Stärkere psychische Belastung durch Corona-Pandemie
(DVCK e.V. - Aktion Kinder in Gefahr) Verstärkte psychische Probleme bei jungen Erwachsenen gehen aus zwei Befragungen aus dem Frühjahr und November des letzten Jahres hervor. Ein Forschungsteam der Uni Hildesheim und Frankfurt am Main in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung haben die Ergebnisse ausgewertet. Weiter zu verzeichnen ist eine signifikante Zunahme von Depressionen, Angstsymptomen sowie Stress.
Zudem hat Homeoffice und Homeschooling, Einschränkungen im Wirtschaftsleben und bei privaten Kontakten: Infektionen mit dem Coronavirus und die ersten landesweiten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 haben vor allem junge bis mittelalte Menschen psychisch belastet. Dies hat auch eine Auswertung der NAKO Gesundheitsstudie ergeben, Deutschlands größtem Forschungsprojekt zur Gesundheit der Allgemeinbevölkerung.
Junge Erwachsene und Erwachsene mittleren Alters standen während des ersten Lockdowns in der Corona-Pandemie besonders unter Druck. Genannt wurden deutlich stärkere Symptome von Angst, Stress und Depressionen.
"Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass im Frühjahr während der ersten Welle der Pandemie und der ergriffenen Gegenmaßnahmen - wie "social distancing", Kontaktbeschränkungen und Betriebsschließungen - sich die Ausprägung depressiver Symptome, sowie von Angst- und Stresssymptomen in der Bevölkerung verstärkt hat", fasst Prof. Dr. Klaus Berger, Sprecher der NAKO Expertengruppe "Neurologische und Psychiatrische Erkrankungen" und Direktor des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Münster, zusammen.
Kinderseelen leiden besonders unter der Corona-Krise, vor allem, wenn die Kinder aus sozial schwachen Familien kommen. Das hat die zweite Befragung (Corona und Psyche) des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) ergeben.
Danach haben sich die Lebensqualität und die psychische Gesundheit der befragten Kinder und Jugendlichen noch einmal verschlechtert. Aber die Studie zeigt auch Lichtblicke: Wenn die Familien funktionieren, tragen sie die Kinder durch die Krise.
„Fast jedes dritte Kind zeigt Hinweise auf eine psychische Belastung“, berichtete Professorin Ulrike Ravens-Sieberer, Forschungsdirektorin der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des UKE und Leiterin der Studie. „Vor der Pandemie waren es nur 20 Prozent.“ Fast 85 Prozent der Kinder finden die Corona-Krise belastend.
„Wir stellten Ängste und Sorgen fest, Kopfweh und Niedergeschlagenheit“, so Ravens-Sieberer. Zugleich habe sich das Gesundheitsverhalten der Kinder verschlechtert: Doppelt so viele Kinder wie bei der ersten Befragung gaben an, keinen Sport mehr zu machen, 40 Prozent berichteten, überhaupt keine Bewegung mehr zu haben. Stattdessen verbringen sie immer mehr Zeit mit dem Smartphone, oder am PC – auch wegen des Home-Schoolings.
Die Wissenschaftler hatten angenommen, dass die Kinder sich an die Unsicherheit der Situation gewöhnen würden. „Das war aber nicht der Fall“, erklärte die Studienleiterin. „Unsicherheit kann man schwer adaptieren.“ Die Situation falle in den Schulen nicht mehr auf, weil sie geschlossen sind. Umso mehr bemerken die Kinderärzte, wie niedergeschlagen die Kinder sind.
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