Grundschulpädagogik in der Krise
Christa Meves
Die Zahl der Entwicklungsstörungen von Kindern zwischen 5 - 7 Jahren stieg hierzulande in den vergangenen 10 Jahren um 26,5 % an. Mehr als 82 % der diagnostizierten Entwicklungsstörungen betreffen die Sprech- und Sprachentwicklung, gefolgt von Störungen der motorischen Entwicklung. 2017 wurde bei 41,3 % der 5 - 7-jährigen Jungen und 27,9 % der Mädchen eine Entwicklungsstörung diagnostiziert (1).
Solche Zahlen als das Ergebnis von neuen Studien scheinen in ihrer Abstraktheit in unserem Leben wenig Neues zu bedeuten. An solche Abwärtsentwicklungen sind wir längst gewöhnt. Sie begannen sukzessiv in den letzten drei Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts. „Schließlich sind ja immer noch gesunde Kinder vorhanden, immer noch besteht in allen Ländern ein Schulbetrieb“, meinen schulferne Beschwichtiger. Aber hoppla: allerdings mit immer mehr Kindern in einer Klasse, weil immer weniger junge Menschen den Lehrerberuf ergreifen. Dürfen wir das alles – zurückgelehnt - weiter so hinnehmen? Wenn man Kontakte mit Grundschullehrern hat, lässt sich feststellen, dass in deren Augen nicht selten eine bedenkliche Resignation, ein Entmachtet-Sein aufscheint, offenbar weil sie wenig Aussicht haben, dem Bildungsauftrag der Behörde, für den sie ausgebildet wurden, gerecht zu werden.
Eine ältere Lehrerin berichtete mir, dass sie einst mit Begeisterung und mit Erfolg in Grundschulen gearbeitet habe, dass sie nun aber mit den Klassen des letzten Jahrzehnts selbst das Hauptziel, die Beherrschung der Grundlagen: Lesen, Schreiben und Rechnen bis zum Alter von 10 Jahren, immer seltener habe erreichen können: „Seit die antiautoritäre Erziehung den Tenor der Schulpläne beherrschte, wurde es bald schwieriger, allein nur den Lärmpegel in der Klasse so zu senken, dass man mit einer gewissen Konzentration der meisten Kinder rechnen konnte. Wir Lehrer verloren einfach unsere vorher vorhandene Autorität, und damit vervielfältigte sich die Unaufmerksamkeit der Schüler. Die Kinder steckten sich damit gegenseitig geradezu an, und damit schoss die Undiszipliniertheit immer mehr in die Höhe. Und diese für ein Lernklima ungute Situation hat sich jetzt noch in dramatischer Weise verschärft. Jetzt wird es nun auch noch durch die Immigration immer schwerer, dass die Kinder direkte Anweisungen überhaupt noch befolgen: 'Bitte schreibt die Worte, die ich Euch an die Tafel schrieb, jetzt noch einmal in Eure Hefte', ordnete ich jüngst in einer Klasse mit Drittklässlern an. Da sprang ein Mädchen auf und rief laut: 'Das machen wir nicht!' Sie erreichte damit, dass fünf weitere muslimische Schülerinnen hochsprangen, während die anderen die Stifte fallen ließen. Ich holte die Aufrührerin nach vorn und sagte freundlich zu ihr – sie war erst vor kurzem der Klasse hinzugefügt worden: 'Aber jetzt bist du hier in unserer Schule und da muss man tun, was der Lehrer sagt.' Daraufhin erwiderte sie: 'Mein Vater hat gesagt, ich soll nicht etwas abschreiben, was die Lehrerin auf die Tafel schreibt.' In der Klasse war inzwischen eine allgemeine Unruhe entstanden. Einige hatten ihre Butterbrote herausgeholt, andere für den Heimweg ihren Rucksack schon geschlossen, und ich schaffte es nicht, dass dieser schlichte Lernversuch zur Durchführung kam.“ Und die Lehrerin fuhr fort: „Das ist nur ein einziges Beispiel einer allgemeinen Situation der Wehr- und Hilflosigkeit von uns Lehrern. Ich habe meinen Elan, meine Freude am Beruf verloren. Werde ich die letzten 5 Jahre bis zur Pensionierung noch durchhalten können, zumal die Belastung mich weitgehend schlaflos macht und meine Magenprobleme immer häufiger werden? Ich muss nun wohl doch einen Antrag auf vorgezogene Entlassung aus dem Schuldienst stellen.“
Trauer, tiefe Trauer stand während dieses Berichts in den Augen der bewähren Grundschullehrerin.
Ganz ohne Frage ist durch den Zustrom der Migranten nun also noch eine Verschärfung der ohnehin schon höchst bedenklichen Lage in der Schulpädagogik entstanden. Aber wie die jüngsten Zahlen einmal mehr belegen, sind die neuen Probleme lediglich ein Zusatz in einer allgemein schwer bedenklichen Situation. Die so häufig gewordene motorische Unruhe, heute als ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) benannt, ist lediglich eine der Schwierigkeiten, die es der heutigen Kindergeneration fast sogar schon verunmöglicht, per Schule in die Kultur des jeweiligen Landes hineinzuwachsen und in ihr heimisch zu werden. Die Erstsymptome der Verhaltensstörungen lassen immer weniger Kinder aus. Ablenkbarkeit und trotzige Selbstbehauptung steigern sich zu Widersetzlichkeit und Aggressivität. Inversive Symptome wie Nägelkauen, Haarereißen, Zähneknirschen und Einnässen, orale Symptome wie Nasch- und Stehlsucht sind mittlerweile in einem erschreckenden Ausmaß im Grundschulalter vorhanden. Weil bei diesen Kindern in ihrem Umfeld offenbar ein gesundes Wachstum von Seele und Geist – meist durch Unwissenheit der Erwachsenen - oft schon im Kleinkindalter behindert worden ist, sind sie gekennzeichnet durch ein wirres, aus dem seelischen Defizit herausquellendes Suchen, Suchen und Suchen nach dem Richtigen, ohne zu wissen, was sie suchen.
Doch sie suchen allemal das Nest, in dem sie sich geschützt entfalten können, und die Bedingung dafür ist - auch für die Kreatur Mensch wie für eine Vogelmutter und einen Vogelvater -, dass die für den jeweiligen Nachwuchs Verantwortlichen gemeinsam dafür so lange auf dem Posten stehen, bis die Sprößlinge flugfähig sind! Sagen Sie mir bitte nicht, dass das für uns Menschen nicht gilt! Für eine kundige, gottesfürchtige Regierung ließen sich dazu sogar durchgängig erfolgreiche, realistische Programme entwickeln. Wir haben das im Einzelnen längst ausprobiert.
Was für einen Zustand haben wir stattdessen jetzt? Jetzt brauchen wir in der Tat in später Stunde einen Jona, der in dieses Ninive geht und ruft: „Es sind noch 40 Tage, so wird Ninive untergehen!“ (2)
Seit vollen 50 Jahren ließ sich diese Entwicklung voraussagen, weil sich einmal mehr eine schon beschädigte Gesellschaft anmaßte, sie könnte sich nun ganz einem neuen Zeitgeist verschreiben, der allein zu wissen meint, was gut und was böse ist, und der vorgibt, das mithilfe von Grenzenlosigkeiten des eigenen Verhaltens erreichen zu können. Wenn dabei aber unumstößliche Naturordnung missachtet wird, so geht das schief – auf der ganzen Linie! Aus der Geschichte schon lässt sich das lernen.
Wie einst bei Ninive kann uns nun nur noch Umkehr und Aufbruch der Bevölkerung sowie das Erbamen Gottes mit all den Eltern, die auch heute immer noch das Beste für ihre Kinder wollen, aus dieser Fäulnis heraushelfen.