Schule während Corona: Harsche Kritik an Landesregierungen
(Aktion Kinder in Gefahr- DVCK e.V.) Nicht nur Schüler haben ihre Zeugnisse bekommen. Lehrerverbände haben auch die Landesregierung bewertet – und vergeben dabei keine guten Noten.
Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte warf Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) in der Corona-Krise ein ständiges Hin- und Her vor. Das habe zu fast chaotischen Zuständen an den Schulen geführt, wie NDR 1 Niedersachsen berichtet. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW) kritisierte das "Schwarze-Peter-Spiel" zwischen Bund, Ländern und Kommunen in der Pandemie. Die politisch Verantwortlichen in dem Bundesland seien in der Corona-Krise "teilweise bemüht" gewesen, sagte die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth in Hannover:
Die Bildungsmisere ist sichtbarer denn je. Land, Bund und Kommunen spielten lieber "Schwarzer Peter" anstatt gemeinsam einen milliardenschweren Rettungsschirm für die Bildung zu schaffen. Die Gewerkschafterin forderte die Landesregierung auf, endlich Gelder aus dem Sondervermögen "Corona" des Landes für die Bildungseinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Die Personalnot sorge für anhaltende Überlastung der Schulbeschäftigten, ihr Gesundheitsschutz sei vielerorts immer noch nicht gewährleistet, bemängelte die GEW.
Corona-Chaos: Keine Präsenzpflicht für Grundschüler - aber die Schulen in Niedersachsen bleiben offen. "Schule besuchen auf eigene Gefahr - Eltern haften für ihre Kinder!“ Die Regierung schafft es nicht, klare Regelungen zu treffen, sondern überlässt die Entscheidung den Eltern. Jetzt muss zwischen Bildung und Schutz entschieden werden. In Hessen wurde lediglich die Schulbesuchspflicht aufgehoben – niemand weiß, wie viele Schüler kommen. Jedes Bundesland-nein, jede Schule entscheidet anders – ein absolutes Chaos.
Der Gesamtverband der Lehrer an beruflichen Schulen in Hessen, die Arbeitsgemeinschaft der Unabhängigen Lehrer Hessen und der Verband der Lehrer Hessen üben in einer gemeinsamen Mitteilung ebenfalls massive Kritik. Darin heißt es: „Wir wissen inzwischen, dass Infektionsketten natürlich auch über Kinder und Jugendliche in den Schulen stattfinden. Die nun aufgehobene Präsenzpflicht mit dem einhergehenden Angebot der (Not)Betreuung ist nicht geeignet, die Pandemie in den Griff zu bekommen und dem Bildungsauftrag gerecht zu werden. Denn es ist davon auszugehen, dass keineswegs nur 10 bis 20 Prozent aller Schüler in die Schule gehen werden. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass eher 2/3 bis 3/4 der Kinder vom Präsenzangebot Gebrauch machen werden. Schließlich ist nicht von einem Zeitraum von 3 sondern von 15 Tagen die Rede.“
Wo ist die Logik? Wenn in Familien nicht einmal die eigenen Kinder zu Besuch kommen dürfen, weil die Anzahl der zugelassenen Haushalte überschritten wird, ist es aber in den Schulen grundsätzlich zulässig, dass bis zu 30 Kinder einer Klasse mit ihren Lehrkräften zusammenkommen können. Eben diese Kinder, die in den Klassenräumen nebeneinandersitzen, dürften sich dann allerdings nachmittags nicht mehr treffen.
An einem Berliner Gymnasium gab es bis zu den Herbstferien Regelunterricht, ab November A-B-Wochen ohne festgelegte Mindeststandards-wegen zahlreicher Oberstufenklausurentage bedeutete das zum Teil nur drei Tage Schule in zwei Wochen. Das "Homeschooling" waren Hausaufgaben, die Kinder waren auf sich gestellt, ohne Strukturen, die ganze Woche - die Lehrer waren ja bei der anderen Gruppe im Unterricht gebunden. Nun also gar keine Präsenzbeschulung mehr. Da frage ich mich: Was können Zeugnisse messen? Auf welcher Grundlage soll über ein bestandenes Probejahr entschieden werden? Was da jetzt gemessen wird, ist leider in vielen Fällen, wieviel Zeit und Bildung die Eltern haben und wieviel Ressourcen, sich zu kümmern. Den Druck auf die Kinder nach unten durchzureichen, ist das Ungerechteste, was eine Gesellschaft tun kann.
Unsere Kinder, die Eltern und Lehrer brauchen in diesen Zeiten und insbesondere unter diesen Corona-Bedingungen alle Hilfen und Unterstützung die man aufbringen kann. Leider ist das von diesem Senat und unter Frau Scheeres erfahrungsgemäß nicht zu erwarten.