Jugendliche nutzen noch mehr Social Media durch Lockdown

(DVCK e.V. - Aktion Kinder in Gefahr) Kinder und Jugendliche in Deutschland haben während des ersten Corona-Lockdowns so viel zeit wie noch nie und mit digitalen Spielen verbracht. Das geht aus einer Krankenkassen-Studie zusammen mit Suchtexperten der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf hervor. Das Münchner ifo-Institut (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.) warnt darüber hinaus: Die Lernzeiten haben sich im gleichen Zeitraum halbiert.

Im Internationalen Krankheitskatalog (IDC 11) ist unter der Kennzahl "6C51" die Sucht nach digitalen Spielen kategorisiert. Bisher wurde in Deutschland noch nicht untersucht, wie viele Kinder und Jugendliche davon betroffen sind, die DAK und die Hamburger Suchtforscher haben das jetzt genauer unter die Lupe genommen – auch in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass während des Lockdowns die Zeit, die Kinder und Jugendliche auf Social-Media-Plattformen verbracht haben, stark gestiegen ist: Sie haben 75 Prozent mehr Zeit mit digitalen Spielen verbracht, die durchschnittliche Verweilzeit in sozialen Netzwerken stieg um rund 66 Prozent.

Im September 2019 waren es unter der Woche täglich 116 Minuten, im Lockdown im April 2020 wurden es 193 Minuten und sogar 241 Minuten am einem Tag am Wochenende. Da waren es bislang 185 Minuten.

Ebenso beim Gaming: Unter der Woche wurden letztes Jahr durchschnittlich 80 Minuten täglich, während des Lockdowns 139 Minuten gezockt, am Wochenende sogar 193 Minuten. Eine krankhafte Nutzung von digitalen Spielen stellten die Forscher bei fast 700.000 Kindern und Jugendlichen fest, ähnlich problematisch sind Social-Media-Aktivitäten: Dort waren rund 170.000 Jungen und Mädchen betroffen.

Demnach werden Computerspiele und soziale Medien vor allem genutzt, um Langeweile zu bekämpfen oder soziale Kontakte aufrecht zu erhalten. Rund ein Drittel der Jungen und Mädchen will online aber auch der "Realität entfliehen" oder Stress abbauen, wie die Krankenkasse mitteilte.

Social Media boomt

Youtube, Instagram und TikTok. Das sind die Plattformen der Jugendlichen. Seit Corona ist die Nutzung dieser Medien nochmal angestiegen. Auch, wenn die Jungen dort auch Bildungsinhalte nutzen, sehen Experten den Boom kritisch.

TikTok hat mitlereile mehr als 400.000 Follower auf dem digitalen Kanal. Im Februar waren es noch 10.000. Die Clips erzielen jetzt insgesamt mehr als 90 Millionen Klicks. Gerade in der Corona Krise nutzen viele Jugendliche Youtube, TikTok und Instagram. Laut einer Studie des medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest haben deutschlandweit 12- bis 19-Jährige im April dieses Jahres fast nur Youtube als digitales Lernangebot genutzt. Wikipedia, andere Onlineangebote sowie Dokus und Wissenssendungen im Fernsehen sind weit abgeschlagen.

Lernzeiten haben sich halbiert

Die Zeit, die Kinder mit Schulaufgaben und Lernen verbringen, hat sich dagegen während des der Corona-Pandemie halbiert: von 7,4 auf 3,5 Stunden täglich. Das geht aus einer Umfrage des Münchner ifo-Instituts unter 1.099 Eltern in Deutschland hervor. 38 Prozent lernten sogar nur höchstens zwei Stunden am Tag.