Gewalt an Schulen bleibt auf hohem Niveau – Politische Reaktionen fehlen

Gewalt an Schulen bleibt auf hohem Niveau – Politische Reaktionen fehlen

Die Gewalt gegen Lehrkräfte in deutschen Schulen bleibt auf einem alarmierend hohen Niveau, wie eine aktuelle Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) zeigt. 

Die Befragung von Schulleitungen, die in regelmäßigen Abständen vom Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt wird, bestätigt die langjährige Tendenz: Seit 2018 sind die Zahlen der Gewaltvorfälle gestiegen und stagnieren derzeit auf hohem Niveau. Demnach wurden in den letzten fünf Jahren 65 Prozent der Schulen mit psychischer Gewalt gegen Lehrkräfte konfrontiert (2018: 48%), während 35 Prozent von physischen Übergriffen berichteten (2018: 26%). Besonders auffällig ist auch der Anstieg von Cybermobbing: 36 Prozent der Schulleitungen gaben an, dass Lehrkräfte Opfer von Cybermobbing wurden, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den 20 Prozent von 2018.

Trotz dieser alarmierenden Zahlen bleiben die politischen Reaktionen aus. In der Umfrage wird insbesondere auf die unzureichende Unterstützung durch die Schulbehörden hingewiesen. Schulleitungen beklagen häufig uneinsichtige Täter und kooperationsunwillige Eltern. Zudem wird die hohe bürokratische Hürde bei der Meldung von Gewaltvorfällen als problematisch empfunden. Fast ein Fünftel der Schulleitungen berichteten, dass die Meldung von Gewaltvorfällen bei den Schulbehörden nicht erwünscht sei.

Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des VBE, kritisierte erneut das Versagen der Politik im Umgang mit dem Thema Gewalt an Schulen: „Seit 2020, als die Zahlen einen dramatischen Anstieg verzeichneten, hat sich nichts getan, um die Lehrkräfte besser zu schützen. Die Werte stagnieren oder steigen sogar weiter. Es ist unerträglich, dass Lehrkräfte weiterhin in diesem hohen Maße Opfer von Gewalt werden, während sie ihrem Dienst nachgehen.“ Besonders dramatisch ist die Situation an Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Förder- und Sonderschulen, in denen psychische und körperliche Gewalt deutlich häufiger vorkommt.

Die Täter kommen überwiegend aus dem Umfeld der Schüler und deren Eltern. Während physische Übergriffe fast ausschließlich von Schülern ausgehen, sind Eltern häufige Täter bei psychischer Gewalt. In einigen Fällen, insbesondere im Zusammenhang mit den coronabedingten Hygienemaßnahmen, wurden auch schulfremde Personen zu Tätern. Brand fordert, dass der Dienstherr endlich Maßnahmen ergreift, um diese Entwicklung zu stoppen und den Lehrkräften den nötigen Schutz zu bieten.

Darüber hinaus sehen viele Schulleitungen im Bereich der Prävention erhebliche Hürden. Der anhaltende Personalmangel hindert Schulen daran, wirksame Präventionsmaßnahmen umzusetzen. Zudem wünschen sich die Schulleitungen eine engere Zusammenarbeit mit staatlichen Institutionen wie der Polizei sowie die Unterstützung durch multiprofessionelle Teams. Nur gut die Hälfte der Schulen ist zudem mit einem zweiten Alarmsignal ausgestattet, das im Falle eines Amoklaufs den Lehrkräften und Schülern helfen würde, sich in Sicherheit zu bringen.

Die Umfrage zeigt einmal mehr, dass die Gewalt an Schulen nicht nur ein Randphänomen ist, sondern eine ernsthafte Herausforderung darstellt, die dringend politische Maßnahmen erfordert. Die Situation verlangt nach sofortigem Handeln, um den Schutz und die Sicherheit der Lehrkräfte zu gewährleisten.