Harsche Kritik für die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmindustrie nach FAZ-Bericht
Nachdem die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Sonntagsausgabe (FAS) vom 3. Oktober 2010 anhand von vielen Beispielen zeigen konnte, daß die Vergabe der Alterkennzeichnungen durch die „Freiwillige Selbstkontrolle der Filmindustrie“ (FSK) absolut mangelhaft ist, hagelte es an Kritik.Im mehrseitigen Bericht der FAS ging es um die Altersfreigabe „ab 12“, die sog FSK 12. Ein Komitee von Redakteuren sichtete 100 zufällig ausgewählte Spielfilme. Etwa die Hälfte zeigt Szenen mit extremer Erotik oder Gewalt, die für 12jährige Kinder nicht nur ungeeignet, sondern schädlich sind. Die FAS schrieb: „Wer seine Kinder Filme schauen lässt, auf denen „FSK 12“ steht, muss damit rechnen, dass darin Szenen mit expliziter Gewalt gegen Menschen, gut sicht- und hörbarem Sex oder obszöner Sprache vorkommen. Das ist das Ergebnis eines Film-Tests der Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, für den wir hundert zufällig ausgewählte Filme ab zwölf Jahren bewertet haben“.
Bundesfamilienministerin Schröder zeigte sich empört und zweifelte an der Verläßlichkeit der FSK. Der FAZ sagte sie: "Filme, in denen die Helden sich durch antisoziales, destruktives oder gewalttätiges Verhalten auszeichnen, können für die Entwicklung von Zwölfjährigen sehr gefährlich sein. Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass da, wo FSK 12 draufsteht, auch FSK 12 drinnen ist. Was die F.A.S. aufgezählt hat, lässt mich daran zweifeln."
Die Familien- und Jugendministerin ist die oberste Chefin der „Bundeszentrale für jugendgefährdende Medien“, einer Behörde, die dem Bundesfamilienministerium untersteht. Insofern ist es schon etwas verwunderlich, daß sie erst durch einen Zeitungsbericht erfährt, wie es in den Organen des Jugendmedienschutzes, wozu die FSK gehört, aussieht. Kritik an den Alterfreigaben gibt es seit Jahren ständig. Daß erst ein Bericht der FAZ die Familienministerin dazu veranlaßt, sich kritisch über das System der Selbstkontrolle zu äußern, spricht nicht gerade für eine große Nähe zum Volk.
Nicht nur die Bundesfamilienministerin äußerte sich besorgt, sondern auch Politiker aus FDP, CSU und Grüne, insbesondere die Bayerische Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) und Erika Steinbach (CDU).
Die FSK hat versucht, sich rauszureden und meinte, die Alterskennzeichnungen wären keine pädagogischen Empfehlungen und würden die Aufsicht der Eltern nicht ersetzen.
„Kinder in Gefahr“ weist seit Jahren darauf hin, daß das System der Selbstkontrolle zu einer Aufweichung der Bewertungskriterien führt. Dies ist aber nicht nur bei den Spielfilmen der Fall, sondern in nahezu allen Medien. So zeigt beispielsweise die Zeitschrift Bravo, die angeblich eine Jugendzeitschrift sein soll, jede Woche splitternackte Jugendliche und auch Sex-Szenen, begleitet von schlüpfrigen Texten.