Schule im Test: Guter Unterricht hängt nicht von der Stundenzahl ab
Christiane Jurczik
Die Kinder lernen nicht genug! Eltern und Lehrer klagen oft, in den Klassen falle zu viel Unterricht aus. Die Zahl der erteilten Stunden nimmt stetig zu. Aber reicht das aus?
Ob zu viele Schulstunden ausfallen oder nicht, hat auch etwas mit Gefühl zu tun. So empfinden Eltern verglichen mit Lehrern den Unterrichtsausfall als größeres Problem. Auf eine Umfrage im Auftrag der Vodafone Stiftung antwortete knapp jedes vierte Elternteil mit Kindern im Alter von zehn Jahren und darüber: Ja, es fallen häufig Stunden aus. Unter den Lehrern, die Kinder in diesen Altersgruppen unterrichten, fand das jeder fünfte.
Der Unterrichtsausfall wird von Bundesland zu Bundesland anders erhoben. Während Bremen und Sachsen-Anhalt die ausgefallenen Unterrichtsstunden jeden Monat sammeln, machen andere Länder Stichproben.
Hinzu kommt, dass nicht einheitlich definiert ist, ob nur der außerplanmäßig ausgefallene Unterricht zählen soll, also wegen Krankheit, Streiks oder Bombendrohungen - oder ob die Stunden, die aufgrund von Lehrermangel oder fehlenden Unterrichtsräumen gestrichen werden, auch mitgerechnet werden. Wie viele Stunden bundesweit ausfallen, weiß niemand genau. Der Deutsche Lehrerverband verkündete im vergangenen Jahr, dass jede zehnte Unterrichtsstunde an deutschen Schulen nicht regulär stattfinde.
Doch die Zahl der Stunden, die deutsche Schüler planmäßig erteilt bekommen, steigt nach Angaben der Kultusministerkonferenz (KMK) seit einigen Jahren, und zwar in allen Schulformen. Doch sind Kinder, die jede Woche länger etwas beigebracht bekommen, schließlich auch schlauer als ihre Altersgenossen vor einigen Jahren? Nicht unbedingt.
„Die Schulstunden allein erklären nichts“, sagt Stefan Wolter, Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung. Sein Institut hat die Leistungen von Schülern in verschiedenen Regionen verglichen und festgestellt: Die Klassen mit den meisten Schulstunden schnitten nicht automatisch besser ab als die mit weniger Stunden.
Denselben Stoff könnten sie auch in weniger Zeit schaffen, vorausgesetzt die Schüler seien nicht schon am Limit ihrer Aufnahmefähigkeit und man lasse ihnen etwas Zeit für die Umstellung.
Auch die Frankfurter Bildungsforscherin Mareike Kunter sagt: "Es bringt nicht automatisch etwas, lediglich die Stundenzahl zu erhöhen.
Guter Unterricht hänge von ganz anderen Dingen ab. Zum Beispiel von der Klassenführung, also wie geordnet die Stunde abläuft und wie gut der Lehrer die 45 Minuten nutzt.“
Es sei auch wichtig, dass die Schüler einbezogen und zum Denken angeregt würden, statt bloß Wissen zu konsumieren, sagt Kunter. Außerdem müssten sie sich wohlfühlen und sich trauen, Fehler zu machen. An vielen deutschen Schulen werde inzwischen sehr viel Stoff in die Schulstunden gepackt. Doch auch das sei für einen guten Unterricht eher hinderlich: "Ein höheres Pensum heißt auch weniger Zeit, um selbst nachzudenken."
Mit Informationen aus Spiegel online
Die Kinder lernen nicht genug! Eltern und Lehrer klagen oft, in den Klassen falle zu viel Unterricht aus. Die Zahl der erteilten Stunden nimmt stetig zu. Aber reicht das aus?
Ob zu viele Schulstunden ausfallen oder nicht, hat auch etwas mit Gefühl zu tun. So empfinden Eltern verglichen mit Lehrern den Unterrichtsausfall als größeres Problem. Auf eine Umfrage im Auftrag der Vodafone Stiftung antwortete knapp jedes vierte Elternteil mit Kindern im Alter von zehn Jahren und darüber: Ja, es fallen häufig Stunden aus. Unter den Lehrern, die Kinder in diesen Altersgruppen unterrichten, fand das jeder fünfte.
Der Unterrichtsausfall wird von Bundesland zu Bundesland anders erhoben. Während Bremen und Sachsen-Anhalt die ausgefallenen Unterrichtsstunden jeden Monat sammeln, machen andere Länder Stichproben.
Hinzu kommt, dass nicht einheitlich definiert ist, ob nur der außerplanmäßig ausgefallene Unterricht zählen soll, also wegen Krankheit, Streiks oder Bombendrohungen - oder ob die Stunden, die aufgrund von Lehrermangel oder fehlenden Unterrichtsräumen gestrichen werden, auch mitgerechnet werden. Wie viele Stunden bundesweit ausfallen, weiß niemand genau. Der Deutsche Lehrerverband verkündete im vergangenen Jahr, dass jede zehnte Unterrichtsstunde an deutschen Schulen nicht regulär stattfinde.
Doch die Zahl der Stunden, die deutsche Schüler planmäßig erteilt bekommen, steigt nach Angaben der Kultusministerkonferenz (KMK) seit einigen Jahren, und zwar in allen Schulformen. Doch sind Kinder, die jede Woche länger etwas beigebracht bekommen, schließlich auch schlauer als ihre Altersgenossen vor einigen Jahren? Nicht unbedingt.
„Die Schulstunden allein erklären nichts“, sagt Stefan Wolter, Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung. Sein Institut hat die Leistungen von Schülern in verschiedenen Regionen verglichen und festgestellt: Die Klassen mit den meisten Schulstunden schnitten nicht automatisch besser ab als die mit weniger Stunden.
Denselben Stoff könnten sie auch in weniger Zeit schaffen, vorausgesetzt die Schüler seien nicht schon am Limit ihrer Aufnahmefähigkeit und man lasse ihnen etwas Zeit für die Umstellung.
Auch die Frankfurter Bildungsforscherin Mareike Kunter sagt: "Es bringt nicht automatisch etwas, lediglich die Stundenzahl zu erhöhen.
Guter Unterricht hänge von ganz anderen Dingen ab. Zum Beispiel von der Klassenführung, also wie geordnet die Stunde abläuft und wie gut der Lehrer die 45 Minuten nutzt.“
Es sei auch wichtig, dass die Schüler einbezogen und zum Denken angeregt würden, statt bloß Wissen zu konsumieren, sagt Kunter. Außerdem müssten sie sich wohlfühlen und sich trauen, Fehler zu machen. An vielen deutschen Schulen werde inzwischen sehr viel Stoff in die Schulstunden gepackt. Doch auch das sei für einen guten Unterricht eher hinderlich: "Ein höheres Pensum heißt auch weniger Zeit, um selbst nachzudenken."
Mit Informationen aus Spiegel online