Körperkult in sozialen Netzwerken bergen risikoreiche Ideale für Heranwachsende
Autor: Kinder in Gefahr
<p>Christiane Jurczik</p>
<p>Kinder und
Jugendliche sind in ihrem Körperbild noch nicht gefestigt. Sie sind auf der
Suche nach Vorbildern und Orientierungshilfen und orientieren sich an Vorbildern
aus sozialen Netzwerken und machen es ihnen nach. Dies beeinflusst die Art und
Weise ihrer körperlichen Selbstinszenierung auf Sozialen Netzwerken mit Posts,
Fotos und Videos. Modelshows im Fernsehen, Körpertrends auf Instagram und
Schmink-Tutorials auf Videoportalen unterstützen eine dauerhafte Konzentration
auf das Äußerliche. Doch die oft unrealistischen Ideale sind riskant für junge
Menschen. Gesundheitsgefährdende Communitys rufen sogar zu krankhaftem
Essverhalten auf, um einem anscheinend schönen Körper zu haben. </p>
<p>Auf Netzwerken wie Instagram posten Nutzer
Fotos zu verschiedenen Körpertrends: Unter dem Hashtag #thighgap wetteifern
Mädchen um die dünnsten Oberschenkel und die möglichst größte
Oberschenkellücke, beim #belfie wird das Hinterteil besonders in Szene gesetzt
und mit #gymselfies posiert man sportlich bis spärlich bekleidet vor dem
Spiegel im Fitnessstudio. Der stark persönliche Charakter von neuen Medien
unterstützt das Abgleichen von Selbst- und Fremdbild noch stärker als sonst und
vermittelt, dass jede und jeder Einzelne diesen Vorstellungen durch ausreichend
Eigeninitiative entsprechen kann. Ständiger Zugriff auf die Netzwerke bewirkt,
dass der Druck zur perfekten Selbstdarstellung dauerhaft anhält.</p>
<p>Immer öfter sind
Personen aus sozialen Median für Heranwachsende ein gesellschaftliches Ideal
eines weiblichen oder männlichen Körpers. Fotos und Videos von Online-Stars
sind fast immer aufwändig inszeniert, bearbeitet und optimiert. Somit streben
Mädchen dünne Körperideale an, während Jungen sich in dominanten Posen und
Muskelspielen üben.</p>
<p>Doch die aufwendig inszenierten Ideale sind
eigentlich nie zu erreichen: Studien verweisen auf einen Zusammenhang
zwischen persönlicher Unzufriedenheit mit dem Körper und hohem Medienkonsum hin.</p>
<p>Glorifizierung
krankhafter Schlankheitsideale</p>
<p>Falsche und verzerrte Körperideale können
jedoch zu überzogenem Selbstzweifel am eigenen Körperbild führen. Eine geringe
Zufriedenheit mit dem eigenen Körper hat nicht nur negative Auswirkungen auf
das Selbstwertgefühl, sondern kann krankhaftes Verhalten auslösen oder
verstärken. Besonders gesundheitsgefährdend sind Internetangebote in denen
Essstörungen ausdrücklich als erstrebenswerter Lifestyle verherrlicht werden. </p>
<p>Und schon jetzt vermitteln einige Kindermedien
falsche Körpervorstellungen: Eine Studie
fand heraus, dass drei von vier Mädchenfiguren in Zeichentricksendungen einem
Körper entsprachen, der proportional gesehen nicht dem eines Menschen
entspricht. So ist das Verhältnis von Taille, Oberkörper und Beinen noch
unrealistischer als bei einer Barbie-Puppe.</p>
<p>Verzerrte
Körperbilder durch Medien</p>
<p>Shows wie Germanys
Next Topmodel können als Antrieb, Bestätigung und Rechtfertigung für
ungesunde Körpervorstellungen wirken. Solche Formate stellen körperliche
Ausnahmeerscheinungen als Norm dar und vermitteln, dass entsprechendes Aussehen
mit Glück und Erfolg gleichzusetzen ist. Auch die vermeintlich aufklärerische
Show Curvy Supermodel verzerrt die
Körperwahrnehmung: Zwar sind die Teilnehmerinnen der Sendung kurvig, müssen
sich aber dennoch der Bewertung der Jury unterziehen, die die Mädchen und
Frauen auf ihr Äußeres reduziert. Ziel ist es auch hier möglichst sexy zu sein.</p>
<p>Eltern
können Kinder stark machen</p>
<p>Beispielsweise beim gemeinsamen Fernsehen
können Eltern mit ihren Kindern Schönheitsideale reflektieren und darüber
diskutieren. Wichtig ist auch klar zu machen, dass Kinder nicht jedem Trend
folgen müssen um soziale Anerkennung zu bekommen. Sie können mit ihrem Kind
darüber sprechen was die besten Freunde wirklich an ihnen schätzen und das es
rein Garnichts mit dem Äußeren zu tun hat – durch Gespräche zeigt man Interesse
und Selbstbewusstsein und Vertrauen werden gestärkt.</p>