
Um die Geburtenrate zu steigern, müssen wir geistliche Lösungen ins Auge fassen
John Horvat II
Die Geburtenraten sinken im gesamten Westen dramatisch. Ob in Europa, Nordamerika oder anderen westlich geprägten Ländern: überall das gleiche Bild. Die meisten Analysten nennen vor allem materielle Gründe für den Mangel an Kindern. Wirtschaftliche Unsicherheit, unzureichende Kinderbetreuung und politische Instabilität werden regelmäßig als Ursachen angeführt, warum viele Menschen keine Kinder mehr haben wollen.
Wer jedoch in einem materialistischen Weltbild gefangen ist, kann sich keine anderen Ursachen vorstellen. Deshalb werden staatliche Leistungen, Steuervorteile und Familienförderprogramme vorgeschlagen, die angeblich den Trend umkehren sollen. Solche Maßnahmen können zwar kurzfristig einen kleinen Anstieg der Geburtenrate bewirken, doch meist reichen sie bei weitem nicht aus, um einen demographischen Zusammenbruch zu verhindern. Zudem sind sie extrem teuer.
Traurigerweise will kaum jemand die geistlichen Gründe oder gar die geistlichen Lösungen in Betracht ziehen, die tatsächlich helfen könnten, die Geburtenrate zu erhöhen.
Das Eingeständnis des religiösen Faktors
Einige wenige Analysten räumen ein, dass Religion ein entscheidender Faktor bei höheren Geburtenraten ist. Die Fakten sind eindeutig: Je säkularer eine Gesellschaft, desto niedriger ist ihre Geburtenrate. Immer mehr Studien lassen keinen Zweifel daran, dass Menschen, die regelmäßig in die Kirche gehen – und besonders Katholiken – deutlich mehr Kinder haben.
Dies gilt nicht nur für Europa, sondern auch für die USA und Kanada: Dort, wo das kirchliche Leben noch intakt ist, werden auch heute mehr Kinder geboren. Wo der Glaube jedoch erodiert, schrumpfen die Familien und mit ihnen die Hoffnung auf die Zukunft.
Diejenigen säkularen Beobachter, die diesen Zusammenhang anerkennen, interpretieren ihn allerdings ausschließlich durch die materialistische Brille. Sie behaupten, dass Pfarreien und kirchliche Gemeinschaften in erster Linie die materiellen Bedürfnisse der Familien auffangen, die der Staat vernachlässigt.
Kirchliche Strukturen werden so reduziert auf ein soziales Auffangnetz, das es Eltern erleichtert, mehrere Kinder großzuziehen. Mit anderen Worten: Die Kirche tue nur das, was eigentlich der Staat tun müsste – und das auch noch billiger.
Die sozialen Vorteile der Kirche
Die katholische Kirche hat im Westen jahrhundertelang Schwestern hervorgebracht, die Schulen und Krankenhäuser betrieben. Als in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Zahl der Ordensschwestern dramatisch zurückging, verschwanden in vielen Ländern die von ihnen getragenen Krankenhäuser, Schulen und familiennahen Dienste. Das führte – wie Familienforscher feststellen – zu einem spürbaren Rückgang der Geburtenraten unter katholischen Familien.
Auch moderne Demographen anerkennen inzwischen, dass religiöse Gemeinschaften den Eltern helfen, die Last der Kindererziehung zu tragen. Religiöse Gemeinden bieten Vorbilder für kinderreiche Familien, schaffen Räume des Austausches und reduzieren die soziale Isolation, unter der viele junge Eltern heute leiden.
Doch aus materialistischer Sicht ist das nur ein „Enabling Environment“ – eine Art Sicherheitsnetz, das finanzielle und soziale Sorgen lindert. Alles wird auf äußere Sicherheit reduziert, nicht auf innere Berufung oder Liebe.
Geistliche Erwägungen werden verdrängt
Niemand will ernsthaft in Betracht ziehen, dass geistliche Erwägungen die eigentliche Quelle einer höheren Geburtenrate sein könnten. Kinder zu erziehen war zu allen Zeiten kostspielig, und es wird immer teurer. Doch Elternschaft ist niemals eine rein finanzielle Entscheidung.
Die katholische Kirche bietet das größte Motiv, Kinder zu bekommen – ein Motiv, das weit über alles hinausgeht, was der moderne Materialismus jemals vorschlagen kann.
Die Kirche lehrt, dass jedes Kind eine unsterbliche Seele besitzt, geschaffen nach Gottes Bild und Ebenbild, mit einer ewigen Bestimmung. Jeder Mensch existiert, um Gott in diesem Leben zu erkennen, zu lieben und zu dienen und in der Ewigkeit mit Ihm glücklich zu sein.
Eltern, die Gott lieben, verstehen, dass ihre Kinder Gott verherrlichen können, wenn sie gut erzogen werden. Deshalb bemühen sie sich, viele Kinder anzunehmen, ihnen Sinn und Ziel zu geben und sie auf die Ewigkeit vorzubereiten. Sie vertrauen auf die Vorsehung Gottes, die ihre Familie nicht im Stich lässt. Ihr Ziel ist nicht bloß irdischer Wohlstand, sondern die Heiligung ihrer Kinder – und ihre eigene. Das Ziel ist der Himmel, nicht die Erde.
Warum die Kirche Kinder wertschätzt
Darum stellt die Kirche auch all jene materiellen Mittel bereit, die selbst die Säkularisten bewundern: ihre Netzwerke, ihre sozialen Dienste, ihre Schulen, ihre Krankenhäuser. Doch all das ist nur Mittel zum Zweck – nämlich, Gott durch die Annahme des Lebens zu verherrlichen.
Die Kirche bietet Heilige als Vorbilder, sie schafft eine Atmosphäre der Nächstenliebe, in der alle bereit sind, einander zu helfen, damit das gemeinsame Ziel erreicht wird: das Heil der Seelen. In einem solchen Klima wird auch das Unmögliche möglich.
Die Kirche hat Kinder immer wertgeschätzt, weil sie um deren unsterbliche Seele besorgt ist. Heidnische Kulturen hingegen – so wie die postmoderne westliche Gesellschaft – leugnen die Existenz der Seele. Darum sehen sie keinen Wert in Kindern, sondern fördern Abtreibung und, in manchen Extremen, sogar Euthanasie und Formen von Kindestötung.
Wenn der Westen seine Geburtenraten erhöhen und seine Zukunft sichern will, muss er den Blick wieder nach oben richten – auf die geistlichen Wahrheiten, die allein imstande sind, die Menschen zu ermutigen, das Leben weiterzugeben. Nur so können die Hindernisse überwunden werden, die unsere Gesellschaften in den Abgrund niedriger Geburtenraten treiben.