Menschenhandel und Zwangsprostitution in Deutschland nehmen wieder zu
Nach Angaben der Polizei in Bremen nimmt der Menschenhandel weiter zu. Damit verbunden ist Zwangsprostitution und Arbeitsausbeutung.
Wegen Menschenraubs, Vergewaltigung, Zuhälterei und Körperverletzung stehen zurzeit ein Deutscher und eine bulgarische Familie vor Gericht.
In 18 Strafverfahren wegen Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung hat die Polizei im vergangenen Jahr ermittelt – die meisten von ihnen kamen aus Bulgarien. Im Fokus der Ermittler ist der Bereich Menschenhandel mit dem Ziel der Arbeitsausbeutung.
Nach Angaben von Kriminalhauptkommissar Weisner, werden in Bremen und Bremerhaven bislang noch keine Verfahren wegen Menschenhandels in Verbindung mit Arbeitsausbeutung, eingeleitet.
Der bulgarischen Familie und der deutsche Helfershelfer müssen sich derzeit vor dem Bremer Landgericht verantworten. Sie sollen acht junge Frauen aus Bulgarien nach Deutschland gelockt haben und sie anschließend zur Prostitution gezwungen haben. Insgesamt sollen sie 57 Straftaten in diesem Zusammenhang begangen haben.
Viele der betroffenen Frauen stammen aus sehr armen Verhältnissen und wissen oft nicht auf was sie sich einlassen, sagt Diakonie-Beraterin Katharina Kähler. Auch werden sie in ihrer Heimat unter Druck gesetzt und das oft von ihrem persönlichen Umfeld. Sie werden mit falschen Versprechungen gelockt, denn diese Frauen gehen davon aus, dass sie selbstbestimmt arbeiten können, erklärt Kähler. Später müssen sie für viel Geld ein Apartment mieten und einen Großteil ihrer Einnahmen dafür abgeben. Anderen Frauen wird ein Job als Reinigungskraft oder in der Kinderbetreuung versprochen. Später stellt sich dann heraus, dass es sich um Prostitution handelt. Die Menschenhändler gehen mit extremer Brutalität dabei vor.
Aber auch deutsche Frauen aus gefestigten Familienverhältnissen rutschen manchmal in die Zwangsprostitution. Die Ursache liegt oft in der emotionalen Abhängigkeit von ihren Partnern, sagt Kähler weiter.
Im vergangenen Jahr holten sich 34 Frauen aus elf Ländern Hilfe in der Bremer Beratungsstelle. Über die Hälfte der Frauen kamen aus Bulgarien, elf Prozent hatten einen deutschen Pass und neun Prozent gaben als Herkunftsland Brasilien an.
Der Menschenhandel blüht, er sichert der organisierten Kriminalität einträgliche Geschäfte. Mindestens 40.000 Opfer, Kinder Jugendliche und Frauen, werden in Europa jedes Jahr von Menschenhändlerringen sexuell ausgebeutet. Viele von ihnen werden gezwungen in Bordellen zu Arbeiten. Deutschland ist ein wichtiger Markt für die Menschenhändler. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass mehr als jedes vierte Opfer jünger als 18 Jahre ist.
Nach Zahlen des Bundeskriminalamtes wurden im Jahr 482 Verfahren wegen “Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung“ abgeschlossen. Sexueller Missbrauch, Kinderpornografie oder Kinder die zum Betteln gezwungen werden, sind nicht erfasst. Die sind ohnehin nur Fälle, die aktenkundig wurden. Nach Ansicht fast aller Experten sind das die wenigsten. Die Dunkelziffer, so glauben sie, liege deutlich höher.
Seit dem EU-Beitritt von Rumänien und Bulgarien im Jahr 2007 ist die Anzahl der Fälle von Menschenhandel in Verbindung mit Zwangsprostitution nach Angaben der Bremer Polizei “merklich angestiegen“. Innerhalb eines Jahres hat sich die Fallzahl verdoppelt.
„Wir haben hier anders als in anderen Städten fast nur Wohnungsprostitution“, sagt Katharina Kähler – und die Wohnung stehe unter besonderem Schutz. Spezielle Vorgaben und Regeln, um Zwangsprostitution vorzubeugen oder aufzudecken, gebe es nicht.
Die Täter stammen nach Angaben der Polizei meist aus dem Umfeld der Opfer. Es handele sich überwiegend um Männer zwischen 17 und 35 Jahren. Deren Hauptziel sei die „Gewinnmaximierung“, so Weisner. „Dazu bringen sie junge Frauen in die Prostitution, verhindern durch Gewalt und Drohungen ihren Ausstieg, beuten sie aus und verkaufen sie an andere Menschenhändler.“
Mit Angaben aus dem Weser Kurier vom 24.09.13