Psychogramm von Andrea Ypsilanti in der "Zeit" vom 1. August. 2008

Was sie hier am meisten beeindruckt habe, wird Ypsilanti im Grenzmuseum (Museum an der innerdeutschen Grenze, zwischen Thüringen und Hessen) von einem Kamerateam gefragt. »Mit welchem Herzblut Menschen sich um all das kümmern« und natürlich »die Grenze, die Schaukästen, all die martialischen Geräte«, sagt sie. Die Antwort klingt wie einstudiert und steht in seltsamem Gegensatz zu den nächstliegenden Gefühlen: Trauer, Wut, Empörung. In gewisser Weise ist es eine typische Ypsilanti-Antwort. Auf den PR-Fotos von Andrea Ypsilanti sieht man eine hübsche Frau mit einem gewinnenden Lächeln. Im wahren Leben wirkt Andrea Ypsilanti oft auf irritierende Art unbeteiligt an den Vorgängen um sie herum. Anders als die meisten Politiker, überlässt die studierte Diplomsoziologin, die ihre Abschlussarbeit über Biographien einflussreicher Frauen schrieb und erst spät in die erste Reihe der Landespolitik aufrückte, gerne anderen das Wort. Wer sie in einer beliebigen Gruppe sieht und sagen sollte, wer von diesen Menschen wohl der Chef oder die Chefin sei, würde schwerlich auf sie tippen. Ihr Auftreten steht in einer enormen Diskrepanz zu dem skrupellosen Machtwillen, den ihr viele vorwerfen, seit sie deutlich gemacht hat, dass sie ihr Versprechen vor der Wahl, nicht mit der Linkspartei zusammenzuarbeiten, nicht halten will.

Quelle: http://www.zeit.de/2008/32/Ypsilanti