Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen nimmt zu

<p>Dass sich Kinder und Jugendliche auf dem Schulhof einer Rangelei aussetzen gehört zum Leben Heranwachsender dazu. Schon früher gab es unter Kindern Streit und Auseinandersetzungen die nicht nur verbal ausdiskutiert wurden. Jugendliche testen so ihre Grenzen und die Kinder sind, im wahrsten Sinne des Wortes “mit einem blauen Auge“ davon gekommen.</p> <p>Heute sieht das ganz anders aus: Nicht nur durch die Corona-Zeit, schon mit der Digitalisierung und dem folgenden sozialen Medien ist die Gewalt von der Straße oder dem Schulhof in das Netz umgezogen. Alles verlagert sich ins WWW (World Wide Web) und somit in die Handys der Kinder und Jugendlichen. Und auch Mädchen haben in den vergangenen Jahren die Zahlen in der Kriminalitätsstatistik nach oben getrieben. Mädchen von 10 und 18 Jahren schlagen heute genauso enthemmt zu wie die Jungs, nur nicht so oft. Studien zeigen, dass die Jungen gegenüber den Mädchen bei Delikten einfacher Körperverletzung schon im Verhältnis 3:1 dominieren, bei den schweren, gefährlichen Körperverletzungen mit 6:1, bei den Raub- und Tötungsdelikten mit 8:1.</p> <p>Sie können dort ungefiltert ALLES sehen, ob es nun für ihr Alter geeignet ist oder nicht. Denn heutzutage werden brutalste Schlägereien die nicht selten mit lebenslangen Verletzungen, Behinderungen oder sogar mit dem Tod enden, von den Herumstehenden gefilmt und sofort im Internet verbreitet. Es ist unfassbar. Niemand ruft Hilfe in Form von Polizei oder Krankenwagen wenn der Verletzte schon blutend am Boden liegt. Die Gewaltbereitschaft ist so hoch, dass dann immer noch auf den Kopf eingetreten und geschlagen wird, gleichgültig aller Konsequenzen.</p> <p>Im Jahr 2021 wurden 154.889 Jugendliche von der Polizei als Tatverdächtige ermittelt. Das LKA in NRW hat folgende Zahlen für das Lagebild der Jugendkriminalität und Jugendgefährdung veröffentlicht:</p> <p>Kriminalität an Schulen<br>Die Anzahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren bei Straftaten an Schulen ist vom Jahr 2019 auf das Jahr 2020 um 34,9 Prozent (2019: 8.698; 2020: 5.662) gestiegen.</p> <p>Straftaten mit dem Tatmittel Internet<br>Straftaten, begangen mit dem Tatmittel Internet, zeigen, bezogen auf die unter 21-jährigen Tatverdächtigen, von 2019 auf 2020 einen Anstieg von 21,0 Prozent (2019: 4.390; 2020: 5.310).</p> <p>Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung<br>Die Anzahl der unter 21-Jährigen, die Verdächtige einer Straftat gegen die sexuelle Selbstbestimmung waren, ist vom Jahr 2019 auf das Jahr 2020 um 41,6 Prozent (2019: 3.643; 2020: 5.158) gestiegen. Die Zuwächse liegen insbesondere in den Bereichen der Verbreitung, des Erwerbs, des Besitzes und der Herstellung kinder- und jugendpornographischer Schriften.</p> <p>Das Portal der Kinder- und Jugendhilfe zeigt wie Gewaltbereitschaft entsteht. Eine Studie des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt belegt die Zusammenhänge zwischen emotionaler Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen ebenso die sogenannten dunklen Persönlichkeitseigenschaften und Gewaltbereitschaft. Dies passiert mit emotional vernachlässigten Kindern und Jugendlichen. Auch durch strafende und kontrollierende Eltern werden sogenannte dunkle Persönlichkeitsstörungen wie Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie entwickelt.</p> <p>Dr. Alexander Yendell und Professor Dr. Oliver Decker fordern vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse die Erziehung von Kindern- und Jugendlichen auf die politische Agenda zu setzen. Gleichzeitig kritisieren sie, dass sehr viel Geld für Sicherheit und jüngst in Militär investiert wird, dabei werde allerdings vergessen, dass der Nährboden für Gewalt in der frühen Sozialisation liege. „Wir bekommen die Grausamkeit und Gewalt auf dieser Welt nur in den Griff, wenn wir dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche liebevoll und ohne verbale, physische und sexuelle Gewalt aufwachsen“, so Alexander Yendell.</p>