Flüchtlinge sofort in Regelklassen zu unterrichten, funktioniert nicht

Flüchtlinge sofort in Regelklassen zu unterrichten, funktioniert nicht

Der neue Leiter der Friedrich-Bergius-Schule in Berlin-Friedenau, Engin Çatik, will mit neuen Ansätzen die bestehenden Probleme der Schule angehen. Darüber berichtet das eher linksgerichtete Portal News4teachers am 6. Februar 2025. Dabei setzt er auf Willkommensklassen für geflüchtete Jugendliche ohne Deutschkenntnisse, einen gemeinsamen Sportunterricht für Jungen und Mädchen sowie eine Nulltoleranz-Strategie gegen Gewalt.

Willkommensklassen statt direkte Integration in Regelklassen

Bisher wurden geflüchtete Schüler ohne Deutschkenntnisse direkt in den Regelunterricht integriert. Çatik hält das für nicht praktikabel: „Es funktioniert nicht, wenn Schüler noch nie eine Schule besucht haben oder nur eine andere Schrift beherrschen.“ Daher sollen spezielle Willkommensklassen eingerichtet werden, um diesen Schülern eine bessere Eingliederung zu ermöglichen.

Neue Ansätze bei Disziplinarmaßnahmen

Von bisherigen Disziplinarmaßnahmen wie Hofdienst hält Çatik wenig. Er setzt stattdessen auf eine differenzierte Aufarbeitung von Fehlverhalten. „Sanktionen müssen sinnvoll sein und den Schülern verdeutlichen, was sie falsch gemacht haben.“ Dennoch werde Gewalt an der Schule nicht geduldet. Erst kürzlich habe ein Schüler einem Mitschüler Reizgas ins Gesicht gesprüht. „Das war ein Gesetzesverstoß, kein jugendliches Fehlverhalten.“ Die Polizei wurde eingeschaltet und ein Schulverweis wird geprüft.

Gemeinsamer Sportunterricht für Jungen und Mädchen

Bisher findet der Sportunterricht an der Bergius-Schule getrennt nach Geschlechtern statt. Das soll sich ändern. Çatik begründet seine Entscheidung mit der gesellschaftlichen Vorbereitung der Schüler: „Die Aufgabe einer Schule ist es, Jugendliche auf das Leben vorzubereiten, und dazu gehört der Umgang zwischen Mann und Frau.“ Falls es Bedenken von Eltern gebe, sei er bereit, das Gespräch zu suchen.

Reaktion auf den Brandbrief der Schule

Die Friedrich-Bergius-Schule geriet im November in die Schlagzeilen, als das Kollegium in einem Brandbrief auf massive Probleme mit Gewalt und respektlosem Verhalten aufmerksam machte. Auch die damalige Schulleiterin unterzeichnete das Schreiben und wurde daraufhin freigestellt. Çatik, der zuvor die Johanna-Eck-Schule in Tempelhof leitete, übernahm Ende Januar die Leitung. Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) zeigte sich zuversichtlich, dass er die Herausforderungen meistern werde.

 

Quelle: Welt online