Tugenden, Werte und Normen machen Kinder glücklich und sozialkompetent

Nina Stec

Sie geben Orientierung und helfen, zwischen all den Möglichkeiten, die das heutige Leben bietet, nicht das Wesentliche aus den Augen zu verlieren und an ereignislosen Tagen nicht in Langeweile zu versinken.

Gesellschaften und Werte ändern sich. Das Gefühl, keinen Halt zu finden, richtig und falsch nicht unterscheiden zu können und der ständige Zweifel an den eigenen Zielen, Vorstellungen und Normen ist in der heutigen Zeit allgegenwärtig.

Nichts scheint beständig zu sein, und was gerade „zeitgemäß“ ist, ändert sich auch ganz schnell wieder. Im Durchschnitt schauen Menschen heute 85 Mal am Tag auf ihr Handy, und dadurch seltener in die Gesichter ihrer Mitmenschen. Das Internet bietet vielen einen Raum, um anonym die Wut herauszulassen, wodurch die Hemmschwelle für Beleidigungen und Mobbing deutlich gesunken ist. Die Vorstellung, einer fremden Person beim Vorbeigehen einen guten Tag zu wünschen, ist zumindest den meisten Städtern völlig fremd geworden.

Welchen Sinn hat es also, in einer Zeit des ständigen Wandels, Kindern bestimmte Ideale zu vermitteln?

Wahre Werte und Tugenden sind eben nicht beliebig und austauschbar. Sie trotzen den Veränderungen und geraten nie aus der Mode. Sie sind beständig, weil sich Menschen trotz aller Veränderungen in ihnen und um sie herum daran festhalten, weil sie merken, dass das Zusammenleben in der Gesellschaft ohne ein Bewusstsein für Respekt, Höflichkeit und Gerechtigkeit wohl unmöglich, zumindest aber sehr schwierig und unangenehm werden.

Dagegen ist „Zeitgemäßigkeit“ nicht unbedingt eine Eigenschaft ist, an der man sich in seinen Lebenseinstellungen und Entscheidungen orientieren sollte. Es steht jedem frei, die bloße Aktualität einer Sache für einen Wert an sich zu halten, oder eben nicht, aber dann muss man eben damit klarkommen, sich andauernd an äußere Veränderungen, auf die man selbst keinen Einfluss hat, anpassen zu müssen und so schließlich zu ihrem Opfer werden.

Als Tugenden werden Charaktereigenschaften eines Menschen bezeichnet, die als gut und erstrebenswert empfunden werden. Das Wort Tugend kommt von „Tauglichkeit“ und enthält damit eine Wertung über die Eignung einer Person, konkret zum Beispiel für einen bestimmten Beruf, der gewisse Tugenden mehr erfordert als andere. Tugenden sind etwa Eigenschaften wie: Respekt, Gerechtigkeit, Höflichkeit, Dankbarkeit und Bescheidenheit

Werte können neben Tugenden auch andere gute Eigenschaften, etwa von Dingen, Idealen, Handlungen und Sachverhalten beinhalten. Eine intakte Familie wird zum Beispiel von vielen Menschen als hoher Wert aufgefasst.

Normen wandeln Tugenden und Werte in konkrete Handlungsanweisungen um. Zum Beispiel ist der Respekt vor dem Eigentum anderer ein Wert, als Norm ergibt sich daraus die Handlungsanweisung, nicht zu stehlen.

Wenn jeder nur daran denken würde, was er selbst gerade möchte, etwa den besten Sitzplatz im Bus, ohne darauf zu achten, wie es den anderen, in dem Fall vielleicht einer schwangeren, oder einem gehbehinderten Rentner, dabei ergehen könnte, geht der gesittete Umgang miteinander unter in rücksichtslosem Egoismus.

Das nötige Mitgefühl, nachvollziehen zu können, dass man andere nicht schlechter behandeln sollte, als man selbst behandelt werden möchte, ist allerdings eine Tugend, die kleine Kinder im Laufe ihrer moralischen Entwicklung erst lernen müssen.

So sind Kindergartenkinder zu allerlei unfairen Mitteln wie flunkern und Rangeleien bereit, wenn es darum geht, ein begehrtes Spielzeug, das vielleicht sogar jemand anderem gehört, für sich selbst zu beanspruchen. Das ist dann kein böser Wille, sie wissen es einfach nicht besser, weil sie sich noch nicht gut in andere hineinversetzen können.

Im Grundschulalter haben Kinder in der Regel ein gewisses Pflichtbewusstsein verinnerlicht, sie wissen, dass sie pünktlich erscheinen und ihre Hausaufgaben machen müssen und dass sie andere eigentlich nicht ärgern dürfen. Über die Erkenntnis der übergeordneten Werte wie Verantwortungsbewusstsein und Hilfsbereitschaft verfügen in dem Alter wahrscheinlich nur die wenigsten. Aber sie spüren, dass der Umgang miteinander einfach schöner ist, und es auch in der Schule besser klappt, wenn gewisse Regeln eingehalten werden.

Die permanente Überhäufung mit medialen Neuerungen, dem Zugriff auf für Kinder ungeeignete Websites und Fernsehprogramme, die andauernde Beschallung mit nur relativen und kurzlebigen, sprich: „zeitgemäßen“ Ideen etwa in der Pädagogik und die empfundene Alltäglichkeit von Süßigkeiten, Geschenken und „Events“ machen es für Kinder schwer, von all den Reizen nicht ziellos und übersättigt zu werden.

Tugenden und Werte sind wichtig für das Wohlbefinden. Kinder, in deren Familien bestimmte Werte vermittelt werden, sind zufriedener im Leben. Sie weisen im Hinblick auf ihre Mitmenschen eine höhere soziale Kompetenz auf und können sich besser in andere hineinversetzen. Außerdem sind sie dankbarer für das Gute, das ihnen im Leben widerfährt, haben eine optimistischere Lebenseinstellung und eine höhere Frustrationsgrenze, wenn mal etwas weniger gut läuft