Riskanter Trend zu gefährlichen Mutproben: Online Challenges
Christiane Jurczik
Durch soziale Netzwerke werden Mutproben auf ein ganz neues Level gehoben: War es früher das Höchste der Gefühle, einen Regenwurm zu essen, so kursieren im Netz immer mehr lebensgefährliche Challenges.
Neu ist, dass in sozialen Netzwerken solche Wettbewerbe öffentlich sind und eine große Reichweite erzielen. Die Videos werden vielfach geteilt und es können auch Freunde öffentlich nominiert werden, die an den Challenges teilnehmen sollen. Anfangs vielleicht lustig, können solche Wettbewerbe aber auch ernsthafte Folgen haben.
Im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg von Inhalten im Netz registriert, bei denen zu riskanten Mutproben aufgerufen wurde – auch die Polizei warnt eindringlich davor.
Bei den meisten Challenges gehe es um Selbstdarstellung und Mutbeweis. Die damit einhergehenden Risiken nehmen die Jugendlichen bewusst in Kauf. Oft stacheln sie sich gegenseitig an. „Es gibt professionelle YouTuber, die sogar in die Community reinfragen, Was sollen wir denn als nächstes machen“? Ihr Ziel ist es, immer noch ein bisschen extremer zu werden.“ Über Nominierungen wird zusätzlicher Druck aufgebaut. Denn wenn man aufgefordert wird, an einer Challenge teilzunehmen, wollen viele nicht ablehnen. Das liegt laut an einem entwicklungsbedingten Risikoverhalten: „So gut wie alle Kinder und Jugendliche kommen irgendwann in ein Alter, wo sie ihre Grenzen austesten und zeigen wollen, dass sie zu einer sozialen Gruppe dazugehören. Während sie sich ihre Wettkämpfe früher auf der Straße geliefert haben, tun sie es heute über das Internet.“
Internet-Challenges – eine moderne Form von Mutproben
Nagellackentferner auf der Haut anzünden, Gas in den Mund sprühen und anzünden, auf fahrende Züge klettern, an einer Steckdose einen Kurzschluss erzeugen wurden als Beispiele genannt. "Jugendschutz. net" durchkämmt das Internet auf Gefahren und Risiken und drängt Anbieter dazu, den Jugendschutz einzuhalten und gegebenenfalls Inhalte zu entfernen. Im Blick stehen riskante Kontakte, Selbstgefährdungen, politischer Extremismus, Hass und Gewalt und die sexuelle Ausbeutung von Kindern.
Es kann tödlich enden
Viele dieser leichtsinnigen Mutproben enden mit schwersten Verbrennungen, Verletzungen und Knochenbrüchen. Bei der „Salt and Ice Challenge“ sollte ein Eiswürfel zusammen mit einer Prise Salz auf die Haut gelegt werden. Die chemische Reaktion führte bei vielen Teilnehmern zu heftigen Kälteverbrennungen auf der Haut.
Aber beim Mut-unter-Beweis-stellen gibt es mittlerweile wohl keine Grenzen mehr. Und so enden die Mutproben mittlerweile immer wieder tödlich: Bei einer Selfie-Challenge beispielsweise, bei der junge Menschen Fotos von sich auf einem Bahngleis machten, wurden einige von Zügen erfasst.
Selbstgefährdung als Trend
Die Präsentation selbstverletzenden Verhaltens ist verbreitet im Netz. Ritzen, Schneiden oder Cutten werden in manchen Communities sogar als Lifestyle verherrlicht (Quelle: Jahresbericht 2015, jugendschutz. net). Dabei können Bilder von Verbrennungen, Narben oder blutenden Wunden bei Jugendlichen Hemmschwellen herabsetzen und schädigendes Verhalten stimulieren. Auch im Bereich der Essstörungen konnten problematische Challenges beobachtet werden. So fordern sich etwa Jugendliche zu gefährlichen Hunger-Wettbewerben innerhalb Sozialer Netzwerke heraus. Dabei werden die Bilder oder Videos von ausgemergelten Mädchen vielfach geliked und geteilt.
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