Scharfer Einbruch der Geburtenzahlen im Monat Oktober 2008
Propagandameldungen aus dem Hause von der Leyens über erfolgreiche Familienpolitik sind erneut widerlegtEin Kommentar von Kurt J. Heinz
(MEDRUM) Die Familie habe auch in der Krise Konjunktur, lautete eine der Botschaften, die die Bundesfamilienministerin bei der Vorstellung ihres Familienberichtes jüngst verkündete. Vermeintlich steigende Geburtenzahlen seien ein Verdienst ihrer Familienpolitik, so die Ministerin.
Schon vor diesen Erklärungen war längst klar, dass die Geburtenzahlen in Deutschland keinen Anlaß zur Freude, sondern zur Sorge geben. Deutschland weist zwar seit 2007 einen geringfügigen Anstieg der Geburtenzahl auf, die Erhöhung ist aber so gering und schwankend, dass sie demographisch unbedeutend ist und keinesfalls als Indikator für eine erfolgreiche Familienpolitik gewertet werden kann. Im Gegenteil: Deutschland gehört unverändert zu den Ländern Europas mit den geringsten Geburtenzahlen. Sie verharren in der Nähe eines historischen Tiefststandes. Die Botschaft der Ministerin musste deshalb als unglaubwürdige PR-Aktion gewertet werden.
Die Fakten sprechen eine andere Sprache. Dies zeigen besonders die jüngst bekannt gegebenen Zahlen für den Monat Oktober 2008. Während in den ersten neun Monaten des Jahres insgesamt noch ein leichter Anstieg der Geburtenbilanz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit einem Plus in Höhe von 3.397 Geburten im Bundesgebiet zu verzeichnen war, gab es alleine im Oktober einen nahezu dramatischen Einbruch im Vergleich zum Vorjahresmonat mit einem Minus von 7.701 Geburten. Das entspricht einem Absturz von fast 12 Prozent. Der Januar 2008 war also trotz milder Temperaturen kein zeugungsfreudiger Monat. Damit ist auch die Geburtenentwicklung in den ersten 10 Monaten des Jahres 2008 insgesamt in den roten Bereich abgesunken. Dieser Absturz frißt das leichte Plus der vorherigen neun Monate mehr als auf. Im Jahr 2008 sind bisher per Saldo nun insgesamt 4.304 Geburten weniger zu verzeichnen als im Vorjahreszeitrum. Das entspricht einem Jahresrückgang von -0,74%.
Die tatsächliche Entwicklung der Geburtenzahlen konterkariert nicht erst jetzt die These der Ministerin, es sei ein Verdienst ihrer Politik, dass der Wunsch nach Kindern wieder gestiegen sei. Hier war der Wunsch Mutter des Gedankens. Ein nüchterne Analyse musste zu einem anderen Ergebnis kommen. Die neuesten Zahlen geben die Ministerin und ihre Argumentation nun vollends der Lächerlichkeit preis. Das empfinden offenbar auch eine große Mehrzahl von Bürgern so, wie eine Umfrage der Mainzer Allgemeinen Zeitung jüngst belegte. Etwa 80 Prozent der Befragten antworteten auf die Frage, ob steigende Geburtenzahlen ein Verdienst der Familienpolitik seien mit "Nein".
Die sinkende Geburtenrate im Jahr 2008 könnte - würde man die Methode des Bundesfamilienministeriums anwenden - als Beleg für ein Scheitern der Familienpolitik gewertet werden. Eine solche Folgerung wäre jedoch ebenso voreilig und unseriös wie es voreilig und unseriös gewesen ist, winzige Anstiege als Erfolge verkaufen zu wollen. Die bisherige Entwicklung begründet aber zumindest ein gehörige Portion Skepsis. Die Familie hat noch keine Konjunktur. Sie ist unverändert in der Krise. Dieser Schluß wird auch durch die jüngsten Zahlen über die Geburtenentwicklung belegt. Dies muss nicht seine Ursache in der Familienpolitik allein haben. Die Ursachen liegen wahrscheinlich viel tiefer und sind ein Problem, dem in der Politik für dieses Land eine übergeordnete strategische Bedeutung beigemessen muß. Es wird weder durch die Politik des Krippenausbaus noch durch die Politik des Gender Mainstreaming gelöst werden. Sie tragen eher zur Verschärfung bei. Doch eine Trendwende ist weder bei den Geburtenzahlen noch bei einer Politik der Nachhaltigkeit für Kinder und Familien in Sicht. Doch wenn sie nicht bald eingeläutet wird, muss man den Krippenausbau vielleicht schon mangels Kinder fast zwangsläufig bremsen.
Kleinen Kindern sagt man: "Wer nicht hören will, der muß ...". Doch was sagt man einer ausgewachsenen Ministerin, einer Bundeskanzlerin und anderen Politikerinnen und Politikern, damit es den Familien und den kommenden Generationen dieser Gesellschaft hilft? Sie hören nicht, sie fühlen nicht, und sie begreifen nicht ... Kommt nach der Abwrackprämie jetzt bald die Entbindungsprämie? Ausschließen kann man dies sicher nicht. Gespannt dürfte man in einem solchen 'Fall sein, ob für die Entbindung eines Kindes dann mehr gezahlt wird als für die Verschrottung eines Autos. Doch wer weiß, ob dies dann hilft?
Quelle: MEDRUM