TV Programm zu Ostern ist für Kinder inakzeptabel

<p>Christiane Jurczik</p> <p>Ostern steht vor der Tür und fast siebeneinhalb Millionen Kinder im Alter von 3 bis 13 Jahren leben aktuell in Deutschland. Eine große Zielgruppe für TV-Strategen. Und tatsächlich bieten inzwischen vier Sender Programme nur für die jüngsten Zuschauer an. Aber die kritischen Stimmen bemängeln zu Recht dort sei zu wenig Anspruchsvolles zu sehen – und es herrsche zu wenig Vielfalt.</p> <p>Hier ein paar “Highlights“ in der Karwoche; gefühlt zum 100sten Mal: Harry Potter, Fack Ju Göhte 3, Pirates of the Caribbean, Vier Fäuste für ein Halleluja, Mad Max: Fury Road, Die nackte Kanone 1-3, Das Leben des Brian, Hangover 3, Der Bozen-Krimi: Blutrache, Stirb langsam: Jetzt erst recht, Fantasy. Jugendwahn! Hexe Charlize Theron will Thronfolgerin Kristen Stewart ausbluten… und eine Zombie-Apokalypse – da kommt einem das Osterfest wie ein Schlachtfest vor.</p> <p>Als Erfinder der seit 1971 ausgestrahlten Sendung mit der Maus gehört Armin Maiwald zu den Pionieren des deutschen Kinderfernsehens. In einem Interview nimmt er kein Blatt vor den Mund.</p> <p>Die Entwicklung der Kinderprogramms in der ARD mache ihn wütend: „Vor Jahren noch gab es etwa im WDR eine lange Strecke für Kinderprogramm, die ist weg, alles abgebaut zugunsten von irgendwelchen Shows oder sonstigem Kram. Seit 20 Jahren herrschen nur noch Quotendruck und Kommerz“. Die beste Fernsehzeit für Kinder sei der frühe Abend, doch dem stehen die Interessen der Werbeindustrie entgegen. Der öffentlich-rechtliche KiKa sei lediglich ein „Alibi“, um die Kindersendungen aus dem Hauptprogramm drängen zu können.</p> <p>„Mit der Einführung des Kika sind in der ARD und auch bei den Dritten die Programmplätze immer weniger geworden“, sagt Gabriele Walther, Produzentin bei Caligari Film in München. „Es gab einen enormen Rückgang.“ Dabei sei das Kinderfernsehen ein ganz eigener Kosmos: „Bis 13 Jahre hat man alle zwei Jahre noch mal eine eigene Zielgruppe, die ihre eigene Unterhaltung, ihre eigene Fiktion, ihre eigene Information benötigt.“ Alle Genres des „großen Fernsehens“ würden hier noch einmal gespiegelt.</p> <p>Eva Radlicki ist beim ZDF für die Kinder- und Jugend-Informationsprogramme zuständig. „Erwachsenenfernsehen steht mehr im Fokus und ist häufig besser ausgestattet als das Kinderprogramm“, sagt sie. „Es ist wie in der ganzen Gesellschaft: Wie wichtig sind Kinder? Wie wichtig im Vergleich zu anderen Zielgruppen? Kinder haben keine Lobby.“</p> <p>Gudrun Sommer von doxs!, einer Initiative, die sich der dokumentarischen Filmkultur für junge Menschen widmet, kritisiert besonders, dass ein Großteil der Lebenswelten der Kinder gar nicht stattfindet: „Es wird vorrangig ein bestimmter Ausschnitt der Gesellschaft gezeigt, Hauptschüler beispielsweise kommen, wenn überhaupt, nur problematisiert vor.</p> <p>Die beiden Medienwissenschaftlerinnen Maya Götz und Kathrin Mertes schließlich haben aus einer übergeordneten Perspektive festgestellt, dass Kinder im gesellschaftlichen Diskurs aktuell kaum mehr vorkommen. Das war früher anders. In jeder Familienserie etwa seien Schulkinder präsent gewesen. „Es gibt zu wenig Pluralität“, sagt Mertes.</p>