Medienwissenschaftler plädiert für Elternerziehung statt Ganztagsschule
Norbert Bolz:“Die Eltern sollen ihre Kinder erziehen, nicht der Staat”
(Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster) Unter dem Titel „Teamgeist ist der größte Feind des Geistes”
veröffentlicht die Online-Ausgabe der Kulturzeitschrift CICERO am Donnerstag, den 27. September, ein aufschlußreiches Interview
mit dem Berliner Philosophen Prof. Dr. Norbert Bolz.
Der Buchautor und Familienvater erklärt, daß unser Land weder
eine “Bildungsrevolution” noch sonstige Reformen benötigt; stattdessen
aber selbstbewußte Lehrer, die sich nicht durch “alternative”
Unterrichtsmodelle in ihrer pädagogischen Kompetenz beirren lassen -
sowie Eltern, die sich verstärkt um ihre Kinder kümmern, statt sie in
eine Ganztagsschule abzuschieben.
Der Medienwissenschaftler spricht sich in dem Interview außerdem eindeutig für das dreigliedrige Schulsystem aus.
Auf die CICERO-Frage “In den Bildungseinrichtungen wird
strukturell vorausgesetzt, dass die Kinder im Elternhaus gewisse
Erziehungsgrundlagen mitbekommen haben. Dadurch sind Kinder aus
,bildungsfernen´ Familien enorm benachteiligt”, antwortet der Berliner Professor:
“Sie haben vollkommen recht - und dass
Erziehungsgrundlagen vorausgesetzt werden, finde ich gerade gut. Ich
gehöre immer noch zu den Leuten, die finden, dass Eltern ihre Kinder
erziehen sollten und nicht der Staat.”
Daraufhin reagiert die Kulturzeitschrift wie folgt: “Also
stellen Sie am Ende doch wieder die Systemfrage. Wir müssen weg von
Ganztagsschulen und die Erziehung und Bildung wieder in Elternhand
geben.”
Diese Rückfrage ist für Prof. Bolz ein Anlaß, noch mehr Klartext zu bieten:
“Ehrlich gesagt, finde ich die Entwicklung der
Ganztagsschulen schrecklich. Die Vorstellung, von der Kinderkrippe bis
zur Universität immer nur an die Hand genommen und von sogenannten
Erziehern geleitet zu werden, gefällt mir nicht.
Da kommt etwas ganz anderes heraus, als wenn das Kind zuhause
großgezogen wird. Vielleicht nicht mit größerer sachlicher Inkompetenz,
dafür aber dann mit sehr viel mehr Liebe.”