Sozialistische Regierung Spaniens deutet weitere Liberalisierung der Abtreibung an
Die spanische Ministerin für Gleichstellung, Bibiana Aido und eine eine Kommission aus Anwälten, Ärzten und Experten halten das 23 Jahre alte Abtreibungs-Gesetz für reformierungsbedürftig und wollen der sozialistischen Regierung von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero einen neuen Gesetzentwurf im ersten Halbjahr 2009 im Parlament vorlegen.Die Ministerin sagte, das derzeitige Gesetz müsse geändert werden, weil die 17 spanischen Regionen es unterschiedlich anwendeten. So hätten Frauen in einigen Regionen Probleme, überhaupt eine Abtreibung zu bekommen. "Das darf nicht sein."
Der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, ist „betrübt“ über die geplante Neuregelung der Abtreibung in Spanien. Abtreibung sei nicht bloß eine politische, sondern auch eine religiöse, kulturelle und soziale Frage, so der Kardinal im Wallfahrtsort Santiago de Compostela.
Die Zahl der Abtreibungen steigt beständig, obwohl es in Spanien eine im Vergleich zu anderen EU-Ländern übliche Fristenlösung gibt. In den 17 spanischen Regionen wird alle fünf Minuten ein Schwangerschaftsabbruch vorgenommen. Bis zur 12. Woche darf abgetrieben werden, wenn diese die Folge einer Vergewaltigung ist oder ein ärztliches Gutachten vorliegt welches bestätigt, daß die werdende Mutter bei Fortbestehen der Schwangerschaft physischen Schaden nehmen könnte.
Bei einer Mißbildung des Fötus darf bis zur 22. Schwangerschaftswoche abgetrieben werden. Ein Schwangerschaftsabbruch ist jederzeit möglich, wenn ein Arzt die Gesundheit der Mutter in Gefahr sieht. Der größte Teil der jährlichen Abtreibungen in Spanien fällt in die letzte Kategorie. Die Kirche und Abtreibungsgegner sprechen hier von einem Schlupfloch im Gesetz.
Immer mehr Teenager und Immigrantinnen lassen eine ungewollte Schwangerschaft abtreiben. Einer Statistik nach wurden 2005 fast 91.700 Abtreibungen in Spanien vorgenommen. Im Jahr 2006 waren es über 115.000 Schwangerschaftsabbrüche in Spanien.