Studie zeigt: Fast die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen hat bereits Pornos gesehen

Studie zeigt: Fast die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen hat bereits Pornos gesehen

Maximilian Klieber

Eine aktuelle Umfrage der Landesanstalt für Medien NRW zeigt, dass fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren bereits Pornografie konsumiert hat. Die Untersuchung hebt nicht nur den zunehmenden Kontakt junger Menschen mit pornografischen Inhalten hervor, sondern auch das wachsende Phänomen des Sextings – also das Versenden und Empfangen von selbst erstelltem pornografischen Material.

Pornografie ist für Kinder nicht geeignet, dennoch kommen sie immer früher mit solchen Inhalten in Kontakt. Die Studie, die auf einer repräsentativen Umfrage unter knapp 3.000 Kindern und Jugendlichen basiert, verdeutlicht, dass der Zugang zu pornografischen Inhalten für junge Menschen heutzutage wesentlich einfacher ist als für frühere Generationen.

„Viele Eltern und Lehrkräfte, die selbst in einer Zeit aufgewachsen sind, in der Pornografie in dunklen Videotheken oder als DVDs auf dem Schulhof kursierte, können sich kaum vorstellen, wie leicht Kinder heutzutage auf solche Inhalte zugreifen können“, erklärt Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW. „Noch weniger können sie sich vorstellen, dass ihre Kinder solche Inhalte selbst erstellen und verschicken. Doch die Realität sieht anders aus, wie die Studie deutlich zeigt. Es ist unsere Aufgabe, Minderjährige besser zu schützen – sowohl durch Aufklärung als auch durch einen zuverlässigen Jugendmedienschutz im digitalen Raum.“

Anstieg des Pornokonsums bei jüngeren Kindern

Die Umfrage wurde erstmals 2023 durchgeführt und der Vergleich zu den Ergebnissen von 2024 zeigt einen beunruhigenden Trend: Deutlich mehr Kinder und Jugendliche haben 2024 angegeben, bereits einen Porno gesehen zu haben (42 %), während es 2023 noch 35 % waren. Besonders auffällig ist der Anstieg bei den 11- bis 13-Jährigen, wo der Prozentsatz von 19 % (2023) auf 26 % (2024) gestiegen ist. Bei den 14- bis 17-jährigen Mädchen hingegen ist der Prozentsatz gesunken (von 45 % im Jahr 2023 auf 42 % im Jahr 2024), während er bei den Jungen in dieser Altersgruppe mit 59 % stabil geblieben ist.

Der Erstkontakt mit Pornografie erfolgt häufig bereits im Alter von 12 bis 15 Jahren, oftmals unfreiwillig oder zufällig. Kinder und Jugendliche tun sich meist schwer, das Gesehene richtig einzuordnen. Nur 28 % der Befragten, die bereits einen Porno gesehen haben, stufen diese als unrealistisch ein – 2023 lag dieser Wert noch bei 33 %.

Sexting als Folge von Pornokonsum?

Obwohl ein direkter Zusammenhang zwischen frühem Pornokonsum und der Beteiligung an Sexting nicht eindeutig bewiesen werden kann, zeigt die Studie, dass es eine Korrelation geben könnte. Rund 42 % der Jugendlichen, die sowohl Pornos gesehen als auch an Sexting teilgenommen haben, gaben an, dass Pornos ihr Sexting-Verhalten beeinflusst haben. Pornografische Inhalte wirken sich also offenbar auf das Verhalten der Jugendlichen aus, die das Gesehene in ihre eigene Kommunikation einfließen lassen.

Im Jahr 2024 gaben 25 % der Befragten an, bereits eine Sexting-Nachricht erhalten zu haben, ein Anstieg im Vergleich zu 21 % im Jahr 2023. Auffällig ist, dass 79 % dieser Nachrichten unaufgefordert gesendet wurden. Außerdem kennen viele Jugendliche die Absender solcher Nachrichten nicht persönlich – ein Trend, der sich auch bei der Weiterleitung von Pornos widerspiegelt. Im Jahr 2024 gaben 28 % der Befragten an, pornografische Inhalte an Personen weitergeleitet zu haben, die sie nicht persönlich kennen (2023: 6 %).

WhatsApp als Plattform für Sexting

Die Studie zeigt zudem einen signifikanten Anstieg der Nutzung von WhatsApp als Plattform für Sexting. 2024 nutzten 68 % der Jugendlichen WhatsApp für den Versand solcher Nachrichten, 2023 waren es noch 57 %. Der Gruppenchats-Funktion von WhatsApp wird zugeschrieben, dass immer mehr Jugendliche Nachrichten an Personen senden, die sie nicht persönlich kennen. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass Eltern und Lehrkräfte oft nicht vollständig über die Kommunikationsgewohnheiten der Jugendlichen informiert sind.

Um Kinder und Jugendliche besser zu schützen, fordert die Landesanstalt für Medien NRW nicht nur verstärkte Aufklärungsarbeit, sondern auch eine konsequentere Regulierung seitens der Plattformbetreiber. „Der Jugendschutz im digitalen Raum muss dringend gestärkt werden“, betont Dr. Schmid. „Gleichzeitig setzen wir mit Projekten wie den Medienscouts NRW auf Prävention und den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien.“

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Zugang zu Pornografie für Kinder und Jugendliche heute einfacher denn je ist. Damit wächst die Herausforderung, sie vor den möglichen negativen Folgen des Pornokonsums zu schützen.