung, während es 2016 noch rund 1,488 Millionen waren, hier verzeichnet sich ein Rückgang von 5,5 Prozent.
Das früher weit verbreitete Ein-Verdiener-Modell, bei dem nur ein Elternteil, traditionell eher der Vater, arbeitet, während sich die Mutter um Haushalt und Kinder kümmert, reicht heute oft nicht mehr aus, um Kindern das Aufwachsen in finanziell abgesicherten Verhältnissen zu ermöglichen. Daher ist Kinderarmut auch stark mit der Erwerbstätigkeit von Müttern verknüpft. 30 Prozent der Kinder aus Familien, in denen die Mutter nicht arbeitet, begegnen zumindest zeitweise der Erfahrung der Armut. Dies trifft vor allem Kinder von Alleinerziehenden: 96 Prozent, also fast alle Kinder von nicht erwerbstätigen alleinerziehenden Müttern wachsen in dauerhafter oder zeitweiliger Armut auf. Erst wenn Alleinerziehende längerfristig über 30 Wochenstunden arbeiten, können sie dauerhafte Kinderarmut in den meisten Fällen vermeiden. Aber selbst dann sind immer noch 16 Prozent ihrer Kinder von Armut betroffen, ganz davon abgesehen, dass es in solchen Konstellationen häufig auch an Zeit für Beschäftigung mit den Kindern mangelt.
Arm sein bedeutet für viele Kinder eine starke psychische Belastung: Aus Geldmangel sind sie meist schlechter vernetzt, da sie sich keine besonderen Freizeitaktivitäten leisten können und aus Scham andere Kinder seltener zu sich nach Hause einladen, weshalb sie Schwierigkeiten haben, enge Freunde zu finden.
Quellen:http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/bertelsmann-studie-kinderarmut-haengt-stark-von-berufstaetigkeit-der-muetter-ab-a-1215011.htmlhttp://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/kinderarmut-deutlich-mehr-kinder-betroffen-als-offiziell-bekannt-a-1224339.html
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