Kriminelle Jugend: Gründe für den Anstieg von Straftaten bei Minderjährigen im Jahr 2022
Maximilian Klieber
Die Kriminalstatistik für das Jahr 2022, veröffentlicht vom Bundeskriminalamt, wirft ein besorgniserregendes Licht auf die steigende Anzahl von Gewalttaten, die von Minderjährigen begangen werden. Dieser Anstieg zieht sich quer durch verschiedene Regionen Deutschlands, von Freudenberg über Heide bis hin nach Erfurt. Die Statistik zeigt, dass Straftaten, die von Kindern und Jugendlichen begangen wurden, im Vergleich zum Vorjahr tatsächlich zugenommen haben. Doch warum sind immer mehr Minderjährige in strafrechtliche Aktivitäten verwickelt?
Die gestiegene Gesamtzahl der registrierten Straftaten durch die Polizei im Jahr 2022 ist größtenteils auf gesetzliche Änderungen zurückzuführen, die die Kategorisierung einiger Delikte beeinflusst haben. Ebenso spielte der Wegfall der Corona-Maßnahmen eine Rolle bei dieser Zunahme. Besorgniserregend ist jedoch der gestiegene Anteil von Kindern an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen. Die erhöhte Zahl minderjähriger Tatverdächtiger kann nicht allein durch die Zunahme der Minderjährigenbevölkerung im Jahr 2022 erklärt werden, die unter anderem auf die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine zurückzuführen ist. Mit einem beeindruckenden Anstieg von 35,5 Prozent auf insgesamt 93.095 tatverdächtige Kinder wurde das Niveau des Vorjahres übertroffen, das noch stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt war.
Die Anzahl der tatverdächtigen Kinder lag außerdem um 16,3 Prozent höher als im Jahr 2019. Die Straftaten, die von Kindern begangen werden, sind überwiegend Ladendiebstahl, Sachbeschädigung, Beleidigung und Körperverletzung. Im Vergleich zum Vorjahr stieg auch die Anzahl jugendlicher Tatverdächtiger im Jahr 2022 um rund 22 Prozent auf etwa 189.000 Verdächtige. Bei ausländischen Tatverdächtigen im Alter von 14 bis 18 Jahren gab es sogar einen Anstieg von etwa 50 Prozent im Vergleich zu 2021. Ein ähnlicher Anstieg von Straftaten bei nicht-deutschen Jugendlichen wurde bereits im Zusammenhang mit der sogenannten Flüchtlingskrise der Jahre 2015 und 2016 beobachtet. In der Folge gingen die Zahlen nach einigen Jahren zurück und kehrten auf das Niveau vor der Flüchtlingswelle zurück. Dieses Szenario könnte sich laut BKA-Präsident Holger Münch auch dieses Mal wiederholen.
Die hohe Beteiligung minderjähriger Tatverdächtiger an der "Verbreitung pornografischer Schriften" (rund 41 Prozent) ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass Kinder und Jugendliche oft unwissentlich unangemessene Bilder in Gruppenchats bei WhatsApp, Instagram oder Snapchat teilen. Im Jahr 2021 wurde das Gesetz gegen sogenannte Kinderpornografie verschärft, wodurch die Verbreitung, der Besitz und der Erwerb von Darstellungen sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen zu Verbrechen hochgestuft wurden. Dies führte dazu, dass Schüler sich nun strafbar machen, wenn sie solche Bilder erhalten und sie nicht unverzüglich löschen. Das gilt auch für Eltern, die solche Aufnahmen an Lehrkräfte weiterleiten, um auf den unangemessenen Inhalt im Schüler-Chat hinzuweisen.
Die Ursachen für die zunehmende Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Straftaten sind vielfältig. Ein Grund liegt in wirtschaftlichen Aspekten, da viele Familien aufgrund der Inflation unter Geldknappheit leiden. Kinder und Jugendliche haben dennoch Bedürfnisse und Wünsche, die sie erfüllen möchten. Die steigende Anzahl von Kindern und Jugendlichen, die in Kriegsgebieten Gewalt erlebt haben, aufgrund von Flüchtlingsbewegungen nun in Deutschland leben, hat die Hemmschwelle, Gewalt gegen andere auszuüben, gesenkt. Auch Stress spielt eine Rolle bei der Bereitschaft zur Begehung von Straftaten. Während der Corona-Pandemie waren Minderjährige besonders stark Stress ausgesetzt, und sie suchen nun nach Ventilen, um damit umzugehen. Das soziale Umfeld, in dem Kinder und Jugendliche agieren, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Machtverhältnisse im Freundeskreis, gemeinsamer Drogen- und Alkoholkonsum sowie der Einfluss von Medien und dem Internet auf Heranwachsende sind entscheidende Faktoren.
Es ist entscheidend, dass Kinder in einer gewaltfreien Umgebung aufwachsen, in der sie sich entwickeln können und eine realistische Chance haben, in der Gesellschaft erfolgreich zu sein, wie BKA-Präsident Münch betont. Eltern sollten stets bemüht sein, den Kontakt zu ihren Kindern zu halten und sich darüber informieren, mit wem sich ihre Kinder umgeben und welche Themen sie beschäftigen. Dies kann dazu beitragen, das Risiko von kriminellen Aktivitäten bei Minderjährigen zu reduzieren.