Millionen Kinder in Deutschland mediensüchtig – Massive psychische Probleme

Millionen Kinder in Deutschland mediensüchtig – Massive psychische Probleme

In Deutschland leiden immer mehr Kinder und Jugendliche unter den Folgen eines übermäßigen Medienkonsums. Eine neue Studie von DAK-Gesundheit und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zeigt, dass rund 1,3 Millionen junge Menschen zwischen 10 und 17 Jahren von einer riskanten oder sogar pathologischen Nutzung sozialer Medien betroffen sind. Trotz leichter Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr bleibt die Mediensucht auf hohem Niveau, weit über dem Stand von 2019.

„Die Probleme durch Medienkonsum sind zu einem dauerhaften und ernsthaften Thema geworden. Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit in der digitalen Welt, was zu gesundheitlichen Problemen und sozialen Konflikten führt“, erklärt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. Besonders bedenklich sei die Tatsache, dass ein Viertel der Jugendlichen soziale Medien problematisch nutzt, und 4,7 Prozent sogar als abhängig gelten. Auch der exzessive Gebrauch von digitalen Spielen bleibt ein Thema, auch wenn hier die Zahlen etwas stabiler sind.

Die Studie zeigt, dass junge Menschen im Durchschnitt zweieinhalb Stunden täglich auf sozialen Medien verbringen, was im Vergleich zu 2019 eine Zunahme von 30 Minuten bedeutet. Beim Gaming liegt die durchschnittliche Nutzungszeit werktags bei 1 Stunde und 45 Minuten, und auch beim Streaming bleibt der Konsum hoch, wenn auch leicht rückläufig.

Erstmalig wurde in der Studie auch das Phänomen „Phubbing“ untersucht – der Trend, dass Menschen in sozialen Situationen, wie etwa bei Gesprächen oder am Esstisch, ständig auf ihre Smartphones schauen. 35 Prozent der Jugendlichen und 29 Prozent der Eltern berichteten von negativen Auswirkungen auf ihre Beziehungen, die durch Phubbing verursacht werden. Das Phänomen wird mit einem Anstieg von psychischen Problemen wie Einsamkeit und Stress in Verbindung gebracht.

Der Studienleiter, Prof. Rainer Thomasius, warnt vor den langfristigen psychischen Folgen des übermäßigen Medienkonsums: „Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen intensiver Mediennutzung und Depressionen bei Jugendlichen.“ Etwa 40 Prozent der Eltern geben an, dass sie den Medienkonsum ihrer Kinder nicht ausreichend regulieren.

DAK-Chef Storm fordert in Reaktion auf die Ergebnisse die Einführung eines neuen Schulfachs Gesundheit, das nicht nur körperliche, sondern auch mentale Gesundheit und gesunde Mediennutzung umfasst. „Wir brauchen einen Schulterschluss mit den Schulen, um Kindern und Jugendlichen die nötige Medienkompetenz zu vermitteln und ihnen zu helfen, gesund mit digitalen Medien umzugehen“, so Storm.

Als Reaktion auf die besorgniserregenden Ergebnisse hat die DAK-Gesundheit ihr Präventionsangebot ausgeweitet. Ab April 2025 wird ein Mediensuchtscreening für Jugendliche in allen teilnehmenden Praxen in Deutschland angeboten. Ziel ist es, frühe Anzeichen einer Mediensucht zu erkennen und betroffenen Familien gezielte Hilfsangebote zu machen.

Die Studie ist eine der weltweit ersten, die den Einfluss von Medien auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen im Detail untersucht und basiert auf einer repräsentativen Längsschnittuntersuchung, die in mehreren Wellen durchgeführt wurde.