Krank durch soziale Isolation
Christiane Jurczik
Statistisches Bundesamt: Mehr als 16 Millionen Menschen in Deutschland leben allein. Jeder Dritte, der 2018 allein gewohnt hat, ist über 65 Jahre alt. Sie sind besonders Covid-19 gefährdet. Insgesamt gibt es mehr als 16 Millionen Singlehaushalte.
In Deutschland geht der Trend zum Single-Haushalt: Laut Prognosen des Statistischen Bundesamts werden in 20 Jahren mehr Menschen alleine leben als heute. Fast jeder zweite Haushalt könnte 2040 nur von einer Person bewohnt werden.
Corona hat unseren Alltag völlig auf den Kopf gestellt. Wir alle finden uns in einer nie dagewesenen Situation wieder. Es gelten weiterhin restriktive Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung. Das trifft Erwachsene gleichermaßen wie Kinder.
Während Erwachsene Ihre Informationen aus Fernsehen und online beziehen, sind Kinder auf die Aufklärung von Ihren Eltern angewiesen. Sensibilität und die richtigen Worte zu finden ist nicht immer leicht aber dringen erforderlich bei kleinen Kindern. Diese leiden nämlich besonders unter der Isolation.
Einsamkeit macht Angst, Wut und Traurigkeit, da niemand weiß, wie lange es dauert. Bei dem schönen Wetter möchten die Kinder und die Erwachsenen natürlich raus. Bei den Jugendlichen ist dieses Gefühl ähnlich ausgeprägt, da diese die Tendenz haben sich mit anderen zu vergleichen, die neuesten Modetrends auf der Straße auszuführen und um in Kaffees oder Clubs sehen und gesehen zu werden.
Schon in den 1940er Jahren beschrieb der amerikanische Psychologe René Spitz in einer Studie, dass kleine Kinder in Waisenhäusern bei zu wenig Nähe und sozialer Interaktion körperlich oder mental verkümmerten, einige Kinder starben – obwohl sie ausreichend Essen und Trinken erhielten. Kontakt und Geborgenheit sind offenbar so wichtig wie Essen, Trinken und Schlafen.
Schon seit den 1970er Jahren beschreiben Forscher in Studien den Zusammenhang zwischen sozialer Interaktion und der körperlichen Gesundheit. Inzwischen gibt es immer bessere Daten, die diese Wirkungszusammenhänge beschreiben.
Zahlreiche aktuelle Studien und detaillierte Forschungsergebnisse zeigen, dass sich in Deutschland circa 15 Prozent aller Menschen oft oder sehr oft einsam fühlen. Auch Susanne Bückner, Psychologin der Universität Bochum erforscht das Gefühl der Einsamkeit und die damit gesundheitlich verbundenen Konsequenzen auf den Menschen.
„Einsamkeit ist ein Mangel und wird von den Betroffenen als stark schmerzhaft beschrieben“, sagt Bückner. Und: Einsamkeit löst Stress aus und ein hoher Stresspegel schwächt wiederum das Immunsystem, was einsame Menschen dann anfälliger für Herzinfarkt, Schlaganfall, Depressionen, Demenz und Krebs macht. Lange Isolation macht auch körperlich krank, belastet Herz und Kreislauf und schwächt das Immunsystem. Konzentrationsprobleme und Wahrnehmungsstörungen treten auf. Isolierte mit dem Gefühl der Einsamkeit nehmen die Realität oft negativer wahr als sie in Wirklichkeit ist. Auch Depressionen und Angststörungen treten häufiger in Verbindung mit chronischer Einsamkeit auf.
Eine weitere wichtige Tatsache der Forschungsergebnisse ist, dass Einsamkeit die Lebenserwartung beeinträchtigt. Gesundheitsschädliche Verhaltensweisen werden angenommen. Wer einsam ist, raucht eher, trinkt mehr Alkohol, bewegt sich weniger und ernährt sich öfter ungesund – ein Teufelskreis entsteht.
Wie kann man Kindern in dieser Situation unterstützen?
Den eigenen Medienkonsum begrenzen. Zu viel Grübeln vermeiden und versuchen sich auf etwas Positives zu konzentrieren. Kinder haben einen großen Bewegungsdrang-man kann auch in den eigenen vier Wänden körperlich aktiv sein. Stoff-Ballspielen, Hüpfgummi, Turneinheiten, Tanzen zu Musik oder Stopptanz. Jede Form von Bewegung tut gut.
Neue Wege öffnen neue Türen
So vieles ist möglich, so solidarisch hat man die Menschen schon lange nicht mehr erlebt. Krise als Chance! Man kann auch daran wachsen, wenn man nicht vergisst, wie es war, wenn es vorbei geht. Und das wird es mit Sicherheit!