Religions- und Gewissensfreiheit: USA-Bischöfe üben scharfe Kritik an Präsident Obama


(Quelle: Radio Vatikan, Bild von Erzbischof Timothy Dolan aus Wikipedia/Cy White)

Eine klare Entscheidung gegen die Religions- und Gewissensfreiheit der Bürger - so kommentieren die US-Bischöfe den jüngsten Beschluß der Regierung Obama, wonach fast alle Arbeitgeber und Arbeitehmer ab nächstem Jahr Krankenversicherungen akzeptieren müssen, die auch Sterilisierung, künstliche Verhütung, Frühabtreibung und Abtreibung abdecken, so die Anweisung des Präsidenten.

„Obama gibt uns de facto zu verstehen, daß wir ein Jahr Zeit haben, uns damit abzufinden, daß wir unseren Gewissen Gewalt antun müssen“, erklärt dazu Erzbischof Timothy Dolan von New York. Er fügt hinzu:

„Ich fürchte, die Regierung ist auf der falschen Seite der Verfassung. Fast alle Amerikaner, auch solche mit ethischen oder religiösen Einwänden, müssen künftig über ihre Steuern für Sterilisierung und Verhütung bezahlen, inklusive solcher Mittel, die abtreibende Wirkung haben.

Die Obama-Regierung erlaubt bloß einige wenige Ausnahmen für Arbeitgeber, zum Beispiel für Kirchen. Aber das gilt nicht für Steuerzahler.

Das ist eine echte Kehrtwende. Noch nie zuvor hat die US-Regierung Personen und Organisationen dazu gezwungen, Produkte zu kaufen, die sie mit ihrem Gewissen nicht verantworten können. Derartiges sollte nicht geschehen in einem Land, in dem die freie Ausübung der Religion das erste der in der Verfassung garantierten Rechte ist.“

Die Regierung solle die Bürger nicht dazu zwingen, sich so zu verhalten, als sei Schwangerschaft eine Krankheit, die zu verhindern sei, sagte Dolan, der im Februar 2012 vom Papst zum Kardinal erhoben wird.

Dolan kündigte entschiedenen Widerstand der US-amerikanischen Bischöfe an.

Papst Benedikt hatte letzte Woche vor US-Bischöfen deutlich zu verstehen gegeben, daß er die Religionsfreiheit in den Vereinigten Staaten in Gefahr sehe. Der moralische Konsens in der amerikanischen Gesellschaft erodiere derzeit deutlich; „machtvolle kulturelle Strömungen“ und ein „radikaler Säkularismus“ zeigten sich „immer feindlicher gegenüber dem Christentum an sich“. Dem müßten sich die Bischöfe entgegenstemmen:

„Mit ihrer langen Tradition des Respekts für das richtige Verhältnis zwischen Glauben und Vernunft spielt die Kirche eine wichtige Rolle, wenn es gilt, kulturellen Trends entgegenzutreten, die auf der Basis eines extremen Individualismus für einen Freiheitsbegriff fern jeder moralischen Wahrheit eintreten. Unsere Tradition spricht nicht aus blindem Glauben heraus, sondern aus einer rationalen Perspektive: Dabei verbinden wir unseren Einsatz für den Aufbau einer wahrhaft menschlichen Gesellschaft mit der letztlichen Gewißheit, dass dem Kosmos eine innere Logik innewohnt, die für menschliches Nachdenken zugänglich ist.“

Das Zeugnis der Kirche sei „von Natur aus öffentlich“, so der Papst weiter: „Sie versucht zu überzeugen, indem sie rationale Argumente auf dem öffentlichen Platz vorträgt.“

Die „legitime Trennung“ von Kirche und Staat dürfe nicht „dahin gedreht werden, dass die Kirche zu bestimmten Themen den Mund zu halten habe“.

Katholiken dürfe nicht das Recht verweigert werden, sich auf die Gewissensfreiheit zu berufen, um nicht „bei in sich bösen Praktiken mitwirken“ zu müssen.

US-Medien bezogen diesen Satz auf Vorkommnisse an staatlichen Krankenhäusern: Dort haben sich in den letzten Jahren immer wieder katholische Mitarbeiter geweigert, an Abtreibungen mitzuwirken und sich dabei auf ihre Gewissensfreiheit berufen.