Gefahren durch Cybermobbing

Christiane Jurczik

Kinder werden in der Schule beleidigt, beschimpft, verachtet und provoziert und kommen ungewollt auch mit Sex und Gewalt in Berührung. Vieles davon fällt unter das Strafrecht.

Unter Cyber-Mobbing (Synonym zu Cyber-Bullying) versteht man das absichtliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen anderer mithilfe von Internet- und Mobiltelefondiensten über einen längeren Zeitraum hinweg. Der Täter – auch „Bully“ genannt – sucht sich ein Opfer, das sich nicht oder nur schwer gegen die Übergriffe zur Wehr setzen kann. Zwischen Täter und Opfer besteht somit ein Machtungleichgewicht, welches der Täter ausnutzt, während das Opfer sozial isoliert wird.

Cyber-Mobbing findet im Internet (in sozialen Netzwerken, Video-Portalen) und über Smartphones (WhatsApp, lästige Anrufe etc.) statt. Oft handelt der Bully anonym, sodass das Opfer nicht weiß, von wem genau die Angriffe stammen. Teils wird das Mobbing online weitergeführt, teils beginnt Mobbing online und setzt sich dann im Schulalltag fort. Aus diesem Grund sind Mobbing und Cyber-Mobbing in der Mehrheit der Fälle nicht voneinander zu trennen.

Cyber-Mobbing endet nicht nach der Schule oder der Arbeit. Weil Cyber-Bullies rund um die Uhr über das Internet angreifen können, wird man sogar zu Hause von ihnen verfolgt. Die eigenen vier Wände bieten also keinen Rückzugsraum vor Mobbing-Attacken.

Posts, die elektronisch verschickt werden, sind - sobald sie online sind - nur schwer zu kontrollieren. Daher ist das Ausmaß von Cyber-Mobbing größer als beim Mobbing offline. Inhalte, die man längst vergessen hat, können immer wieder an die Öffentlichkeit gelangen und es Opfern erschweren, darüber hinwegzukommen.

Zahlen und Fakten:

In der Altersgruppe der Zwölf- bis 19-Jährigen geben Zwei Fünftel (37 Prozent) an, dass in seinem Bekanntenkreis schon einmal jemand im Internet oder per Handy fertig gemacht wurde. Mädchen haben dies mit 42 Prozent schon häufiger mitbekommen als Jungen (31 Prozent). Je älter die Jugendlichen sind, desto höher ist der Anteil derer, die schon von so einem Fall erfahren haben.

Bei der Betrachtung des Bildungshintergrunds zeigt sich, dass an Gymnasien mit 33 Prozent weniger Jugendliche von dieser Problematik betroffen sind als bei den Schultypen Real-oder Hauptschule (45 Prozent).

Cybermobbing, Sextin und Cybergrooming – Begriffe, die viele Eltern noch nie gehört haben, im Leben vieler Kinder aber Alltag sind.

"Die Welt da draußen, so verroht sie manchmal ist, so schlampig und vulgär, so sexistisch und rassistisch und antisemitisch, ist in der Welt der Kinder angekommen", schildert Simone Fleischmann, Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV).

Eine große Rolle spielen dabei die sozialen Medien, die die Kommunikation in der Gesellschaft verändert haben – und damit auch die Kommunikation in den Schulen.

"Wenn man früher Konflikte zwischen Schülern hatte, dann hat man das gesehen, dann gab es eine Prügelei oder einen lautstarken Streit. Da konnte man als Pädagoge eingreifen", schildert Ilka Hoffmann, die Schulexpertin der Bildungsgewerkschaft GEW. "Jetzt läuft das alles verdeckt ab."

Das Fatale ist: "Die Opfer suchen die Ursachen bei sich. Das führt zu ganz massiven Selbstwertschädigungen", erklärt Schulexpertin Hoffmann. Die meisten zögen sich stark zurück. Während Jungs manchmal aggressiv würden, komme es bei Mädchen häufiger zu selbstverletzendem Verhalten.

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