Studie enthüllt: Jedes vierte Kind zeigt nach Corona riskantes Nutzungsverhalten in sozialen Medien

Studie enthüllt: Jedes vierte Kind zeigt nach Corona riskantes Nutzungsverhalten in sozialen Medien

Maximilian Klieber

Die Nutzung von sozialen Medien unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland hat in und nach Corona signifikante Veränderungen erfahren, wie eine neue Studie zeigt.

Aktuell nutzen fast 25 Prozent der Minderjährigen soziale Medien auf eine Weise, die als riskant eingestuft wird. Dies entspricht hochgerechnet 1,3 Millionen Mädchen und Jungen - dreimal mehr als im Jahr 2019. Darüber hinaus erfüllen sechs Prozent der 10- bis 17-Jährigen derzeit die Kriterien für eine pathologische Nutzung, was hochgerechnet 360.000 betroffene Kinder und Jugendliche bedeutet. Diese Erkenntnisse stammen aus einer aktuellen Längsschnittuntersuchung, die von der DAK-Gesundheit und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) durchgeführt wurde. Die Studie, die in sechs Wellen in bundesweit 1.200 Familien durchgeführt wurde, untersucht das digitale Medienverhalten von Kindern und ihren Eltern. Während die Probleme im Zusammenhang mit sozialen Medien weiter zunehmen, zeigen sich beim Gaming und Streaming positive Entwicklungen, bei denen die Nutzungsdauer abnimmt.

Die Studie zeigt, dass seit 2019 die Anzahl der 10- bis 17-Jährigen mit riskanter Nutzung sozialer Medien von 8,2 auf 24,5 Prozent gestiegen ist. Im September 2023 waren somit rund 1,3 Millionen Minderjährige betroffen. Ebenso hat sich die Anzahl der Kinder und Jugendlichen mit pathologischer Nutzung fast verdoppelt, von 3,2 auf 6,1 Prozent.

Das entspricht rund 320.000 Mädchen und Jungen. "Soziale Medien sind heute ein fester Bestandteil unseres Alltags. Dennoch benötigen wir dringend mehr Aufklärung über die Reize und Risiken von Plattformen wie Instagram oder TikTok sowie zusätzliche Präventionsmaßnahmen und Hilfsangebote für Betroffene", betont Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir die Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern fördern, wobei auch Schulen eine wichtige Rolle spielen. Ich bin zuversichtlich, dass wir dem negativen Trend der Mediensucht entgegenwirken können, wenn Gesundheits-, Familien- und Bildungspolitik gemeinsam handeln."

Die Studie liefert auch neue Erkenntnisse über die Auswirkungen der übermäßigen Nutzung sozialer Medien auf die psychische Gesundheit von Minderjährigen. Jugendliche mit problematischer Nutzung berichten häufiger von depressiven Symptomen, Ängsten und einem höheren Stressniveau im Vergleich zu unauffälligen Nutzern. Darüber hinaus zeigen sie Defizite im Umgang mit Emotionen und Achtsamkeit. Die betroffenen Eltern sind unzufriedener mit der Familienkommunikation und berichten von einer geringeren Funktionalität im Vergleich zur Kontrollgruppe.

Prof. Rainer Thomasius, Leiter der Studie und Ärztlicher Leiter am Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am UKE Hamburg, erklärt: "Psychisch belastete Jugendliche neigen oft zu problematischem Medienverhalten. Gleichzeitig führt die übermäßige Nutzung zu neuen Problemen und erhöhten psychischen Belastungen, was einen Teufelskreis schafft. Eine exzessive Mediennutzung kann zu einem Kontrollverlust führen, der schwerwiegende Folgen hat und die psychosoziale Reifung beeinträchtigt." Prof. Thomasius betont die besondere Rolle der Eltern bei der Steuerung der Mediennutzung ihrer Kinder und hebt hervor, dass die Medienkompetenz der Eltern einen starken Einfluss auf das Verhalten ihrer Kinder hat.

Positiv sind die Entwicklungen im Bereich Gaming und Streaming: Die Nutzungsdauer digitaler Spiele und Streamingdienste ist nach Corona wieder leicht rückläufig. Die durchschnittliche Spielzeit an Wochentagen liegt nun bei 98 Minuten, am Wochenende bei 168 Minuten. Auch die durchschnittliche Streamingdauer ist gesunken, von 170 Minuten im Mai 2021 auf 98 Minuten im September 2023. Darüber hinaus zeigt sich erstmals seit Beginn der Pandemie ein signifikanter Rückgang der pathologischen Nutzung digitaler Spiele.

Um Betroffene und Angehörige zu unterstützen, bietet die DAK-Gesundheit gemeinsam mit der Mediensuchthilfe Hamburg eine Online-Anlaufstelle für Mediensucht sowie die Trainings-App "Res@t" an. Die App "Res@t" ist ein App-basiertes Trainingsprogramm, das von der DAK-Gesundheit gefördert wird und allen Versicherten offensteht. Das Programm richtet sich an Kinder und Jugendliche, die digitale Medien übermäßig nutzen, und bietet Unterstützung durch ihren behandelnden Kinder- und Jugendpsychiater.

Unterstützen Sie bitte unsere Petition "Jugendmedienschutz muss vor allem Pornografie und Medien-Gewalt bekämpfen": https://www.aktion-kig.eu/jugendmedienschutz-muss-vor-allem-pornografie-und-medien-gewalt-bekaempfen/