Medizinethiker Giovanni Maio: Pränataldiagnostik setzt Schwangere unter Druck
(Katholische Presseagentur Österreichs) Die vorgeburtliche Diagnostik setzt nach den Worten des Freiburger Medizinethikers Giovanni Maio Schwangere zunehmend unter Druck. Maio verlangte am Donnerstag in Berlin eine bessere Beratung für Frauen und mehr Zeit zur Entscheidung. Er warnte vor einem Automatismus, hinter dem die Erwartung stehe, Frauen müssten ein gesundes Kind zur Welt bringen. Eltern mit behinderten Kindern werde dann "Versagen beim Reproduktionsmanagement" vorgeworfen.
Die Pränataldiagnostik (PND) werde in ihren Folgen für die Frauen verharmlost und drohe zu einem Screening-Verfahren zu werden, das Behinderte aussondert. So sei es ein eklatanter Widerspruch, wenn vor der Geburt alles Mögliche zur "Exklusion" behinderter Menschen getan werde, während man nach der Geburt - zu Recht - alles für ihre Inklusion unternehme. Das Durchmustern des Ungeborenen werde inzwischen als Ausdruck der Fürsorge verstanden. Frauen, die sich demgegenüber vorbehaltlos für ihr Kind entschieden, gerieten unter Rechtfertigungsdruck.
Maio verlangte von Politik und Ärzteschaft deutlichere Signale, dass alle Kinder willkommen seien und in Notlagen Hilfe geleistet werde. "Die soziale Erwartung eines perfekten Kindes schlägt zunehmend auf die private Entscheidung durch", so Maio. Die Tests auf Erbkrankheiten seien zugleich trügerisch, da sie das Versprechen auf ein gesundes Kind suggerierten, was aber faktisch niemals möglich sei.
Bei der Entscheidung zur Abtreibung stehe zumeist nicht mehr die Gesundheitsgefährdung der Frau im Mittelpunkt, sondern die Vermeidung eines vermeintlichen Übels, so der Medizinethiker. Dies sei eine subtile Form der Eugenik. Laut Maio drängen Ärzte die Schwangeren zudem im Zweifel oft zur Abtreibung, um spätere rechtliche Probleme zu vermeiden. Er verwies auf Statistiken, wonach in der EU der Hinweis auf Trisomie 21 beim Ungeborenen in über 90 Prozent der Fälle zur Abtreibung führe.
Der ehemalige Behindertenbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Hubert Hüppe (CDU), wertet die Praxis als klare Form der Diskriminierung. Die UN-Behindertenrechtskonvention spreche unmissverständlich von einem Recht auf Leben. Nach Hüppes Überzeugung ist der sogenannte Pränatest, der im Blut der Mutter gezielt nach Trisomie 21 sucht, ohnehin rechtswidrig. Der Gesetzgeber erlaube solche Tests nur aus medizinischen und therapeutischen Gründen. Trisomie sei aber nicht therapierbar. Deshalb verfolge der Test praktisch nur ein Ziel: die Selektion. Beide äußerten sich bei der Vorstellung von Maios Buch: "Abschied von der Freudigen Erwartung".
Die Pränataldiagnostik (PND) werde in ihren Folgen für die Frauen verharmlost und drohe zu einem Screening-Verfahren zu werden, das Behinderte aussondert. So sei es ein eklatanter Widerspruch, wenn vor der Geburt alles Mögliche zur "Exklusion" behinderter Menschen getan werde, während man nach der Geburt - zu Recht - alles für ihre Inklusion unternehme. Das Durchmustern des Ungeborenen werde inzwischen als Ausdruck der Fürsorge verstanden. Frauen, die sich demgegenüber vorbehaltlos für ihr Kind entschieden, gerieten unter Rechtfertigungsdruck.
Maio verlangte von Politik und Ärzteschaft deutlichere Signale, dass alle Kinder willkommen seien und in Notlagen Hilfe geleistet werde. "Die soziale Erwartung eines perfekten Kindes schlägt zunehmend auf die private Entscheidung durch", so Maio. Die Tests auf Erbkrankheiten seien zugleich trügerisch, da sie das Versprechen auf ein gesundes Kind suggerierten, was aber faktisch niemals möglich sei.
Bei der Entscheidung zur Abtreibung stehe zumeist nicht mehr die Gesundheitsgefährdung der Frau im Mittelpunkt, sondern die Vermeidung eines vermeintlichen Übels, so der Medizinethiker. Dies sei eine subtile Form der Eugenik. Laut Maio drängen Ärzte die Schwangeren zudem im Zweifel oft zur Abtreibung, um spätere rechtliche Probleme zu vermeiden. Er verwies auf Statistiken, wonach in der EU der Hinweis auf Trisomie 21 beim Ungeborenen in über 90 Prozent der Fälle zur Abtreibung führe.
Der ehemalige Behindertenbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Hubert Hüppe (CDU), wertet die Praxis als klare Form der Diskriminierung. Die UN-Behindertenrechtskonvention spreche unmissverständlich von einem Recht auf Leben. Nach Hüppes Überzeugung ist der sogenannte Pränatest, der im Blut der Mutter gezielt nach Trisomie 21 sucht, ohnehin rechtswidrig. Der Gesetzgeber erlaube solche Tests nur aus medizinischen und therapeutischen Gründen. Trisomie sei aber nicht therapierbar. Deshalb verfolge der Test praktisch nur ein Ziel: die Selektion. Beide äußerten sich bei der Vorstellung von Maios Buch: "Abschied von der Freudigen Erwartung".