Gefahr aus dem Internet: Cyber-Grooming

Christiane Jurczik

Beim Cyber-Grooming (englisch: anbahnen, vorbereiten) geben sich erwachsene Menschen im Internet, besonders in Chats oder sozialen Netzwerken wie Facebook, als Jugendliche aus. Sie erschleichen sich anonym das Vertrauen von Kindern mit dem Ziel, ihre jugendlichen Chatpartner auch im wahren Leben zu treffen und sie zu missbrauchen.

Diese abartige Hinterhältigkeit wird durch die Anonymität des Internets möglich. Die Täter können sich hinter einer Scheinidentität verstecken und müssen in der Regel nicht befürchten, dass ein Kind sie als Erwachsener identifiziert oder dass es seinen Aufenthaltsort bestimmen kann.

Die Täter suchen ganz gezielt Kontakt zu Kindern über beliebte Dienste wie Messenger, soziale Netzwerke, Videoportale oder Online-Spiele. Meistens nutzen sie hierzu ein Schein-Profil und geben sich dabei als etwa gleichaltrigen Nutzer aus. In einigen Fällen täuschen sie Kindern auch vor, z.B. bei einer Modelagentur oder einer Zeitschrift zu arbeiten, die junge Talente suchen.

In den sozialen Netzwerken sprechen sie ganz gezielt Kinder und Jugendliche an. Sie machen ihren Komplimente, lassen sich private Details schildern und geben sich als verständnisvolle und einfühlsame Kinder oder Jugendliche aus. Auf diese Weise möchten sie sich das Vertrauen der jungen Internetnutzer erschleichen. Oft geht das mit einer sexuellen Belästigung einher. Sie lassen sich zum Beispiel intime Fotos der angesprochenen Kinder und Jugendlichen schicken, belästigen sie verbal oder fordern ihre minderjährigen Chatpartner dazu auf, sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen und diese mit der Webcam zu filmen.

Das Ziel ist sexueller Missbrauch

In vielen Fällen versuchen diese sogenannten Groomer, sich auch außerhalb des Chatrooms oder des sozialen Netzwerks, im wahren Leben, mit den Jugendlichen zu verabreden. Das Ziel ist dann häufig der sexuelle Missbrauch der jungen Chatpartner.

Das größte Risiko gehen sie ein, wenn sie sich mit Fremden verabreden, die sie nur aus dem Internet kennen. Um das Risiko zu minimieren, ist es wichtig, dass Eltern mit ihrem Kind altersgerechte Online-Angebote auswählen, Sicherheitsregeln vereinbaren und sich dafür interessieren, mit wem es wo online in Kontakt steht.

Laut KIM-Studie 2016 erlebten drei Prozent der Kinder zwischen sechs und 13 Jahren problematische Kontaktversuche von Fremden, zwei Prozent schon mehrmals. Mädchen waren zu vier Prozent einmal und zu einem Prozent mehrmals betroffen. Jungen machten zu zwei Prozent einmal schlechte Erfahrungen und zu 3 Prozent mehrmals. Ältere Kinder erlebten häufiger problematische Kontaktversuche als jüngere. Auf Nachfrage, wo genau unangenehme Konfrontationen passiert seien, nennen 38 Prozent Facebook, 30 Prozent das Chatten allgemein und elf Prozent WhatsApp.

Die Kinder schützen

Wichtig ist, dass Eltern die Geräte sicher einrichten, auf altersgerechte Angebote achten und mit ihrem Kind Regeln für die Online-Kommunikation über Chats, Onlinespiele bis hin zu Videoplattformen festlegen. Weiterhin können Eltern ihr Kind über Kontaktrisiken und die Gefahren beim Veröffentlichen privater Daten und Bilder aufklären, sich gesprächsbereit zeigen und vereinbaren, dass es sich bei Problemen an sie wendet, ohne Verbote fürchten zu müssen.

Mit Informationen aus schau-hin.info vom 6. März 2017