Kommentar zur 47. Botschaft zum Welttag der Kommunikationsmittel von Papst Benedikt XVI.
Mathias von Gersdorff
Anfang des Jahres veröffentlicht der Papst seine „Botschaft zum Welttag der Kommunikationsmittel“. In der Regel geht es um aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich. Papst Benedikt XVI. hat sich schon zum Internet generell geäußert, nun macht er sich genauere Gedanken über den Sinn und Zweck der „Sozialen Netzwerke“ wie Facebook, Twitter usw.
Der Papst wollte sich offenbar nicht allzu kritisch äußern, doch seine Skepsis ist nicht zu übersehen.
Für das Gelingen einer sinnvollen Kommunikation führt er eine Reihe von Bedingungen an, die schlichtweg nicht vorhanden sind und auch kaum zu verwirklichen sind. Insofern war die Absicht des Papstes, eher eine Mahnung oder eine Vorlage für eine Gewissensforschung und nicht so sehr eine Analyse oder gar eine Würdigung der neuen Möglichkeiten elektronischer Kommunikation zu schreiben.
Im ersten und allgemeinen Teil der Botschaft erklärt der Papst: „Es hat oft den Anschein, daß der Wert und die Wirksamkeit der verschiedenen Ausdrucksformen – wie es auch bei anderen sozialen Kommunikationsmitteln geschieht – mehr von deren Popularität bestimmt sind als von deren wirklicher Bedeutung und Stichhaltigkeit. Außerdem hängt die Popularität häufig eher mit Berühmtheit oder Strategien der Überredung zusammen als mit der Logik der Argumentation.“
Hier wird deutlich, wie wenig Benedikt XVI. von den real existierenden Sozialen Netzwerken hält. Da er inzwischen selber twittert und seit einigen wenigen Jahren auch darüber informiert wird, was im Internet vor sich geht, kann ihm nicht entgangen sein, wie niveaulos oder gar aggressiv ein wichtiger Teil der Internet-Kommunikation abläuft.
Geradezu ironisch klingen Sätze aus der Botschaft des Papstes wie „Gelegentlich kann die leise Stimme der Vernunft vom Lärm zu vieler Informationen übertönt werden, und es gelingt der Vernunft nicht, Aufmerksamkeit zu erregen, die statt dessen denen zuteil wird, die sich auf verführerische Weise ausdrücken.“
Papst Benedikt XVI. nennt die Bedingungen für das Gelingen einer sinnvollen und nützlichen Kommunikation in den Sozialen Netzwerken:
1. Wenn diese Räume gut und ausgewogen genutzt werden, leisten sie einen Beitrag dazu, Formen von Dialog und Diskussion zu unterstützen, die die Einheit unter den Menschen stärken und wirksam die Harmonie der Menschheitsfamilie fördern können, sofern sie von Respekt, Rücksicht auf die Privatsphäre, Verantwortlichkeit und dem Bemühen um die Wahrheit geprägt sind.
2. Wenn die networks dazu aufgerufen sind, dieses große Potential Wirklichkeit werden zu lassen, dann müssen die Menschen, die daran teilhaben, sich darum bemühen, authentisch zu sein, damit man in diesen Räumen nicht nur Ideen und Informationen miteinander teilt und austauscht, sondern letztlich sich selbst mitteilt.
Das sind nicht hehre oder sogar naive Wünsche des Papstes. Im zweiten Teil der Botschaft geht er auf die Möglichkeiten der Sozialen Netzwerken für die Verbreitung des Evangeliums ein. Insofern ist diese Botschaft auch eine Anleitung, wie die Sozialen Netzwerke von – normalerweise jungen Menschen – benutzt werden sollen, um Früchte im Apostolat zu bringen. Jemand, der das Evangelium durch Facebook & Co. verkünden will, darf auf keinen Fall die allgemein üblichen Gewohnheiten des Internets übernehmen, sondern muß sich der Wahrheit und der Nächstenliebe verpflichtet fühlen.