Folge der sexuellen Verwahrlosung: Sexting - Das versenden von intimen Fotos

Dass sich Jugendliche der Risiken oft nicht bewusst sind, zeigt das jüngste Beispiel einer 15-Jährigen, die 700 Bilder und 100 Videos verschickt hat. Der heute 22-jährige Mann, der drei junge Frauen gezwungen hat ihm Nacktbilder und Videos zu schicken, stand nun vor Gericht.

Am Bezirksgericht Horgen ZH ist letzten Mittwoch der erste große Sexting-Fall der Schweiz verhandelt worden. Der Beschuldigte wurde zu 4,5 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Das Gericht sprach ihn wegen Vergewaltigung, sexueller Nötigung, sexueller Handlungen mit Kindern, teilweise versuchter Nötigung und Pornographie mehrfach schuldig.

Der Richter bezeichnete den Fall als «Lehrstück über die Gefahren des Internets». Er rechne damit, dass er in den kommenden Jahren immer wieder solche Geschichten auf seinem Pult haben werde. Viele junge Menschen seien sich der Gefahren beim Bilder verschicken nicht bewusst und kämen aus der Erpressungs-Spirale dann nicht wieder heraus.

So auch im vorliegenden Fall: Der Beschuldigte hatte von mehreren Mädchen Hunderte von Nacktbildern und Videos erpresst. Seinen Opfern, die er in Chats kennenlernte, drohte er jeweils damit, die Bilder zu veröffentlichen. Gleichzeitig versprach er ihnen, die Aufnahmen zu löschen, wenn sie ihm noch ein letztes Mal neue Bilder schickten. Sein Versprechen hielt er nie ein. Stattdessen steigerte sich sein Appetit. Eine 15-jährige Sekundarschülerin, die Hauptgeschädigte, musste ihm 700 Nacktbilder und rund 100 Videos schicken. Fast täglich verlangte er neues Material, forderte dabei immer explizitere Aufnahmen ihrer Geschlechtsteile und gab per WhatsApp Anweisungen, was sie mit sich anzustellen habe. Rund 100 Mal nötigte er sie auch zu Telefonsex.

Zwei Mal traf sich das verzweifelte Mädchen, das bis dahin Jungfrau war, zum Geschlechtsverkehr mit dem Beschuldigten - immer in der vergeblichen Hoffnung, dass er die Aufnahmen danach lösche. Der Mann spielte dasselbe Spiel noch mit zwei anderen Mädchen. Eines dachte an Selbstmord, um der Situation zu entkommen. Das zweite Mädchen drohte ihm mit der Polizei und schaffte es schließlich, den Kontakt abzubrechen.

Im Mai 2013 wurde der Beschuldigte verhaftet. Seither sitzt er im vorzeitigen Strafvollzug, zuerst in der Strafanstalt Pöschwies ZH, jetzt im Arxhof, einem Massnahmenzentrum für junge Erwachsene im Kanton Basel-Landschaft. Der Staatsanwalt kündigte bereits an, das Urteil ans Obergericht weiterzuziehen. Ihm ist die Strafe von 4,5 Jahren zu tief. Er verlangt eine Freiheitsstrafe von 6 Jahren.

Und diese Fälle häufen sich. Täglich bekommen Mitarbeiter von Notrufeinrichtungen Anrufe von verzweifelten Mädchen, die über solche Taten berichten.

Es stellt sich die Frage, warum junge Menschen, egal aus welchen sozialen Schicht, Nacktfotos von sich an Freunde oder sogar Fremde verschicken. Dass Teenager Dinge tun, die nicht immer mit Vernunft verknüpft sind, ist jedem bekannt. Aber dass sie nicht wissen, welche Folgen auf sie zukommen, ist schwer nachvollziehbar.

Könnte es sein, dass wir in unserer sexualisierten Welt, das Bewusstsein für Scham und Intimität verloren haben, dass es völlig ‘normal‘ ist, sich nackt zu zeigen? Das alles und immer möglich ist? In den Bilderfluten, denen wir täglich ausgesetzt sind und die uns zeigen, dass man nur sexy genug sein muss um Erfolgreich zu sein, ist es nicht verwunderlich das diese Art von Pornographie in den Smartphones unserer Kinder Einzug hält.

Mit Material aus Blick.ch