UNICEF: Gravierende Konsequenzen für Kinder durch Corona-Pandemie

(DVCK e.V. - Aktion Kinder in Gefahr) Wie der Unicef-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland 2021 zeigt, ist die Situation für Kinder besonders schwerwiegend. Der Bericht zeigt deutliche Probleme für das kindliche Wohlbefinden.

Gute Freunde, die Unterstützung der Eltern, Bildung, finanzielle Sicherheit, Gesundheit, Herkunft und Gefahren in ihrem Umfeld: Wie wohl sich Kinder fühlen und wie gut sie Herausforderungen meistern können, hängt laut Unicef vor allem von diesen Faktoren ab. Durch Corona wurden die Grundfesten einer glücklichen Kindheit allerdings ins Wanken gebracht. Kinder dürfen ihre Freunde kaum sehen, Eltern sind ausgebrannt, haben finanzielle Sorgen oder ihre Angespanntheit entlädt sich in Aggressionen.

Schon vor Corona hat Deutschland vor allem darin versagt, für Bildungsgerechtigkeit zu sorgen und allen Kindern vergleichbare Entwicklungschancen zu geben. Nach wie vor haben Kinder aus Einwandererfamilien und Kinder von Alleinerziehenden schlechtere Startchancen. Die psychische Situation und die Zufriedenheit dieser Kinder waren schon vor der Pandemie schlechter als in anderen Industrieländern. Corona verschärft die Situation: „Wer in Zeiten einer Pandemie Schulen schließt, setzt das verfassungsrechtlich garantierte Recht auf gleiche Bildung für alle außer Kraft“, heißt es in dem Bericht.

Unzufriedenheit verstärkt sich

Laut der Unicef-Untersuchung ist ein Fünftel aller sozial benachteiligten Kinder 20,3 Prozent unzufrieden mit dem Leben. Bei den privilegierten Kindern sind es lediglich 13 Prozent. Blickt man auf die Teenager, zeigt sich, dass Mädchen wesentlich unzufriedener sind als Jungen. Rund ein Fünftel von ihnen (21 Prozent) ist nicht zufrieden mit dem eigenen Leben, bei den gleichaltrigen Jungen sind 12,9 Prozent unzufrieden. 16 Prozent der jungen Frauen im Alter von 16 bis 19 Jahren schätzen sich selbst als depressiv ein. Das sind doppelt so viele wie bei den Jungen.

Bertram macht für die Unzufriedenheit der jungen Frauen vor allem die Gesellschaft verantwortlich. In sozialen Medien und Fernsehshows wie “Germanys Next Topmodel“ werde die Körperwahrnehmung viel schärfer akzentuiert. „Junge Frauen nutzen diese Medien teilweise so viel, dass die Selbsteinschätzung und der Selbstwert deutlich beeinträchtigt werden. In den Medien wird in diesem Alter viel über das Erscheinungsbild, die eigene Ausstrahlung und die Wunschvorstellungen zur eigenen Persönlichkeit kommuniziert, und wer dort Einfluss gewinnt, setzt dann die hohen Maßstäbe, die nicht zu erreichen sind“, heißt es in der Untersuchung.

Unterstützung und Rückhalt geben die Familien

Die Unterstützung und der Rückhalt durch die Familie sind für Kinder entscheidend. Vor der Krise fühlte sich laut LBS Kinderbarometer die Mehrheit der Kinder in Deutschland in der Familie „meist gut“, „gut“ oder sogar „sehr gut“. Bereits 2015 schätzten in einer PISA-Untersuchung 91 Prozent der befragten Kinder ihre Eltern als unterstützend und interessiert an ihrer schulischen Entwicklung ein. Es mehren sich jedoch die Hinweise, dass derzeit viele Familien an ihre Grenzen stoßen. So gaben bei einer aktuellen Befragung von mehr als 1.000 Eltern in Deutschland über die Hälfte der Väter oder Mütter an, dass die Kontaktbeschränkungen sowie die Schließung von Schulen und Kindertagesstätten den Stress in ihren Familien deutlich erhöht haben.

„Die Familien haben durch ihre große Anpassungs- und Improvisationsfähigkeit im vergangenen Jahr unglaublich viel aufgefangen. Aber die private Lebensführung können öffentliche Räume nicht ersetzen“, sagte der Familiensoziologe Prof. Dr. Hans Betram. „Mädchen und Jungen brauchen unbedingt öffentliche Räume wie Schulen, Kindergärten und Sportvereine, um sich gut entwickeln zu können. Der direkte Austausch mit Gleichaltrigen ist entscheidend, um die Kompetenzen zu erwerben, die sie in unserer Gesellschaft brauchen.“