Traumberuf „Influencer“: oder wie Kinder für Erfolg auf Instagram und Co instrumentalisiert werden
Nina Stec
Kleine Kinder sind quirlig und niedlich anzusehen, so verwundert es kaum, dass sich ihre Fotos im Netz, ähnlich wie süße Kätzchenbilder, großer Beliebtheit erfreuen.
Das Hochladen von Kinderfotos in sozialen Medien ist an sich nicht unumstritten, zumal gerade sehr junge Kinder noch nicht ihre Einwilligung zur Veröffentlichung ihrer Bilder geben können, darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Menschen mit fragwürdigen Motiven an diese gelangen könnten.
Jedoch besteht ein Unterschied, ob Eltern bloß ihre Bilder vom Familienurlaub auf Facebook mit Freunden und Bekannten teilen wollen, oder diese Bilder im großen Stil etwa auf eigenen Webseiten und Kanälen veröffentlicht werden, mit dem Ziel, dass möglichst viele, vor allem fremde Menschen, sie anschauen und sich dazu äußern können.
Aber was verleitet dazu, die eigenen Kinder auf diese Weise öffentlich auszustellen?
Dass sich eine möglichst massenwirksame Selbstdarstellung, also das öffentliche Zuschaustellen der eigenen Person, Hobbies, Ideen und Interessen, Lebensumstände, Besitztümer; Haustiere aber auch des eigenen Nachwuchses, derzeit äußerster Beliebtheit erfreut, zeigt der Erfolg sogenannter „Influencer“. Das sind, kurz gesagt, Menschen, die durch ebendiese Zuschaustellung Berühmtheit erlangen und Geld verdienen, etwa indem sie Werbung für Firmen machen, deren Produkte sie in ihre Fotos und Videos integrieren. Sie beeinflussen andere, indem sie vorgeben, dass das, was sie verkörpern besonders erstrebenswert und angesagt sei.
Vielleicht ist es eine Mischung aus natürlichem elterlichem Stolz, gerne allen zeigen zu wollen, wie schön, klug, begabt, etc. der eigene Nachwuchs ist mit finanziellen Interessen und dem eigenen unerfüllten Traum von Erfolg und Berühmtheit, der auf den Nachwuchs projiziert wird.
Gerade Letzteres kann aber für die betroffenen Kinder schädlich sein, wenn sie nicht nach ihren eigenen kindlichen Interessen handeln, eigene Wünsche äußern und ihre Persönlichkeit selbstständig entwickeln können. Schließlich haben sich die kleinen „Netzberühmtheiten“ ihren „Job“ nicht selbst ausgesucht, ganz davon abgesehen, dass sie eigentlich viel zu jung sind, um überhaupt ans Geld verdienen denken zu sollen.
Und der Job des „Influencers“ ist definitiv mit Arbeit, vor allem aber mit großen Einbußen im privaten Familienleben verbunden: Es müssen immer wieder Aktualisierungen gepostet werden, der Kontakt zu den „Followern“ darf nicht abreißen, das Interesse der Fremden an der eigenen Person muss aufrecht erhalten und ständig erweitert werden.
Es sollte auch nicht ausgeblendet werden, dass die kleinen Influencer eines Tages zu Erwachsenen heranreifen, die von ihren Erfahrungen nachhaltig geprägt werden können. Etwa das Zuschaustellen freizügiger oder peinlicher Bilder kann im späteren Leben zu Vorurteilen und Mobbing führen.
So stellt sich die Frage, ob und inwieweit der frühe Erfolg, der Hype um Fotos, Klicks, Likes und Comments ihre persönliche und auch berufliche Zukunft beeinflusst?
Quellen:
https://www.stern.de/neon/wilde-welt/gesellschaft/instagram--wenn-influencer-ihre-kinder-fuer-ein-paar-likes-benutzen-8154532.html
https://www.klicksafe.de/service/aktuelles/news/detail/kinder-influencer-auf-youtube-ein-umstrittenes-erfolgsmodell/