Immer mehr Kinder leiden an Diabetes: Anstieg bei Mädchen 45 Prozent
Christiane Jurczik
Immer mehr junge Menschen in Deutschland leiden an Typ-1-Diabetes – Tendenz steigend. Nach Angaben des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) sind bundesweit mittlerweile mehr als 30.000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren von der Stoffwechselkrankheit betroffen. Die Zahl der Neuerkrankungen stieg laut DDZ in den vergangenen Jahren um bis zu 4,5 Prozent jährlich. Der Erkrankungsgipfel liegt im Jugendalter.
Kinder und Jugendliche
- Mehr als 30.000 Kinder und Jugendliche im Alter unter 19 Jahren haben Diabetes Typ 1.
- Bis zum Jahr 2020 wird insbesondere eine Verdopplung der Diabetesinzidenz bei Kindern im Alter unter fünf Jahren vorhergesagt.
- Etwa 12.000 Kinder werden mit einer Insulinpumpe behandelt.
- Die Zahl der Typ-2-Diabetes-Neuerkrankungen bei Jugendlichen hat sich in den letzten Jahren verfünffacht. Das entspricht etwa 200 Neuerkrankungen jährlich. Dabei handelt es sich fast ausnahmslos um sehr stark übergewichtige Personen, bei denen bereits die Eltern und Großeltern an einem Typ-2-Diabetes leiden.
- Übergewichtige und adipöse Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien sind stärker von Typ-2-Diabetes betroffen als Kinder deutscher Abstammung. Man nimmt an, dass durch den Wechsel der Esskultur das Risiko für metabolische Erkrankungen als Folge der Gen-Umwelt-Interaktion steigt.
Während die Zahl der bis 6-jährigen Kinder mit Typ-1-Diabetes von 2006 auf 2016 um 7,5 Prozent gestiegen ist, waren es bei den 7- bis 12-Jährigen bereits fast 25 Prozent und bei den 13- bis 18-Jährigen fast 29 Prozent. Ein Geschlechtervergleich bei den bis 18-Jährigen zeigt darüber hinaus: Die Erkrankungsrate bei Mädchen und jungen Frauen stieg innerhalb dieser zehn Jahre mit 45 Prozent deutlich stärker an als bei Jungen und jungen Männern (7,2 Prozent).
Ursachen
- Familiäre Veranlagung, zu wenig Bewegung und Übergewicht sind die wichtigsten Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes.
- Übergewicht fördert Diabetes Typ 2. Zwei Drittel der Männer (67 Prozent) und mehr als die Hälfte der Frauen (53 Prozent) haben ein zu hohes Körpergewicht. Knapp ein Viertel (24 Prozent) ist schwer übergewichtig (adipös); die Tendenz ist steigend.
Diese labile Stoffwechselsituation ist auch der Grund dafür, dass die Erkrankung nach dem Auftreten der ersten Symptome einen raschen Verlauf nimmt – mit dem Risiko einer diabetischen Ketoazidose (eine akute lebensgefährliche Stoffwechselentgleisung bei Typ-1-Diabetes). Diese potenziell lebensbedrohliche Stoffwechsellage, gekennzeichnet durch Dehydrierung, vertiefte Atmung, Erbrechen und/oder Bewusstlosigkeit, ist die Ursache für eine erhöhte Sterblichkeit von diabeteskranken Kindern.