
Fentanyl erreicht Berlin: Eine neue Drogengefahr für Abhängige
In Berlin hat die gefährliche Droge Fentanyl, die in den USA bereits seit Jahren Tausende von Todesfällen verursacht, nun auch die Hauptstadt erreicht. Fentanyl ist ein synthetisches Schmerzmittel, das bis zu 100 Mal stärker ist als Morphium. In den USA wird es oft Heroin beigemischt, um die Wirkung zu verstärken – eine Praxis, die nun auch in Berlin bekannt wird.
Im Januar dieses Jahres entdeckte die Drogen-Teststelle „Misfit“ in Kreuzberg erstmals Fentanyl in einer Probe Heroin. Von 16 getesteten Proben enthielt eine 11,2 Prozent Fentanyl, wie der Leiter der Teststelle, Tibor Harrach, berichtete. Fentanyl stellt für Drogenabhängige eine massive Gefahr dar, da bereits kleinste Mengen zu einer tödlichen Überdosis führen können.
Besonders in Gegenden wie dem Kottbusser Tor, einem bekannten Treffpunkt von Drogenabhängigen in Berlin, ist die Gefahr durch das gestreckte Heroin mit Fentanyl besonders groß. Viele Konsumenten berichten, dass das Heroin in Berlin immer schwächer wird. Um die gewünschte Wirkung zu erreichen, nehmen sie oft mehr Substanzen zu sich – und stoßen so auf die gefährliche Mischung.
Nils, ein 50-jähriger Abhängiger, der seit Jahren Heroin-Ersatzstoffe verwendet, erklärte, dass das schwächer gewordene Heroin die Dosisanpassung erschwert. „Das Heroin hat oft nur noch zwei Prozent Wirkstoff. Wenn dann noch Fentanyl dazu kommt, ist das lebensgefährlich“, so Nils. Fentanyl sei eine verstärkte Gefahr, vor allem für diejenigen, die die Droge in kleinen Mengen konsumieren und sich der Gefahr nicht bewusst sind.
Das Problem wird durch die aktuelle Situation in Afghanistan verschärft: Der Mohnanbau, der für die Heroinproduktion entscheidend ist, wurde dort von den Taliban stark eingeschränkt. Dadurch stieg die Nachfrage nach synthetischen Opioiden wie Fentanyl, die deutlich günstiger in der Herstellung sind und in illegalen Labors weltweit produziert werden.
In Berlin gab es bereits Fälle, in denen Fentanyl aus gestohlenen Pflastern für Krebspatienten gewonnen und illegal weiterverkauft wurde. Romano, ein 46-jähriger Abhängiger, erlitt vor einigen Monaten aufgrund von gestrecktem Heroin einen Schlaganfall. „Es war ein harter Schlag. Ich konnte plötzlich nicht mehr sprechen und musste mit einem Gegengift, Naloxon, wiederbelebt werden“, berichtet er. Auch er war nur dank der staatlich unterstützten Fixerstelle in der Lage, zu überleben, in der Naloxon vorrätig war.
Die zunehmende Verbreitung von Fentanyl in Berlin ist eine ernste Warnung. In den USA hat die Droge bereits unzählige Leben gefordert. Nun ist sie auch in Deutschland eine tödliche Bedrohung, die vor allem diejenigen betrifft, die mit Drogenabhängigkeit kämpfen. Doch trotz der Gefahr gibt es auch Hoffnung: Anders als in vielen anderen Ländern gibt es in Berlin Programme, die Abhängige mit Ersatzstoffen versorgen und auf die Gefahren aufmerksam machen. Doch wie lange wird es noch dauern, bis auch hier die Zahl der Toten steigt?