Mehr Internetsüchtige als Glücksspielabhängige
Immer mehr Menschen sind süchtig nach Onlinespielen oder der Kommunikation in sozialen Netzwerken.
Ein Leben ohne Computer, Handy oder Tablet ist für viele kaum noch vorstellbar, die virtuelle Welt aus Bits und Bytes ist längst Teil unseres Lebens, unserer Kultur geworden – mit allen Licht- und Schattenseiten. Denn mancher verliert sich in dieser Welt, wird abhängig und krank. Diagnose: Internetsucht.
Hilfe gibt es in Einrichtungen wie der Medienambulanz in Bochum. Die Einrichtung besteht seit 2012. Durchschnittlich melden sich hier drei neue Fälle pro Woche die nicht mehr vom Internet loskommen. „“Die Zahl der Internetsüchtigen ist inzwischen höher als die Zahl der Glücksspielabhängigen, sagt Dr. med. Bert te Wildt, Oberarzt an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am LWL-Universitätsklinikum der Ruhr Universität Bochum.
Etwa ein Prozent der 14- bis 64-Jährigen in Deutschland gelten nach einer Studie aus 2011 der Universität Lübeck und Greifswald als internetabhängig. Das entspricht rund 560.000 Menschen.
Internetsucht kann merkwürdige Formen annehmen: In Südkorea sind Abhängige nach tagelangem Surfen, Chatten und Spielen tot über der Tastatur zusammengebrochen, während manche Mitglieder von Onlinerollenspielen in Windeln vor ihrem PC sitzen, um keine Minute online zu missen, wenn sie mal müssen. „Ehrlich gesagt, überraschen mich diese Beispiele inzwischen nicht mehr“, sagt Bert te Wildt, „als ich vor zwölf Jahren damit begonnen habe, Medienabhängigkeit wissenschaftlich zu untersuchen, hätte ich aber nicht gedacht, dass es so extrem wird.“
Doch nicht jeder, der viel Zeit vor dem Computer verbringt, ist automatisch internetsüchtig. Erst wenn die virtuelle Welt die reale zu ersetzen droht, ist ein kritischer Punkt erreicht. “Das Suchtverhalten der Betroffenen nimmt zu, sie wollen immer mehr spielen und sind nicht mehr in der Lage, die Dauer einzuschränken“, erklärt te Wildt. Auch die Gedanken kreisen ständig um das Spiel oder das Internet. Abseits der virtuellen Parallelwelt zeigen sich Entzugserscheinungen wie Ruhelosigkeit oder aggressives Verhalten. Weiter ziehen sich Internetjunkies immer mehr zurück und vernachlässigen soziale Kontakte und Körperhygiene. Die Leistungen in Schule und Beruf lassen nach und es zeigen sich auch körperliche Defizite durch Fehlernährung, Lichtmangel und zu wenig Schlaf und Bewegung.
Die Internetsucht kann im Prinzip jeden treffen unabhängig vom Alter, Geschlecht, sozialen Status oder Bildungsniveau. „Von besonderer Bedeutung sind psycho-soziale Faktoren wie Arbeitslosigkeit, Misserfolg in der Schule oder eine gescheiterte Partnerschaft“, sagt Bert te Wildt. Die größte Gruppe der Abhängigen hat sich im Netz der Online-Spiele verfangen. Besonders stark vertreten sind hier junge Männer. Auf Platz zwei – mit einigem Abstand – folgt die Sucht nach Cybersex. „Es sind vor allem Männer mittleren Alters, die Pornografie sammeln oder nach Online-Sex suchen“, sagt te Wildt. Erst danach folgt die Gruppe, die von sozialen Netzwerken wie Facebook nicht mehr loskommen. Hier sind vor allem junge Frauen anzutreffen, die häufig eine weitere Sucht teilen: das Online-Shopping.
Hilfe für Kinder durch die Eltern
Eltern können zudem eine Menge tun, um einer Abhängigkeit ihrer Kinder vorzubeugen: Hilfreich sind Filter, die Inhalte überprüfen oder die Zeit am Computer begrenzen. Auch das gemeinsame Spielen von neuen Games hat sich bewährt. „Vor allem sollten die Kinder nicht verborgen im eigenen Zimmer, sondern in Gemeinschaftsräumen spielen. Der Computer ist kein Babysitter-Ersatz“, sagt te Wildt. Und Eltern sollten auch darauf achten, dass parallel zur Online-Welt wichtige Kulturtechniken nicht zu kurz kommen wie Lesen, Schreiben oder Phantasieren.
Ein Leben ohne Computer, Handy oder Tablet ist für viele kaum noch vorstellbar, die virtuelle Welt aus Bits und Bytes ist längst Teil unseres Lebens, unserer Kultur geworden – mit allen Licht- und Schattenseiten. Denn mancher verliert sich in dieser Welt, wird abhängig und krank. Diagnose: Internetsucht.
Hilfe gibt es in Einrichtungen wie der Medienambulanz in Bochum. Die Einrichtung besteht seit 2012. Durchschnittlich melden sich hier drei neue Fälle pro Woche die nicht mehr vom Internet loskommen. „“Die Zahl der Internetsüchtigen ist inzwischen höher als die Zahl der Glücksspielabhängigen, sagt Dr. med. Bert te Wildt, Oberarzt an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am LWL-Universitätsklinikum der Ruhr Universität Bochum.
Etwa ein Prozent der 14- bis 64-Jährigen in Deutschland gelten nach einer Studie aus 2011 der Universität Lübeck und Greifswald als internetabhängig. Das entspricht rund 560.000 Menschen.
Internetsucht kann merkwürdige Formen annehmen: In Südkorea sind Abhängige nach tagelangem Surfen, Chatten und Spielen tot über der Tastatur zusammengebrochen, während manche Mitglieder von Onlinerollenspielen in Windeln vor ihrem PC sitzen, um keine Minute online zu missen, wenn sie mal müssen. „Ehrlich gesagt, überraschen mich diese Beispiele inzwischen nicht mehr“, sagt Bert te Wildt, „als ich vor zwölf Jahren damit begonnen habe, Medienabhängigkeit wissenschaftlich zu untersuchen, hätte ich aber nicht gedacht, dass es so extrem wird.“
Doch nicht jeder, der viel Zeit vor dem Computer verbringt, ist automatisch internetsüchtig. Erst wenn die virtuelle Welt die reale zu ersetzen droht, ist ein kritischer Punkt erreicht. “Das Suchtverhalten der Betroffenen nimmt zu, sie wollen immer mehr spielen und sind nicht mehr in der Lage, die Dauer einzuschränken“, erklärt te Wildt. Auch die Gedanken kreisen ständig um das Spiel oder das Internet. Abseits der virtuellen Parallelwelt zeigen sich Entzugserscheinungen wie Ruhelosigkeit oder aggressives Verhalten. Weiter ziehen sich Internetjunkies immer mehr zurück und vernachlässigen soziale Kontakte und Körperhygiene. Die Leistungen in Schule und Beruf lassen nach und es zeigen sich auch körperliche Defizite durch Fehlernährung, Lichtmangel und zu wenig Schlaf und Bewegung.
Die Internetsucht kann im Prinzip jeden treffen unabhängig vom Alter, Geschlecht, sozialen Status oder Bildungsniveau. „Von besonderer Bedeutung sind psycho-soziale Faktoren wie Arbeitslosigkeit, Misserfolg in der Schule oder eine gescheiterte Partnerschaft“, sagt Bert te Wildt. Die größte Gruppe der Abhängigen hat sich im Netz der Online-Spiele verfangen. Besonders stark vertreten sind hier junge Männer. Auf Platz zwei – mit einigem Abstand – folgt die Sucht nach Cybersex. „Es sind vor allem Männer mittleren Alters, die Pornografie sammeln oder nach Online-Sex suchen“, sagt te Wildt. Erst danach folgt die Gruppe, die von sozialen Netzwerken wie Facebook nicht mehr loskommen. Hier sind vor allem junge Frauen anzutreffen, die häufig eine weitere Sucht teilen: das Online-Shopping.
Hilfe für Kinder durch die Eltern
Eltern können zudem eine Menge tun, um einer Abhängigkeit ihrer Kinder vorzubeugen: Hilfreich sind Filter, die Inhalte überprüfen oder die Zeit am Computer begrenzen. Auch das gemeinsame Spielen von neuen Games hat sich bewährt. „Vor allem sollten die Kinder nicht verborgen im eigenen Zimmer, sondern in Gemeinschaftsräumen spielen. Der Computer ist kein Babysitter-Ersatz“, sagt te Wildt. Und Eltern sollten auch darauf achten, dass parallel zur Online-Welt wichtige Kulturtechniken nicht zu kurz kommen wie Lesen, Schreiben oder Phantasieren.