Presserat rügt taz wegen Überschrift zur Papst-Wahl
Autor: Kinder in Gefahr
Die Überschrift zur Papst-Wahl „Junta-Kumpel löst Hitlerjunge
ab“ hat der tageszeitung (taz) eine Rüge des Deutschen Presserats
eingebracht. Mit dem Titel zu einem Kommentar über die Wahl des
Argentiniers Jorge Bergoglio zum Papst Franziskus habe die Zeitung grob
gegen das Sorgfaltsgebot verstoßen, teilte der Presserat am Donnerstag
in Berlin mit.
Die Überschrift des Beitrags in der gedruckten taz am 15. März 2013 sei
eine unbewiesene Tatsachenbehauptung. Die Erkenntnisse über die Nähe des
Papstes zur argentinischen Militärdiktatur reichten nicht aus, um sie
mit der Bezeichnung „Junta-Kumpel“ als erwiesen darzustellen. Den Papst
ohne ausreichende Belege in die Nähe eines Regimes zu rücken, das
Zehntausende von Menschen ermordet hat, verletze diesen in seiner Ehre,
betonte der Presserat.
taz-Chefredakteurin Ines Pohl erklärte am
Donnerstag, die Zeile sei unter dem Eindruck eines Interviews mit einem
argentinischen Investigativ-Journalisten und weiteren Recherchen
entstanden. „Im Nachhinein ist die Zuspitzung in dieser Form nicht
gelungen, da die Vorwürfe gegen Bergoglio letztlich nicht eindeutig
belegt sind und es auch andere, durchaus glaubwürdige Darstellungen über
sein Verhalten während der Diktatur gibt. Damit sind wir in diesem Fall
übers Ziel hinaus geschossen“, sagte Pohl.
Nicht beanstandet
wurden vom Presserat scharfe Bewertungen im Kommentar wie „Alter Sack I.
folgt Alter Sack II.“ oder „esoterischer Klimbim“ als Bezeichnung für
katholische Dogmen. Die katholische Kirche und ihr Oberhaupt müssten
auch deutliche öffentlich Kritik aushalten. Religiöse Gefühle würden
dadurch nicht geschmäht, erklärte das Selbstkontrollgremium der Presse
weiter. Wegen der taz-Überschrift waren fast 50 Beschwerden beim
Presserat eingegangen.