Paderborn: Streit um Theatervorführungen und Sexualkundeunterricht
Eltern, die ihre Kinder von Theaterfahrten und Sexualkundeunterricht fernhalten, müssen mit hohen Bußgeldern rechnen, weil sie die Schulpflichten verletzen. Das erleben laut Informationen von MEDRUM jetzt viele Eltern in Salzkotten.In Salzkotten wurde eine stattliche Anzahl von Bußgeldverfahren gegen Eltern in Gang gesetzt, die ihre Kinder aufgrund ihrer Glaubens- und Gewissensüberzeugung nicht an bestimmten Theaterfahrten und Sexualkundeunterrichtsveranstaltungen teilnehmen lassen. Für 28 Kinder aus 12 Familien wurden Bußgeldbescheide erteilt, deren Bußgeldsumme den Betrag von 15.000 EURO übersteigt. Das sind durchschnittlich mehr als 500 EURO pro Kind. Das Schulamt hat also kräftige Bußen verhängt. Die Zahl der Bußgeldverfahren nehme kein Ende, heißt es in einer Information der Baptisten-Gemeinde Salzkotten. Die Situation spitze sich zu.
Mit den hohen Summen will das Schulamt die ablehnende Haltung der Eltern brechen. Das Schulamt Paderborn habe in den Beischeiden mitgeteilt:
"Da Sie auch bisherige Bußgeldverfahren bzw. die jeweils die Bußgeldentscheidungen bestätigenden Gerichtsurteile nicht zu einer Verhaltensänderung bewegen konnten, musste im vorliegenden Fall eine empfindliche Geldbuße festgesetzt werden, um dem zu Grunde liegenden Verstoß nach Art um Umfang Rechnung tragen zu können. Die Geldbuße wird daher als angemessen und mindestens erforderlich erachtet, um Sie zukünftig zur Einhaltung Ihrer Pflichten als Erziehungsberechtigter anzuhalten."
Die Baptistengemeinde hat dazu aufgerufen, gegen die Haltung des Schulamtes zu protestieren. Auch in diesem Jahr seien wieder Theaterfahrten zur Vorführung "Mein Körper gehört mir" vorgesehen.
Mit dem Theaterstück, das für die Vorführung in der 3. und 4. Klasse von Grundschulen vorgesehen ist, soll dem sexuellen Mißbrauch vorgebeugt werden. Es werden sowohl Übergriffe von Exhibitionisten und Fremdtätern wie auch sexuelle Übergriffe im familiären Bereich behandelt. Dabei berichtet in einer Szene beispielsweise ein Junge vom Mißbrauch durch seinen Onkel und findet schließlich Hilfe bei seiner Lehrerin.
Dennoch sehen Kritiker Grund zur Distanzierung von diesem Theaterstück, weil nach deren Auffassungen grundsätzliche Vorstellungen zum Umgang mit der Sexualität enthalten sind, die mit der Sexualethik, die sich aus dem christilichen Menschenbild ableitet unvereinbar sind und die Gefahr der Frühsexualisierung von Kindern in sich bergen.
In einer rechtsanwaltschaftlichen Stellungnahme, die MEDRUM vorliegt, heißt es dazu unter anderem:
"Das Schulprojekt 'Mein Körper gehört mir' beruht auf der atheistischen, emanzipatorischen, liberalen, dem Lustprinzip folgenden Sexuallehre, die von pro familia, der Initiatorin dieses Projektes, ganz im Sinne der staatlichen Sexualerziehung, grundsätzlich vertreten wird. Diese Ideologie kommt in dem Lied, das die Kinder in diesem Projekt der angeblichen Missbrauchsprävention lernen sollen, zum Ausdruck: "Mein Gefühl, das ist echt; mein Gefühl hat immer recht."
Quelle: MEDRUM