Horrorfilme und Kinder: Zwischen Faszination und den Gefahren des Nervenkitzels

Horrorfilme und Kinder: Zwischen Faszination und den Gefahren des Nervenkitzels

Maximilian Klieber

Horrorfilme üben seit jeher eine besondere Anziehungskraft auf Kinder und Jugendliche aus. Doch während die Faszination für das Gruselige verständlich ist, gibt es wichtige Gründe, warum Eltern besorgt sein sollten. Der Horror-Konsum von Kindern und Jugendlichen birgt nachweisbare Risiken und kann langfristige Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit haben.

Obwohl Puppen und Clowns normalerweise als freundliche Figuren gelten, verwandeln sie sich in Horrorfilmen oft in Albtraumgestalten. Chucky, die Mörderpuppe, und Pennywise, der kinderfressende Zirkusclown aus "Es", sind nur zwei Beispiele für kultige Monster, die bei jungen Zuschauern für Gänsehaut sorgen. Selbst beliebte Kinderaktivitäten werden in Horrorfilmen wie "Squid Game" in blutige Alpträume verwandelt. Kinder und Jugendliche reagieren sehr unterschiedlich auf Horrorszenarien.

Während einige den Nervenkitzel als aufregend empfinden, können andere Albträume und Angstzustände entwickeln. Kinderpsychiaterin Renate Schepker weist darauf hin, dass es bei der Verarbeitung von Angst eine individuelle Komponente gibt. Es gibt jedoch auch nachweisbare Risiken und mögliche langfristige Folgen des Konsums brutaler Horrorfilme. Kinder und Jugendliche, die sich stark mit den dargestellten Inhalten identifizieren, könnten psychische Störungen entwickeln. Dies ist besonders wahrscheinlich, wenn sie keine innere Distanz zu den gezeigten Szenen aufbauen können. In den USA wurde beispielsweise belegt, dass Kinder, die Filme über Naturkatastrophen in ihrer Heimat gesehen hatten und Orte identifizieren konnten, Anpassungsstörungen entwickelten – die Vorstufe einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Besonders problematisch ist, dass moderne Horrorfilme oft sehr realistisch sind. Kinder und Jugendliche können sich leicht in die dargestellten Szenarien hineinversetzen, was die Intensität der Angst verstärkt. Laut Schepker kann dieser Realismus auch bei gewalthaltigen Videospielen beobachtet werden, bei denen die Darstellung von Aggression die Aggressionsbereitschaft steigert. Kinder, die später in kriminelles Verhalten abgleiten, haben oft in ihrer Jugend Horrorfilme konsumiert. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass Horrorfilme Kinder gewalttätig machen. Stattdessen könnten sie das antisoziale Verhalten von Kindern und Jugendlichen verstärken, die bereits zu solchem Verhalten neigen.

Wenn Kinder nach dem Konsum von Horrorfilmen verängstigt oder verstört sind, sollten Eltern dringend das Gespräch mit ihnen suchen. Kinder müssen verstehen, dass die gezeigten Gruselszenarien nicht der Realität entsprechen. Die klare Unterscheidung zwischen Fiktion und Wirklichkeit ist entscheidend. Jüngere Kinder sind sich oft nicht bewusst, dass Monster nur in Geschichten existieren. Hier ist es die Aufgabe der Eltern, diese Unterscheidung klarzustellen und den Kindern zu helfen, das Unheimliche in Worte zu fassen und zu verarbeiten. Während Horrorfilme für Erwachsene oft spannende Unterhaltung bieten, sollten Eltern die Einflüsse dieser Filme auf ihre Kinder nicht unterschätzen. Der Horrorfilm-Konsum von Kindern und Jugendlichen kann psychische Folgen haben und antisoziales Verhalten verstärken.

Es liegt in der Verantwortung der Eltern, die Interessen ihrer Kinder zu verstehen und gleichzeitig sicherzustellen, dass sie vor den negativen Auswirkungen dieser Filme geschützt sind. Die richtige Balance zu finden zwischen der Neugier auf das Unheimliche und der Aufrechterhaltung der psychischen Gesundheit ihrer Kinder ist entscheidend.