Gewalt gegen Lehrkräfte wächst an deutschen Schulen

Gewalt gegen Lehrkräfte wächst an deutschen Schulen

Eine repräsentative Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) zeigt: Gewalt gegen Lehrkräfte ist nach wie vor ein gravierendes Problem an deutschen Schulen – und nimmt weiter zu. Besonders Besorgnis erregend sind Bedrohungen, Beleidigungen und Mobbing, die laut der aktuellen Forsa-Befragung in erschreckendem Ausmaß vorkommen.

Alarmierende Zahlen

60 Prozent der befragten Schulleitungen gaben an, dass körperliche und psychische Gewalt in den letzten fünf Jahren an ihren Schulen zugenommen hat. Nur vier Prozent verzeichneten einen Rückgang. Zwei Drittel der Schulleitungen berichten von Fällen, in denen Lehrkräfte beschimpft, bedroht, beleidigt oder gemobbt wurden.

Die digitale Welt spielt dabei eine zunehmend negative Rolle: 36 Prozent der befragten Schulen berichteten von Bedrohungen gegen Lehrkräfte über das Internet. Auch körperliche Übergriffe sind keine Seltenheit – 35 Prozent der Schulen erlebten entsprechende Vorfälle.

Besonders junge Schulleiter betroffen

Besonders jüngere Schulleitungen sowie Leitungen an Haupt-, Real- und Gesamtschulen berichten von einer Zunahme der Gewalt. Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des VBE, sieht darin auch einen gesellschaftlichen Wandel: „Das soziale Klima ist rauer geworden, und das spiegelt sich an den Schulen wider. Was früher als Kavaliersdelikt galt, wird heute als Gewalt anerkannt – und das ist ein Fortschritt.“

Kritik an Politik und Schulbehörden

Trotz des wachsenden Bewusstseins für das Problem fehlt es laut Brand an konkreten Maßnahmen, um Lehrkräfte besser zu schützen. „Es hat sich in den letzten Jahren nichts getan, um Lehrer vor Übergriffen zu bewahren. Die Politik muss den Schutz von Lehrkräften endlich ernst nehmen“, forderte er. Dazu gehöre nicht nur eine bessere juristische und psychologische Unterstützung, sondern auch eine stärkere Zusammenarbeit mit Institutionen wie der Polizei.

Was Schulen brauchen

Drei Viertel der befragten Schulleitungen halten eine bessere Personalausstattung, interdisziplinäre Teams und stärkere Kooperationen mit staatlichen Institutionen für essenziell. Präventionsmaßnahmen wie Demokratiebildung oder Zertifizierungsprogramme bewerten sie hingegen als weniger zielführend.

Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen, dass der Handlungsbedarf groß ist. Gewalt an Schulen ist kein Einzelfall, sondern ein systematisches Problem, das mehr Engagement und gezielte Maßnahmen erfordert.