Kommentar zur neuen Altersfreigabe von Keinohrhasen

Zunächst das Positive:

Die Erhöhung der Altersfreigabe für den Film Kleinohrhasen ist ein Erfolg für alle, die gegen die Freigabe ab sechs protestiert haben. Das waren insbesondere verantwortungsvolle Eltern. Auch Initiativen wie „Kinder in Gefahr“ haben sich gegen die Entscheidung der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft eingesetzt.

Daß der sog. Appellationsausschuß darauf eingegangen ist zeigt, daß Proteste durchaus einen Sinn haben und erfolgsversprechend sind. Leider herrscht bei vielen der falsche Eindruck, daß Widerstand hoffnungslos sei und man als Einzelner nichts unternehmen könne. Das ist nicht wahr, wie man in diesem Fall sehen kann.

Das Negative:

Die Entscheidung des Appellationsausschusses hätte wesentlich früher kommen können und müssen und nicht erst sechs Wochen nach dem Filmstart. Der Film läuft seit dem 20. Dezember und hat sofort Proteste hervorgerufen. Auch viele Medienberichte haben rasch auf die stark sexualisierte Sprache hingewiesen. Die Maßnahme wird insbesondere für die DVD-Version relevant sein.

Die Sprache ist außerdem dermaßen derb, daß selbst eine Altersfreigabe ab 12 immer noch zu gering ist. Rein juristisch ist man bis 13 noch ein Kind und auch noch ältere Heranwachsende können durch Gespräche über Perversitäten Schaden nehmen. Es sollte für den potentiellen Zuschauer von vornherein erkenntlich sein sein, ob ein Film solche Inhalte hat.

Der Appellationsausschuß hat seine Entscheidung damit begründet, daß der Film die Kinder desorientieren könnte. Das ist aber der große Schwachpunkt im Bewertungssystem des deutschen Jugendmedienschutzes. Anstatt sich an einigermaßen objektiven Wertekriterien zu richten, versucht man eine etwaige Idealentwicklung der Kinder als Maßstab zu nehmen und ob diese durch solche Filme beeinträchtigt werden könnte. Dadurch werden manche Altersfreigaben völlig unverständlich. Zu Recht erwarten die Eltern, die Anwendung objektiver Wertekriterien, damit sie – ohne den Film selber vorher sehen zu müssen – unbesorgt mit ihren Kindern in das Kino gehen können. Dasselbe gilt noch mehr für Sendungen im Fernsehen.