Missbrauchsbeauftragte Claus: Kinder im Netz weitgehend ungeschützt

Missbrauchsbeauftragte Claus: Kinder im Netz weitgehend ungeschützt

Maximilian Klieber

Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, schlägt Alarm: Kinder und Jugendliche sind im Internet kaum vor sexuellen Übergriffen geschützt. In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur äußerte sie ihre Besorgnis darüber, dass die Konfrontation mit sexueller Gewalt für viele Minderjährige bereits als normal empfunden werde. Kriminelle könnten ungehindert Kontakt zu Kindern aufnehmen, was sie als „absolut alarmierend“ bezeichnete.

Claus fordert daher eine deutliche Verschärfung der gesetzlichen Auflagen für Plattformbetreiber wie soziale Netzwerke, Videodienste und Online-Spiele. Anbieter seien bereits verpflichtet, Minderjährige durch sichere Voreinstellungen zu schützen, jedoch werde dies in der Praxis nicht konsequent genug umgesetzt. Auch müsse es verbindliche europäische Regelungen geben, um Missbrauchsdarstellungen schneller zu identifizieren und zu melden.

Mangelnder Schutz und steigende Fallzahlen

Ein Bericht von Jugendschutz.net, einer Fachstelle von Bund und Ländern, zeigt, dass der Schutz im Internet weiterhin lückenhaft ist. 2023 wurden 7.645 Verstöße gegen den Jugendschutz im Netz bearbeitet – eine weitere Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Zwei Drittel dieser Verstöße betreffen sexualisierte Gewalt. Besonders problematisch ist die Verbreitung von Kinderpornografie, die 73 Prozent der Fälle ausmacht. Die Meldesysteme vieler Plattformen versagen laut Bericht häufig, was eine schnelle Löschung gefährlicher Inhalte erschwert. Bei Plattformen wie Instagram, YouTube oder TikTok liegt die Löschquote von gemeldeten Verstößen oft unter 40 Prozent.

Cyber-Grooming: Jedes vierte Kind betroffen

Besonders alarmierend ist die Zunahme von Cyber-Grooming, also dem Versuch von Erwachsenen, sexuelle Kontakte zu Minderjährigen anzubahnen. Eine Studie der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen ergab, dass bereits jeder vierte Minderjährige von solchen Anbahnungsversuchen betroffen war. Täter nutzen häufig die Anonymität des Internets, um das Vertrauen von Kindern zu gewinnen.

Claus betont, dass dringend mehr Aufklärung und präventive Maßnahmen erforderlich sind. Kinder müssten frühzeitig lernen, wie sie sich im Netz schützen können. Auch die Ermittlungsbehörden bräuchten mehr Ressourcen, um effektiv gegen die zunehmende Bedrohung vorzugehen.