Hessische SPD polemisiert gegen Kongreß für Psychotherapie und Seelsorge in Marburg
(MEDRUM) Jetzt hat sich der SPD-Landespolitiker Thomas Spiess wegen des Kongresses für Psychotherapie und Seelsorge mit einer Anfrage an die hessische Landesregierung gewandt. Darin wird unterschwellig der Vorwurf homosexuellenfeindlicher Aktivitäten gemacht.Thomas Spies forderte dazu auf, einen diskriminierungsfreien Umgang mit Homosexualität in Landeseinrichtungen sicherzustellen. Er erklärte: „Die Landesregierung muss sicherstellen, dass es in Landeseinrichtungen nicht zu diskriminierenden Äußerungen über Homosexuelle kommt. Die Zeiten, in denen Homosexuelle als ‚krank' bezeichnet wurden, sollten endgültig vorbei sein." In einem weltoffenen toleranten Hessen dürfe für diskriminierende, homosexuellenfeindliche Aktivitäten kein Platz sein, so Spiess. In der SPD-Mitteilung heißt es weiter, dass beim Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge auch Referenten auftreten würden, die Homosexualität als krankhaft einstufen.
Zuvor hatten die hessischen Grünen ihre Entschlossenheit bekräftigt, ihre Aktion gegen den 6. Kongreß für Psychotherapie und Seelsorge und zwei Vortragsveranstaltungen in Marburg fortzusetzen. Sie bezeichneten den Kongress als "Homophobie-Kongreß" und warfen insbesondere der Referentin Christl Vonholdt vom Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG) vor, sie polemisiere gegen Lesben und Schwule.
Mit Verwunderung stellte die Sprecherin das DIJG auf Anfrage von MEDRUM zu den Vorwürfen fest:
"Die Ablehnung von Homosexuellenfeindlichkeit ist pure Selbstverständlichkeit und ist Grundlage unserer gesamten Arbeit. Diskriminierung von homosexuellen Menschen lehnen wir ganz entschieden ab. Da lassen wir uns von Herrn Spieß auch nicht um den Bruchteil eines Millimeters übertreffen. Beim Vortragsthema der DIJG für den jetzigen Kongress geht es allerdings überhaupt nicht um Homosexualität, sondern um die Fragen der menschlichen Identitätsentwicklung und darum, dass zu diesem Thema durch Christl Vonholdt dort wie geplant vorgetragen werden kann. Herr Spies ist möglicherweise ein Opfer der Rufmordkampagne geworden, die der Lesben- und Schwulenverband sowie die Landesmitgliederversammlung der Grünen gegen uns losgetreten hat.
Es ist jedenfalls sehr schade, dass sich Herr Spiess nicht bei uns informiert hat, bevor solche rufschädigenden Behauptungen in die Welt gesetzt wurden, beim Kongress würden Referenten auftreten, die Homosexualität als krankhaft einstufen. Die Zeiten, in denen die Politik diffamierende Behauptungen in die Welt setzt, sollten auch in Hessen längst vorbei sein. Wenn Herr Spiess und die hessische SPD Weltoffenheit und Toleranz glaubwürdig für sich in Anspruch nehmen wollen, dann müssen sie dies auch dadurch beweisen, dass sie sich für die Freiheit der Wissenschaft und eine kritische Auseinandersetzung mit Fragen einsetzen, die dem wichtigen Diskurs über die Identitätsentwicklung des Menschen gewidmet sind. Stattdessen beteiligt sich Herr Spieß und die SPD durch diffamierende Äußerungen an Aktivitäten, die Denk- und Redeverbote für einen Kongreß erteilen wollen.
Wir können dies nur sehr bedauern und laden Herrn Spiess herzlich ein, sich von unserer Arbeit ein zutreffenderes Bild zu verschaffen. Er sollte sich nicht zum einem willfährigen Instrument von lobbyistischen Interessen und ihrer Desinformationskampagne machen lassen. Dadurch schadet er der Sache, seiner Glaubwürdigkeit und der Glaubwürdigkeit der Politik seiner Partei. Wir sind offen für Kritik und respektieren andere Auffasssungen, lehnen aber Verunglimpfung unserer Arbeit und Mitarbeiter als Mittel der geistigen Auseinandersetzung ab. Es wäre sehr zu wünschen, wenn ein solches Verhalten nicht weiter Schule machen würde."
Wie MEDRUM weiter erfuhr, hatten sich auch die hessischen Grünen nicht beim DIJG über den geplanten Vortag und die vertretenen Auffassungen informiert.
Quelle: Medrum