Spielsucht wirkt wie Drogen - die Betroffenen werden immer jünger

(DVCK e.V. - Aktion Kinder in Gefahr) Die Weltgesundheitsorganisation hat im Jahr 2018 internetbezogene Süchte wie zum Beispiel Computerspielsucht offiziell als Suchtstörung anerkannt. Was ist in den letzten Jahren mit Kindern und Jugendlichen passiert? Durch immer längere Nutzungszeit und immer mehr Angebote der Spieleindustrie hat sich das Verhalten bzw. das Suchtverhalten verändert bzw. ausgeprägt.

Eine DAK Studie aus dem Jahr 2020 deckte auf, dass Kinder und Jugendliche die Onlinespielzeit um 30 Prozent an den Wochenenden und 75 Prozent in der Woche erhöhten.

Gerade während der Pandemie hat sich das Gaming unkontrolliert verbreitet. Mit alarmierenden Folgen. Die FAZ berichtet am 07.10.2021 in einem Interview mit Fachärzten und Spezialisten über diese Sucht und zeigt deutlich die Veränderungen der vergangenen Jahre.

Prof. Dr. Rainer Thomasius ist Leiter des Suchtbereichs und Facharzt für Kinder-und Jugendpsychiatrie an der Uni Hamburg Eppendorf. Für ihn sind es “alarmierende Zahlen“, die in der Klinik zu verzeichnen sind. Gleichzeitig sieht er die Computerspieleindustrie mit in der Verantwortung: „Die versuchen suchtimmanente Verstärker in den Spielen immer trickreicher, gezielter und an der Zahl häufiger einzusetzen“. Dadurch steigt das Risiko einer Sucht erheblich.

Computerspielsüchtige und ihre Familien leiden massiv unter der Sucht. Ihr Alltag, Schule oder Job sind schwer beeinträchtigt. Diese Sucht hat psychische und körperliche Folgen wie Vereinsamung, Schul- und Studienabbruch, Jobverlust, Armut und Depression bis hin zu Suizidgefahr. Die meisten Süchtigen leiden an mindestens einer weiteren psychischen Störung wie Depressionen, Ängsten oder Persönlichkeitsstörungen.

Weiter berichtet er über das Alter der Jugendlichen, die immer jünger werden. Vor 15 Jahren waren die Kinder zwischen 16 und 17 Jahre alt. Heute kommen schon viele 12 bis 13 Jährige in Behandlung. Die erschreckenden Zahlen sprechen für sich. Die Kinder sind inzwischen bei einer Nutzungszeit von 12 bis 14 Stunden pro Tag bei den Onlinespielen. Diese Kinder gehen nicht mehr zur Schule und sind dem Alltag nicht gewachsen. Sie haben keine sozialen Kontakte mehr und die Familie leidet extrem unter dieser Krankheit.

Die Folgen sind schwerwiegend und umfangreich. Es handelt sich immer um eine psychische Erkrankung mit drohender Entwicklungsstörung auch im Bereich der Motorik und der Sprachentwicklung. Es werden aber auch Bindungsstörungen beobachtet. Zudem kommen körperliche Beeinträchtigungen wie Übergewicht oder Adipositas aufgrund von Bewegungsmangel, Sehstörungen, Schlafstörungen, Erschöpfung und erhöhte Reizbarkeit.

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