Tumblr: Heftige Kritik nach Teenager-Selbstmord/15-Jährige postete Fotos, die zeigten, wie sie sich selbst verletzt
(Pressetext/ pte015) -
Der Blogging-Dienst Tumblr http://tumblr.com
muss sich in Großbritannien heftige Kritik von Jugendschützern und
Behörden gefallen lassen. Hintergrund ist ein kürzlich publik gewordener
tragischer Todesfall eines 15-jährigen Mädchens, der die Diskussion um
Jugendschutz- und Verantwortlichkeitsfragen im Zusammenhang mit
derartigen Online-Portalen neu entflammt hat.
Von Usern ermutigt
Der Teenager hatte zuvor immer wieder Fotos von sich
auf der Seite veröffentlicht, die zeigten, wie sie sich selbst verletzt.
Nachdem niemand eingeschritten war und andere User sie sogar noch dazu
aufgefordert hatten, sich weiteren Schaden zuzufügen, nahm sie sich
schließlich das Leben.
"Meine Tochter war in einer extrem gefährlichen
digitalen Welt gefangen", zitiert BBC News Sarah Wilson, die Mutter der
verstorbenen 15-Jährigen. Diese habe vor ihrem selbst gewählten Freitod
eine ganze Reihe von Bildern auf Tumblr gepostet, die sie etwa mit
Schnittwunden zeigten, die sie sich selbst zugefügt hatte.
"Auch andere Mädchen haben dort von sich ähnliche Fotos
hineingestellt und sogar noch die Verletzungen, die sie sich selbst
zugefügt haben, miteinander verglichen", kritisiert Wilson, die nun
sowohl Politik als auch Seitenbetreiber dazu auffordert, strengere
Richtlinien für die Content-Kontrolle in sozialen Netzwerken zu
implementieren.
Leider keine Einzelfälle
Dass der Selbstmord von Tallulah Wilson, so der Name
des jüngsten Opfers, tatsächlich kein Einzelfall zu sein scheint, zeigen
auch die Schilderungen anderer Tumblr-User, die die Plattform
mittlerweile verlassen haben. So wird etwa eine 20-jährige Studentin der
Nottingham University zitiert, die den Blogging-Dienst lange Zeit
anonym nutzte, um sich und ihren Drang zur Selbstverstümmelung im Schoße
der Internet-Community auszuleben.
"Die Leute haben einen geradezu dazu ermutigt, sich
weiter zu verletzen", schildert sie die Problematik. Einige hätten zudem
auch angekündigt, sich selbst etwas antun zu wollen. "Ich habe viele
Menschen kennengelernt, die dort Ähnliches auf ihren Bildern präsentiert
haben", stellt die ehemalige Seitennutzerin klar, die nach einer
Überdosis nur knapp mit dem Leben davonkam.
Meinungsfreiheit versus Kontrolle
"Tumblr ist stark darum bemüht, die Freiheit der
Meinungsäußerung seiner User zu schützen", heißt es in einer Reaktion
des Konzerns. Wenn es darum ginge, schadhaften Content zu
identifizieren, werde allerdings eine klare Grenze gezogen. "Es gibt
einige Kategorien von Beiträgen, die wir als schädlich ansehen, dazu
gehören auch Blogs, die Selbstverstümmelungen zur Schau stellen und
befürworten", betont das Unternehmen. Nutzer könnten derartiges Material
jederzeit dem Seitenbetreiber melden, um es entfernen zu lassen.
Aus der Sicht von Jugendschützern und Behörden ist das
als Schutzmaßnahme aber nicht ausreichend. Diese fordern nun, dass
böswillige Inhalte schon kontrolliert und notfalls auch entfernt werden,
bevor sie im Web zu sehen sind und dort womöglich weiteren Schaden
anrichten können. Dass gerade soziale Online-Plattformen in puncto
Jugendschutz eine besondere Verantwortung wahrnehmen müssen, haben
bereits mehrere ähnliche Fälle auf Facebook in tragischer Weise vor Auge
geführt. Dort sind die entsprechenden Richtlinien aber inzwischen
nachgebessert worden