
Lehrer in Gefahr – Gewalt an Schulen nimmt dramatisch zu
Immer mehr Lehrer in Deutschland sind körperlichen Angriffen, Bedrohungen und psychischer Gewalt ausgesetzt – nicht nur durch Schüler, sondern auch durch Eltern. Die Eskalation an vielen Schulen zwingt nun zu konkreten Maßnahmen. Das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen hat deshalb einen neuen Leitfaden veröffentlicht, der Lehrer im Ernstfall schützen soll.
Auf 15 Seiten fasst das Papier mit dem Titel „Sicher handeln bei Gewalterfahrungen von Beschäftigten an Schulen“ konkrete Empfehlungen zusammen. Die Situation wird dort klar benannt: Schulen seien ein Spiegel der Gesellschaft – und zunehmend Orte von Gewalt, Respektlosigkeit und gezielter Einschüchterung.
Ein zentraler Aspekt: Lehrer sollen sich im Ernstfall aus dem direkten Einflussbereich des Angreifers entfernen. Die Empfehlung lautet, mit deutlichen Worten wie „Stopp“ aufzutreten, andere gezielt auf die Situation aufmerksam zu machen und sich dann aktiv aus der Gefahrenzone zurückzuziehen – ohne Provokation, ohne Gegenwehr. Ziel sei es, eine Eskalation zu vermeiden und die eigene Sicherheit an erste Stelle zu setzen.
Auch psychische Folgen nach Angriffen sind Thema. Lehrer sollen lernen, das Erlebte zu verarbeiten. Das Ministerium empfiehlt: auf Warnsignale des eigenen Körpers achten, Unterstützung suchen, Hilfe annehmen.
Die Liste der Delikte, denen Lehrer ausgesetzt sind, ist lang: Körperverletzung, sexuelle Belästigung, Nötigung, Sachbeschädigung, Cybermobbing. Besonders die digitale Gewalt nimmt stark zu – beleidigende Nachrichten, gefälschte Fotos, öffentliche Bloßstellung im Netz. Oft folgen Bedrohungen und Rufschädigung.
Die Zahlen sind alarmierend: 2023 wurden bundesweit über 27.000 Gewaltvorfälle an Schulen registriert – ein Anstieg von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In NRW stiegen die Fälle besonders deutlich, von knapp 3.000 auf über 4.800. Laut dem Verband Bildung und Erziehung berichten 73 Prozent der Schulleitungen in NRW von Übergriffen auf Lehrer – auch durch Eltern.
Schulministerin Dorothee Feller (CDU) fordert nun eine klare Haltung: Gewalt dürfe nicht hingenommen werden, Schulen müssten sichere Orte bleiben – auch für das Lehrpersonal.