Unterschätzt: Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Depression steigt deutlich an
Christiane Jurczik
Leichte depressive Verstimmungen bis hin zu schweren depressiven Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, unter denen anscheinen immer mehr Kinder und Jugendliche leiden. Die Erkrankung kann bereits im Kindesalter beginnen, kann chronisch verlaufen und die psychosoziale Entwicklung erheblich beeinträchtigen, berichtet Die Welt am 02.03.15.
Die Zahl entsprechender Diagnosen sei in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen, sagt Gerd Schulte-Körne von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uni München. "Es gibt eine dramatische Zunahme im ambulanten und stationären Bereich." Bei zwei bis vier Prozent der Kinder im Grundschulalter stellen Fachärzte eine depressive Episode von mehreren Wochen oder Monaten fest, bei Jugendlichen sind es 14 Prozent, fast so viel wie bei Erwachsenen mit 20 Prozent.
"Wir haben so viele Kinder, die depressiv erkrankt sind. Aber wir haben immer noch ganz wenig Wissen, wie wir ihnen helfen können", sagt Schulte-Körne. Sport, Lichttherapie, Gespräch und nur im Notfall Medikamente – erstmals gebe es zumindest Behandlungsleitlinien. Doch selbst Fachärzte wendeten noch immer ungeeignete Gesprächsmethoden und Medikamente an. Depression bei Kindern wird unterschätzt. Auch eine Trennung der Eltern erhöht das Risiko.
Eine Depression hat nicht eine einzige Ursache
Grund für die hohen Zahlen bei Jugendlichen sind unter anderem neben der Pubertät, schulische Überforderung – und Mobbing in Schule oder sozialen Netzwerken. Fast 30 Prozent der Schüler sind damit konfrontiert, fast die Hälfte spricht nicht darüber und schämt sich für das "eigene Versagen". Stress durch Belästigung und Beschimpfung ist ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor für Depression. Hinzu kommt die exzessive Nutzung des Internets und damit ein veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus. "Durch veränderte Lebenswelten haben die Kinder auch weniger Möglichkeiten zu kompensieren – sie gehen viel weniger raus." Dabei sind gerade frische Luft, Licht und Bewegung die beste Therapie.
Ein Hauptrisiko für psychische Störungen bleibt ein frühes Trauma. "Am meisten betroffen sind Kinder, die frühe traumatische Erfahrungen hinter sich haben: Sexueller Missbrauch, körperliche Misshandlung", sagt Schulte-Körne. Trotz Aufklärung: "Wir wissen, dass das immer noch relativ häufig passiert – und oft weggeguckt wird."
"Wenn man dann ein Trauma in der Kindheit erlebt, hat man ein deutlich höheres Risiko, an Depression oder posttraumatischer Belastungsstörung zu erkranken."
"Wir versuchen, dass wir Kinder bei Trennungen und in schwierigen Familiensituationen früh begleiten", sagt Schulte-Körne. Und: "Wir müssen frühzeitig in Familien gehen, in denen die Eltern schon depressiv erkrankt sind." So haben zum Beispiel Kinder, deren Eltern an Depressionen leiden, ein dreimal höheres Risiko, depressiv zu erkranken.
Depression ist kein Zeichen persönlichen Versagens, mit schwierigen Lebensumständen umzugehen, sondern eine Erkrankung. Ein depressives Kind ist nicht faul, aggressiv oder unerträglich, weil es so sein will. Ein depressives Kind ist krank und braucht Hilfe. Ein depressives Kind ist auch kein Grund, an den elterlichen Fähigkeiten zu zweifeln, aber es ist ein Grund, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Leichte depressive Verstimmungen bis hin zu schweren depressiven Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, unter denen anscheinen immer mehr Kinder und Jugendliche leiden. Die Erkrankung kann bereits im Kindesalter beginnen, kann chronisch verlaufen und die psychosoziale Entwicklung erheblich beeinträchtigen, berichtet Die Welt am 02.03.15.
Die Zahl entsprechender Diagnosen sei in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen, sagt Gerd Schulte-Körne von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uni München. "Es gibt eine dramatische Zunahme im ambulanten und stationären Bereich." Bei zwei bis vier Prozent der Kinder im Grundschulalter stellen Fachärzte eine depressive Episode von mehreren Wochen oder Monaten fest, bei Jugendlichen sind es 14 Prozent, fast so viel wie bei Erwachsenen mit 20 Prozent.
"Wir haben so viele Kinder, die depressiv erkrankt sind. Aber wir haben immer noch ganz wenig Wissen, wie wir ihnen helfen können", sagt Schulte-Körne. Sport, Lichttherapie, Gespräch und nur im Notfall Medikamente – erstmals gebe es zumindest Behandlungsleitlinien. Doch selbst Fachärzte wendeten noch immer ungeeignete Gesprächsmethoden und Medikamente an. Depression bei Kindern wird unterschätzt. Auch eine Trennung der Eltern erhöht das Risiko.
Eine Depression hat nicht eine einzige Ursache
Grund für die hohen Zahlen bei Jugendlichen sind unter anderem neben der Pubertät, schulische Überforderung – und Mobbing in Schule oder sozialen Netzwerken. Fast 30 Prozent der Schüler sind damit konfrontiert, fast die Hälfte spricht nicht darüber und schämt sich für das "eigene Versagen". Stress durch Belästigung und Beschimpfung ist ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor für Depression. Hinzu kommt die exzessive Nutzung des Internets und damit ein veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus. "Durch veränderte Lebenswelten haben die Kinder auch weniger Möglichkeiten zu kompensieren – sie gehen viel weniger raus." Dabei sind gerade frische Luft, Licht und Bewegung die beste Therapie.
Ein Hauptrisiko für psychische Störungen bleibt ein frühes Trauma. "Am meisten betroffen sind Kinder, die frühe traumatische Erfahrungen hinter sich haben: Sexueller Missbrauch, körperliche Misshandlung", sagt Schulte-Körne. Trotz Aufklärung: "Wir wissen, dass das immer noch relativ häufig passiert – und oft weggeguckt wird."
"Wenn man dann ein Trauma in der Kindheit erlebt, hat man ein deutlich höheres Risiko, an Depression oder posttraumatischer Belastungsstörung zu erkranken."
"Wir versuchen, dass wir Kinder bei Trennungen und in schwierigen Familiensituationen früh begleiten", sagt Schulte-Körne. Und: "Wir müssen frühzeitig in Familien gehen, in denen die Eltern schon depressiv erkrankt sind." So haben zum Beispiel Kinder, deren Eltern an Depressionen leiden, ein dreimal höheres Risiko, depressiv zu erkranken.
Depression ist kein Zeichen persönlichen Versagens, mit schwierigen Lebensumständen umzugehen, sondern eine Erkrankung. Ein depressives Kind ist nicht faul, aggressiv oder unerträglich, weil es so sein will. Ein depressives Kind ist krank und braucht Hilfe. Ein depressives Kind ist auch kein Grund, an den elterlichen Fähigkeiten zu zweifeln, aber es ist ein Grund, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.