Kosmetik für Kinder – Kosmetik für Jugendliche
Christiane Jurczik
Schönheitsindustrie freut sich über den neuen Absatzmarkt. Doch brauchen Kinder das wirklich?
Kinder sind längst als eigene Kundengruppe in den Fokus der Schönheitsindustrie geraten. Massagen, Maniküren und Pediküren, spezielle Kosmetik, Rasuren, Angebote sogar für Babys – es gibt nichts, was nicht auch an Kinder vermarktet werden kann.
Wellness-Hotels bieten immer öfters auch Massagen oder Kur-Packungen für Kinder an. Die Begründung: Kinder sollen sich in den Ferien genauso erholen und entspannen können, wie die Eltern. Und sie sollen ans Wellnessen herangeführt werden – klar: Die Kinder von heute sind die zahlenden Kunden von morgen. Auch Saunagänge werden immer öfters sogar für Babys erlaubt.
Kosmetikkonzerne verbünden sich mit Beautybloggerinnen
Aus Kindern werden junge Erwachsene. Eine noch beliebtere Zielgruppe der Kosmetikindustrie.
Ob Drogeriemarktkette oder Luxusmarke, die digitalen Werbegesichter haben den Weg ins Analoge gefunden und junge Beautybloggerinnen sind heiß begehrt. Einige Beispiele: Die deutsche Fashion-Influencerin Caro Daur brachte zusammen mit der Kosmetikmarke M.A.C. 2017 zunächst einen eigenen limitierten Lippenstift heraus, ehe sie 2018 eine komplette Kollektion nachschob. Douglas wiederum sorgte für Fanandrang, als die Beauty- und Lifestylebloggerinnen Farina Opoku, Pamela Reif und Julia Maria anlässlich des Weltfrauentags eine eigene Kiss-Kit-Kollektion, also ein Paket aus Lippenstift und Lipliner. Die Sets waren binnen kürzester Zeit ausverkauft. Einen der größten Clous dürfte aber Bianca Heinecke geelandet haben. Ihr Youtube-Kanal „BibisBeautyPalace“ zählt mit einer Reichweite von rund 5,5 Millionen Nutzern zu den erfolgreichsten Deutschlands.
Gesundheitliche Gefahren durch Kosmetik für Kinder
Kosmetik für Kinder ist mit Vorsicht zu genießen. Natürlich macht es der Tochter Spaß, sich mal wie Mami die Nägel zu lackieren oder etwas Lippenstift aufzutragen, und der Sohn schmiert sich stolz Rasierschaum ums Kinn. Das sollte aber die Ausnahme bleiben, denn die Grenzwerte für die Inhaltsstoffe sind oft auf Erwachsene zugeschnitten. Kinderhaut ist zudem deutlich dünner und Stoffe werden sehr viel schneller aufgenommen.
Und auch bei spezieller Kosmetik für Kinder kann man selten wirklich sicher sein, dass sie keine für Kinder schädlichen Inhaltsstoffe enthält. Schließlich muss auch Kinderkosmetik mit Stabilisatoren haltbar und mit Emulgatoren geschmeidig gemacht werden.
Kosmetik- und Wellnessbehandlungen für Kinder suggerieren schon den Kleinsten, dass ihr Aussehen ein zentrales Anliegen sein muss. Das sehen Experten als Problem, denn Kinder sollten sich eigentlich nicht um ihr Aussehen sorgen.
Kritik ist auch deshalb angebracht, weil Kosmetik- und Wellnessbehandlungen keinerlei positiven Auswirklungen auf die psychische und geistige Entwicklung von Kindern hat. Im Gegenteil: Das erwähnte Stillsitzen und –liegen ist in keiner Weise anregend. Kinder aber brauchen Anregung, um sich psychisch, geistig und motorisch gut zu entwickeln.
Ein Kantonslabor aus der Schweiz warnt: Finger weg von Kosmetik für Kinder!
Das kantonale Laboratorium Basel-Stadt beanstandet die Qualität von Kinderkosmetik. Nicht weniger als 71 Prozent der untersuchten Proben mussten kritisiert werden.
Die Chemiker stießen bei diesen 71 Prozent unter anderem auf verbotene Farbmittel, einen erhöhten Gehalt an Nitrosaminen sowie Grenzwertüberschreitungen von Konservierungsmitteln. Für vier Sets sprach das Laboratorium ein Verkaufsverbot aus. Von den acht darüber hinaus beanstandeten Produkten wurden fünf von den Verantwortlichen freiwillig vom Markt genommen.
Das Laboratorium kommt zum ernüchternden Schluss: «Es ist offensichtlich, dass bei Produktion und Qualitätssicherung auf Kosten der Kinder gespart wird.»